Zacharias erscheint ein Engel. Danach spricht er nicht mehr.

I-A! Ich bin Joram der Esel von Elisabeth und Zacharias. Ich bin schon lange Esel bei ihnen. Ich habe da ein gutes Auskommen. Ich werde ordentlich behandelt, habe genug Futter und Wasser und Elisabeth striegelt mir immer mal wieder das Fell. Was für ein Festtag ist das dann für mich.

Elisabeth und Zacharias leben ein ruhiges Leben. Zacharias ist Priester im Tempel von Jerusalem. Zweimal im Jahr muss er für eine Woche nach Jerusalem in den Tempel gehen. Er lebt dann da.

Elisabeth ist eine freundliche Frau, doch oft traurig. Lange habe ich nicht gewusst, warum Elisabeth so traurig ist. Aber dann hat sie es mir einmal beim Striegeln erzählt. Sie ist traurig, dass sie keine Kinder hat. Nun ist sie alt und kann ganz sicher keine Kinder mehr bekommen. Jetzt kann ich sie gut verstehen. Hier in unserem Land sind die Frauen, die keine Kinder bekommen, schlecht angesehen. Kinder gehören einfach dazu.

An der Unruhe im Haus merke ich, dass es bald wieder so weit ist, dass Zacharias zum Tempel-Dienst muss. Es ist alles etwas aufgeregter als sonst.

Und wirklich heute Morgen kam er und hat mich aus dem Stall geholt. Er hat mir seinen Proviant, seinen Wasserschlauch und mein Heu auf den Rücken geladen, dann hat er sich von Elisabeth verabschiedet, und schon zogen wir los.

Es war nicht viel los auf den Wegen, wir kamen gut voran. Es ist halt immer heiß und Schatten ist eher selten. Gut, dass Zacharias seinen Wasserschlauch ordentlich gefüllt hatte. Räuber waren keine unterwegs und wir kamen unbeschadet in Jerusalem an. Ich wurde in den Stall für die Tiere der Tempelmitarbeiter gebracht. Da kenne ich mich ja schon aus. Da ist es ganz ordentlich, und es ist ja nur für eine Woche. Zacharias streichelte mir noch zwischen den Ohren und verabschiedete sich von mir. Dass das das letzte Mal für lange Zeit war, dass ich seine Stimme hörte, habe ich nicht gewusst. Wie sollte ich auch sowas denken?

Also ich stand die ganze Woche im Stall, dann kam Zacharias wieder. Er wirkte ganz verändert. Ja, und er sprach nicht. Er sprach nicht mit mir, er sprach nicht mit den anderen Menschen im Stall. Er war wie stumm. Was ihm wohl die Stimme verschlagen hat? Bislang konnte er immer reden. Ich erinnere mich nicht, dass er jemals heiser war.

Zacharias und ich gingen nach Hause. Ob er wohl mit Elisabeth reden würde?

Als wir ankamen, stand Elisabeth vor der Haustür. Sie begrüßte freudig ihren Mann. Doch der sagte nichts! Gar nichts!

Elisabeth war ganz aufgeregt sie redete und fragte und redete. Doch Zacharias blieb stumm.

Also brachte mich Elisabeth in den Stall, versorgte mich mit Futter und Wasser und ging dann ins Haus.

Wenn ich nur wüsste, was passiert ist? Ich bin ja so neugierig. Doch wer sollte es mir erzählen?

