Amos wird Prophet! Seine Schafe und Maulbeerfeigenbäume müsse eine Weile ohne ihn auskommen.

Heute darf ich dir Amos vorstellen.

Es geht ihm gut. Er hat ausreichend zu essen. Wenn er möchte, kann er sich ein neues Gewand kaufen. Er besitzt eine große Schafherde und viele, viele Maulbeerfeigenbäume. Damit hat er natürlich auch Arbeit. Die Schafe müssen gehütet werden, sie brauchen gute Weideplätze, sie brauchen Wasser. Sie müssen geschoren werden, und ihre Wolle muss verkauft werden. Und mit den Maulbeerfeigenbäumen ist es so ähnlich. Amos muss schauen, dass sie ausreichend Wasser haben. Manchmal muss ein Ast geschnitten werden. Kurz vor der Ernte der Maulbeerfeigen, da gibt es richtig viel Arbeit. Alle Früchte müssen angepiekst werden. Mit etwas Scharfem, Spitzen geht das ganz gut. Die Früchte brauchen das, um richtig reif zu werden. In den Tagen hat Amos richtig viel zu tun. Die Bäume sind ja auch nicht klein. Die können 10 bis 15 Meter hoch werden. Da muss Amos ganz schön klettern. Kaum ist er mit dieser Arbeit fertig, fängt er wieder beim ersten Maulbeerfeigenbaum an. Denn jetzt sind die Früchte reif und müssen geerntet werden. Wieder Kletterei. Doch wenn dann die Körbe alle voll sind und zum Markt gebracht werden, dann ist das ein sehr gutes Gefühl. Die Maulbeerfeigen sind ein beliebtes Obst und werden gerne gekauft.

Wenn ein Baum alt oder krank ist, dann kann Amos mit dem Holz des Baumes immer noch ein gutes Geschäft machen. Das Holz ist nicht so hart wie Zedernholz, doch für den Alltag ist es bei den Schreinern und Zimmerleuten sehr beliebt. Es ist hält was aus und hatte eine lange Lebensdauer, und es ist deutlich billiger als Zedernholz.

Also du siehst, Amos hat ein gutes Auskommen. Er hat eine abwechslungsreiche Arbeit, mit der er seinen Unterhalt verdienen kann.

Das ist die eine Seite von Amos.

Dann hat er noch eine andere Seite. Er ist gebildet und interessiert, dazu ein aufmerksamer Beobachter.

Schon als Kind hat er die Geschichten der Thora kennengelernt. Viele kann er auswendig. z.B. die Geschichte von Mose, die Geschichte der Arche Noah, die Geschichte von Josef und die vom König David, natürlich die 10 Gebote. Amos interessiert sich aber auch für die Geschichte seines Landes. Er wohnt in Juda, das ist das Südreich des großen Reichs Israels und dann gib es noch das Nordreich, das sich Israel nennt. Amos trauert dem großen, gemeinsamen Reich etwas nach. Damals als König David regierte. Ja, damals.

Amos weiß viel zur Geschichte und zur Teilung des Landes. Und er macht sich so seine Gedanken darüber.

Gerne tauscht er sich mit anderen Menschen darüber aus. Er ist ein geschätzter Gesprächspartner und seine scharfe, spitze Zunge bringt manchen zum Schmunzeln. Es ist aber auch zu köstlich, wie er Dinge, die er erlebt und gesehen hat, mit wenigen, witzigen Worten zusammenfassend erzählen kann.

Und dann hat Amos noch eine dritte Seite. Diese Seite kennt er bis dahin nicht.

Gott macht ihn zu seinem Propheten. Er soll in Gottes Auftrag den Menschen den Spiegel vorhalten. Gott will von Amos, dass er den Menschen ihr Leben beschreibt, so wie wenn man in einen Spiegel schaut. Genau soll er hinschauen und mit seiner spitzen Zunge das Gesehene erzählen.

Und auf den Weg soll er sich machen. Auf dem Weg ins Nordreich. Dort soll er in die Hauptstadt Samaria gehen. Und auf dem Weg soll er schon seine Augen offenhalten.

Ich weiß nicht, wie das damals war, als Amos diesen Auftrag bekommen hat.

Ob er wohl gleich sein Bündel geschnürt hat und losgezogen ist?

Ob er überhaupt Lust dazu hatte?

Ich könnte mir vorstellen, dass er erst nochmals darüber geschlafen hat. Und dann hatte er sicherlich noch einiges zu organisieren. Die Tiere mussten ja in seiner Abwesenheit versorgt werden. Die Bäume auch. Und ja, wie lange wäre er wohl nicht da, sondern im Nordreich? Schon wieder eine Frage ohne Antwort.

Dann macht sich Amos auf die Reise. Es sind wohl so 100 km, die er zu laufen hat. Nah ist das nicht, doch für die damalige Zeit eine Strecke, die einen nicht über die Maßen ängstigt. So zieht Amos los, Schritt für Schritt, mit wachen Augen und offenen Ohren. Zunächst geht er in Richtung Jerusalem. Noch ist er in seinem eigenen Land, doch nicht mehr richtig zu Hause. Er sieht Bettler am Wegesrand, Kinder, die hungrig sind. Das kennt Amos aus seinem Ort auch, doch da weiß er, mal er, mal jemand anderes gib etwas zu essen ab, teilt mit den Armen. Doch die Bettler und Kinder, die er jetzt sieht, die haben wirklich die letzten Tage nicht gegessen; sie sind matt und mager.

Jetzt, auf seinem Weg nach Jerusalem, sieht er auch Menschen, die sich erbittert streiten, manchmal schlagen sie sich auch. Es geht meist ums Geld, manchmal auch ums Rechthaben.  Auch bei Amos in seinem Ort gib es mal Streit, doch den versucht man sachlich zu klären. Notfalls mit einem Richter, doch das ist die Ausnahme. Wenn man wirklich will, findet man immer einen Weg.

All das, was er sieht, bedrückt Amos. So soll es den Menschen nicht gehen, so sollen sie nicht miteinander umgehen. Die 10 Gebote kommen ihm immer wieder in den Sinn. Und oft denkt er: Ach Gott, so willst du das sicher nicht.

Dann kommt er zur Grenze, ein Wachsoldat hält ihn an. Amos erzählt, dass er Hirte und Maulbeerbaum-Züchter ist und auf dem Weg in die Hauptstadt Samaria. Der Wachsoldat lässt ihn ins Land, ermahnt ihn jedoch: "Kein schlechtes Reden gegen unseren König! Und verhalte dich ruhig und unauffällig!" Amos nickte und überquerte die Grenze. Jetzt ist er im Nordreich.

Was er da sieht, erlebt und hört, ist noch schlimmer. Trotz allem Leid und Unrecht, das Amos sieht, verschließt er nicht seine Augen. Es ist ihm oft unerträglich, doch er sieht hin und hört genau zu. Wie ungerecht ist das Leben. Die Reichen sind reich und bleiben es und meinen das Recht auf ihrer Seite zu haben. Und die Armen sind arm und werden immer ärmer, und wenn sie dann gar nichts mehr haben, werden sie als Sklaven verkauft.

Im Kopf von Amos entsteht eine lange Liste der Ungerechtigkeiten. Sein Zorn und seine Wut wachsen.

Nächste Woche spricht Amos das erste Mal als Prophet Gottes. Die Menschen, die ihm zuhören, sind erschrocken, doch ohne Einsicht.

 

Amos 7, 14-16

20.1.2024

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Amos redet als Prophet. Es gibt einen Tumult.

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Das Baby Jesu im Tempel von Jerusalem