Lied von der Schöpfung Schöpfung 2

Gestern Abend hatte der Vater Jedida von der Zeit, als die Israeliten in Babylon waren, erzählt. Heute muss er unbedingt weitererzählen. Jedida bleibt heute am späteren Nachmittag zu Hause, denn sie will pünktlich zum Abendessen da sein und nicht kostbare Zeit verlieren, weil die Mutter sie erst noch rufen muss und sie dann heim rennen muss. Und so beginnt das Abendessen heute zeitig.

Und gleich fängt Jedida zu betteln an: "Vater, erzählst du heute weiter? Bitte!"

Der Vater nickt und lächelt und sagt: "Aber erst muss ich mich satt essen, sonst bin ich zu schwach."

Jedida kann es kaum erwarten, doch dann ist es so weit. Der Vater lehnt sich zurück an die Hausmauer und macht es sich zum Erzählen gemütlich. Jedida versteht das sofort. Also räumt sie ihre Schlafmatte herbei und macht es sich auf ihrem Bauch gemütlich.

"Jedida", fängt der Vater an. “es geht ja um ein Lied. Dieses Lied hat einige Strophen. Weißt du vielleicht schon, wie viele?"

Jedida denkt nach und sagt dann: "Ist doch ganz einfach. 7! Weil die Woche doch 7 Tage hat."

Der Papa nickt. "Also unser Lied hat sieben Strophen. Und hat es einen Refrain, einen Kehrvers, der immer wieder kommt?"

Jedida muss wieder nachdenken. "So was wie, der erste Tag, der zweite Tag?", fragt sie vorsichtig.

"Genau", der Vater nickt. Also fange ich an.

"Nein, stopp!", ruft Jedida. Den Anfang kenne ich doch selbst, den will ich sagen:

"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde."

Wieder nickt der Vater. "Dann mach’ ich mal weiter. Die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über dem Urmeer. Über dem Wasser schwebte Gottes Geist. Und jetzt kommt die erste Strophe:

Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte da Licht Tag, die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen: der erste Tag.

Das war also die erste Strophe, gleich kommt die zweite, pass auf Jedida.

Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen: der zweite Tag.

Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so und Gott nannte das Trockene Erde und die Sammlung des Wassers nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war."

Jedida platze dazwischen, da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag! Gell?", fragte sie. Der Vater schüttelte den Kopf: "Der dritte Tag ist noch nicht zu Ende. Das ist eine Doppelstrophe, weil Wasser in Babylon eine gefährliche Sache war. Im Frühjahr, wenn es Hochwasser gab, da musste man sehr vorsichtig sein. Also brauchten die Gelehrten noch etwas mehr Zeit für Erklärungen in Liedform. Also geht es noch weiter.

Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen, Gras und Kraut, das Samen bringe. und fruchtbare Bäume auf Erden, die Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so und Gott sah, dass es gut war.

Und jetzt darfst du Jedida."

"Da ward aus Abend und Morgen: der dritte Tag."

Jedida strahlt, jetzt passt der Refrain.

"Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden, Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott sah, dass es gut war."

Jedida holt Luft und macht die Strophe fertig:

"Da ward aus Abend und Morgen: der vierte Tag."

Jedida unterbricht die Erzählung des Vaters und sagt: "Das haben die aber gut erklärt, die Gelehrten. Nur Lichter und Zeichen, keine Götter! Vor Sonne, Mond und Sternen braucht man keine Angst zu haben. Das können die israelitischen Kinder in Babylon nun glauben."

"Genau so war das gedacht. Nur Zeichen von Gott in den Himmel gestellt. Doch höre den 5. Tag.

Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden. Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt und alle gefiederten Vögel. Und Gott sah, dass es gut war. "

Der Vater nickt Jedida zu und die fängt an zu sprechen:

"Da ward aus Abend und Morgen: der fünfte Tag."

Der Vater macht weiter:

"Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor, lebendiges Getier. Und es geschah so. Gott machte die Tiere des Feldes, das Vieh und alles Gewürm in der Erde. Und Gott sah, dass es gut war.

Achtung, Jedida, wieder eine Doppelstrophe. Denn was fehlt noch?"

"Wir Menschen fehlen noch."

"Genau Jedida!

Und Gott sprach: Ich will Menschen machen, die mir gleichen. Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und gab ihnen den Auftrag über die Erde zu wachen. Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

Jedida, eine Strophe haben wir noch, und dann musst du unter der Decke verschwinden, es ist schon spät geworden."

Jedida nickt: "Mach’ ich, sobald du fertig bist. Noch eine letzte Strophe, was da wohl noch kommt? Ich denke, es ist alles von der Erde erzählt."

Der Vater fängt mit der letzten Strophe an:

"Am siebten Tag aber ruhte Gott. Und Gott segnete diesen Tag und sprach: Dieser Tag soll mein Tag sein. Die Arbeit soll ruhen an diesem Tag!"

Der Vater hatte aufgehört zu erzählen. Jedida schaute ganz verdutzt. "Die letzte Strophe ist ja ganz anders. Das fehlt der Anfang und das Ende von den Strophen."

"Ja", sagt der Vater. Und es wird auch ganz was anderes erzählt. Gott schafft den freien Tag. Er schafft ihn für sich und wir dürfen ihn nutzen. Das erzählten die Gelehrten auch den Menschen in Babylonien, die von den Babyloniern ja wussten, dass ihre Götter die Menschen als Arbeitsmaschinen verstanden. Unser Gott liebt seine Menschen und schenkt ihnen einen Ruhetag. Ein besonderes Ende des Liedes, das erzählt, wie die Welt entstanden sein könnte.

Jetzt aber schnell eingeschlafen, Jedida! Gute Nacht!"Nächste Woche erzähle ich euch von einem großen Turm, der bis zum Himmel reichen soll.

1. Mos 1,1 - 2,4 i.A.

27.4.2024

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Wieso gibt es verschiedene Sprachen auf der Welt? Das hat mit einem Turm zu tun, erzählt die Thora.

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Ein Lied soll es werden. Schöpfung 1