Welch ein Glück, dass Elisabeth in diesen Wochen und Monaten öfters zu mir in den Stall kam, um mich zu striegeln. Immer erzählte sie mir ein kleines Puzzlestück von der verborgenen Geschichte. Das erste, dass ich erfuhr war, dass Zacharias am Tag als er seine Sprache verlor, das Los für das Räucheropfer gezogen hatte. Die Priester die Dienst im Tempel hatten, zogen morgens immer ein Los mit der Aufgabe für diesen Tag. Räucheropfer bedeutete, dass Zacharias im Innersten des Tempels war. Da, wo die Räucherbecken stehen. Er musste mit heißer Glut das Räucherwerk entzünden und den Duft sich entfalten lassen. Wenn dies getan war, ging Zacharias nach außen, da warteten die Menschen auf ihn und seine Worte. So auch an diesem Tag. Doch es dauerte und dauerte, die Menschen wurden schon leicht unruhig. Dann kam Zacharias etwas blass vor die Menschen, er öffnete seinen Mund, doch kein Wort kam über seine Lippen. Er gestikulierte mit seinen Händen, immer und immer wieder. Da verstanden die Menschen, die auf ihn gewartet hatten: Zacharias hatte eine Erscheinung. Irgendetwas Ungewöhnliches war beim Räucheropfer passiert.

Das war das Erste, was mir Elisabeth erzählt hatte. Ein Nachbar war unter den Menschen gewesen, die auf Zacharias gewartet haben, als er das Räucheropfer dargebracht hatte.

Nach und nach entstand die ganze Geschichte. Wie sie Elisabeth erfahren hat, ist mir nicht so klar, doch egal. Die Geschichte ist beeindruckend.

Also Zacharias geht in das Innerste im Tempel. Er ist ganz konzentriert. Räucheropfer ist eine wichtige Aufgabe, da darf nichts schiefgehen.

Und dann sah er ihn, den Engel. Er stand neben dem Räucheraltar. Zacharias erschrak und er fürchtete sich. Doch der Engel sagte: "Fürchte dich nicht Zacharias! Euere Gebete sind erhört worden. Ihr werdet einen Sohn bekommen. Du sollst ihn dann Johannes nennen. Viele werden sich mit euch freuen. Und, euer Sohn wird eine wichtige Aufgabe übernehmen für Gott. Schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein. Er wird das Volk Israel erinnern an Gott. Er wird viele wieder zurück auf den richtigen Weg bringen. Er wird die Menschen ermutigen sich gerecht zu verhalten."

Zacharias hat die Luft angehalten und zugehört. Dann fragte er den Engel: "Woran werde ich erkennen, dass das alles so kommt, wie du sagst? Du weißt, dass Elisabeth und ich schon alt sind."

Der Engel richtete nochmals seine Worte an Zacharias: "Du glaubst mir nicht? Gott hat mich zu dir gesandt, dir diese Nachricht zu bringen. Doch höre: Du wirst stumm sein bis zu dem Tag, an dem das Kind geboren wird."

Stimmt! Stumm war Zacharias nun schon viele Wochen.

Und dann kam eines Tages Elisabeth zu mir in den Stall. Es kam mir vor, als schwebte sie, als wäre sie von innen beleuchtet. Sie strahlte. Sie kraulte mir die Ohren und flüsterte: "Joram, Eselchen, du wirst es mir nicht glauben, doch ich bekomme wirklich ein Kind. Ein Kind in meinem Alter. Ich habe es nicht mehr erhofft. Doch Gott ist mir und Zacharias gnädig. Nun werden mich die Frauen am Brunnen beim Wasserholen nicht mehr komisch anschauen und hinter meinem Rücken flüstern: 'Was hat sie nur gemacht, dass sie keine Kinder bekommen kann?' Ach was bin ich glücklich und danke Gott."

Ich freute mich mit Elisabeth. Es war eine Wonne, sie so glücklich zu sehen. Und natürlich bin ich gespannt, ob es wirklich ein Junge wird, ein besonderer Junge.

Und nächste Woche bekommt Maria Besuch, auch von einem Engel. Und wem erzählt sie, was passiert ist? Ihrer Eselin Sulaika.

Lk 1,5-25

2.12.2023

Zurück
Zurück

Ein Engel besucht Maria. Maria ist danach ganz durcheinander.

Weiter
Weiter

Thomas genießt einen ruhigen Tag. Die Stille lädt ihn ein nachzudenken.