Das Baby Jesu im Tempel von Jerusalem

I-A, erinnerst du dich an mich? Ich bin Sulaika, die Eselin von Maria. Mir hat sie ihr Geheimnis erzählt, als der Engel sie besucht hat. Ich habe sie zu Elisabeth und Zacharias begleitet. Und die letzten Tage auf dem Weg nach Bethlehem habe ich sie viel getragen.

Nun sind wir schon wieder auf Reisen. Unser Ziel ist der Tempel in Jerusalem. Josef und Maria wollen Jesus in das Gotteshaus bringen. Das ist den frommen Menschen unserer Zeit wichtig. Auch wollte die junge Familie ein Opfer darbringen. Also sind wir losgezogen. Immer wieder mussten wir unterwegs Pausen machen. Der kleine Jesus hatte Hunger und musste gestillt werden. Es dauerte eine Weile, bis wir die Mauern von Jerusalem oben am Berg sahen. Auch den Tempel sahen wir. Prächtig sah er aus. Und dann ging es hinein in die Stadt mit ihren vielen Gässchen und Menschen. Wie aufregend. Hier Händler, dort Händler. So eine große Stadt ist schon viel unruhiger als unser überschaubares Nazareth. Wir kamen zum Tempel und Josef brachte mich in den Stall für die Tiere.

Was für eine Überraschung ich da erlebte, ihr werdet es kaum glauben. Josef band mich an einer freien Öse fest. Das bedeutete: hier ist Platz für mich. Er füllte einen Eimer mit Wasser und stellte ihn mir hin und legte etwas Heu dazu. Dann streichelte er mich zwischen den Ohren und sagte: "Sulaika, hier ist jetzt für die nächsten zwei, drei Tage dein Platz. Ich schaue immer wieder vorbei und bringe frisches Wasser und Heu. Vielleicht findest du ja nette Gesellschaft hier." Dann ging er weg.

Nette Gesellschaft? Ich schaute mich um. Ja, da waren auch andere Esel. Es war dämmrig in dem Stall, so genau konnte ich nicht die anderen Tiere erkennen. Nun ich war ja auch müde von der Reise und fand etwas Ruhe nicht schlecht.

Auf einmal stupste mich der Esel neben mir. "Hey, kennst du alte Freunde nicht mehr?", fragt er mich. Ich war ganz verdattert. "Wie? Alte Freunde?" "Sind wir keine alten Freunde?", fragt er wieder. "Du warst wochenlang bei mir in meinem Stall gestanden. Ich dachte, wir wären Freunde."

Ach, du liebe Zeit. Jetzt kapiere ich, was los ist. "Joram! Was für eine Freude! Tut mir leid, dass ich mich nicht ordentlich umgeschaut habe, ich war so müde vom Weg." Ich freute mich sehr. Schon war der Stall für mich vertraut. Wir erzählten uns von den vergangenen Monaten. Joram von der Geburt von Johannes. Ich vom Weg nach Bethlehem und der Geburt von Jesus und den Hirten. Wir hatten viel zu erzählen. Gerne hätten wir gewusst, was wohl im Tempel los war. Was Josef, Maria und Jesus dort machten. Und Zacharias war auch dort. Er hatte wieder seine Dienstwoche.

Doch ich musste mich gedulden. Immer wieder kam Josef mit Wasser und Heu. Doch er erzählte nichts.

Erst auf dem Heimweg erfuhr ich von Maria, was alles im Tempel geschehen war. Schade, dass Joram es nicht hörte. Doch wer weiß, vielleicht besuchen Maria und Jesu mal Elisabeth mit den kleinen Johannes, dann erzähle ich Joram, was ich erfahren habe.

Langsam gingen wir den Berg hinunter ins Jordantal. Maria war mit ihren Gedanken weit weg. Immer wieder erzählte sie von dem, was ihr Herz bewegt.

Gleich am Anfang, als sie in den Tempel kamen, kam ein sehr alter Mann, Simeon, zu ihnen. Er strahlte das Baby Jesus an. Seine Augen leuchteten. Vorsichtig nahm er Jesu auf den Arm. Er blickte zum Himmel, er sprach mit Gott. "Jetzt, Gott, kann ich in Frieden sterben. Jetzt habe ich sie gesehen, die Rettung, die du der Welt geschickt hast. Das Licht, das du für die Völker leuchten lässt." Dann drückte Simeon das Baby wieder Maria in den Arm. Er segnete Maria und Jesus: "Dieses Kind wird vieles verändern, nicht alle werden sich daran freuen. Es wird auch schmerzlich sein."

Über dieses 'schmerzlich sein' habe ich viel nachgedacht. Was wird passieren?

Ich hatte keine Idee.

Einige Tage später erzählte Maria auf dem Weg, dass auch eine alte Frau, Hanna, eine Prophetin, die im Tempel lebte, zu ihnen kam und Gott lobte. Sie erzählte allen, dass dieses Kind Jesus die Rettung Jerusalem sein wird. Die Rettung, die sehnsüchtig erwartet wird.

Ich erinnerte mich wieder an den Engel, der Maria besuchte, und was er alles über dieses Jesuskind erzählt hatte. "Dieses Kind ist für Großes bestimmt. Er wird Sohn Gottes genannt werden. Er wird ein großer König und seine Herrschaft wird niemals aufhören."

Und dann die Sache mit den Hirten, die in den Stall in Bethlehem kamen, die von den Engeln auf dem Feld gesprochen haben, die vom Retter und vom Gottessohn erzählt haben.

Jetzt die Geschichten mit Simeon und Hanna. Es ist schier nicht zu glauben. Doch dieser Jesus muss ein besonders Kind sein, ein besonderer Mensch! Gott hat wirklich großes mit ihm vor.

Und ich, Sulaika war dabei, von Anfang an.

Gemütlich trabte ich meinen Weg weiter. Und war stolz.

Ab nächster Woche geht es um Amos. Er war Prophet - nein, eigentlich Schafhirte. Doch dann hatte er den Auftrag von Gott, den Menschen zu erklären, was Gott wichtig ist. Das ist keine leichte Aufgabe. Und Amos hat sich damit oft unbeliebt gemacht.

Lk 2, 21-39

13.1.2024

Zurück
Zurück

Amos wird Prophet! Seine Schafe und Maulbeerfeigenbäume müsse eine Weile ohne ihn auskommen.

Weiter
Weiter

Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen! Jahreslosung 2024.