Mit Sulaika, der Eselin, besucht Maria Elisabeth. Es gibt viel zu besprechen.

IA! Ich, Sulaika, du kennst mich ja schon, also ich das Eselchen von Maria, wir sind auf dem Weg.

Da habe ich ja gestaunt, als Maria mir vor 3 Tagen abends beim Striegeln erzählt hat: "Eselchen, wir machen eine kleine Reise." Eine Reise? Das haben wir ja noch nie gemacht. Wo es wohl hingehen soll? Und kann Maria, wenn sie doch ein Gotteskind erwartet, überhaupt auf Reisen gehen? Viele Fragen waren da in meinem Kopf. Und wirklich, am nächsten Tag kam Maria mit einem Bündel voller Sachen zu mir in den Stall und band mich los. Wir gingen raus aus dem Ort und dann nach Südosten runter zum Fluss, dem Jordan. Das war ein guter Weg. Maria ging mit festen Schritten. Das Gepäck, dass ich zu tragen hatte, war nicht schwer. Je weiter weg wir von Nazareth kamen, desto besser war Maria gelaunt. Ja, sie war fröhlich. Und sie fing an zu erzählen: Sulaika, weißt du, wo wir hingehen? Wir gehen zu Elisabeth und Zacharias. Ich muss sie sehen. Ich muss mich mit ihnen unterhalten. Der Engel hat doch von ihnen erzählt. Ich muss wissen, wie es Elisabeth geht." So erzählte mir Maria. Am Jordan angekommen, machten wir Rast. Das Wasser war köstlich. Dann gingen wir noch eine Weile weiter, bis wir ein Gasthaus fanden. Da schlugen wir unser Nachtlager auf. Maria in der Stube, ich im Stall. Früh am Morgen des nächsten Tages kam Maria und band mich los. Weiter ging unsere Reise. 

An diesem Tag war Maria eher nachdenklich gestimmt. Sie dachte über sich und ihr Leben nach. "Wie das wohl werden wird, wenn ich Josef erzähle, dass ich schwanger bin? Ob er sich dann wohl von mir trennt. Er muss ja denken, ich habe mein Bett mit einem anderen Mann geteilt. Dabei ist es ein Gotteskind. Und was wohl die Leute im Dorf reden werden. Ich werde im Dunkeln zum Brunnen gehen müssen, damit mich keiner sieht und schlecht über mich redet, in meiner Gegenwart. Ach!" Maria seufzte und redete dann weiter: "Es ist eine gute Idee, zu Elisabeth zu gehen. Da habe ich erst mal Ruhe vor all den unangenehmen Dingen, die auf mich zukommen. Und vor denen ich mich fürchte." Wieder seufzte Maria tief. Sie tat mir so leid. Doch wie sollte ich ihr helfen? Na, zuhören konnte ich ja, und manchmal nickte ich mit dem Kopf oder sagte leise: "IA!"

An diesem Tag sind wir die ganze Zeit am Fluss Jordan entlang gegangen, immer nach Süden. Eine schöne Landschaft. So schön grün. Das ist ja nicht so selbstverständlich in unserem Land. Wieder haben wir in einem Gasthaus übernachtet. Wieder kam Maria früh am Morgen zu mir und holte mich aus dem Stall.

Heute war der Weg anders. Anstrengender. Es ging nach Westen. Rein ins Gebirge. Die Wege waren gut. Breit genug für einen Esel und einen Menschen. Aber es war heiß, die Berge hoch und dann mal wieder runter, um dann wieder hochzugehen. Ein anstrengender Weg. Gut, dass Maria genug Wasser in den Wasserschlauch getan hat. Dann kamen wir in einen kleineren Ort. Maria fragte einen Menschen dort: "Wo wohnt den Zacharias und Elisabeth, weißt du das? Und kannst du mir den Weg zeigen?" Der Mensch nickte und begleitete uns ein Stück und dann standen wir vor dem Haus von Zacharias und Elisabeth.

Maria steckte den Kopf zur Tür hinein und begrüßte Elisabeth. Sofort erschien Elisabeth an der Tür. Laut und herzlich begrüßte sie Maria. Sie war ganz aufgedreht: "Gesegnet bist du, Maria. Die meistgesegnete Frau bist du unter allen Frauen. Und gesegnet ist das Kind, das in deinem Bauch wächst. Welch eine Freude und Ehre, dass du uns besuchen kommst, du, die Mutter meines Herrn. Als du vorhin an der Tür mich begrüßt hast, das hat das Kind in meinem Bauch vor Freude einen kleinen Hüpfer gemacht, ich habe es genau gespürt." Elisabeth hörte überhaupt nicht mehr zu reden auf. "Glücklich kannst du sein, dass du geglaubt hast, was dir erzählt wurde. Alles, was Gott versprochen hat, geht in Erfüllung."

Mir schwirrte der Kopf. Woher wusste Elisabeth, dass Maria schwanger ist? Sehen kann man das noch nicht. Hat sie es wirklich gespürt, durch ihren Sohn? Dinge scheint es zu geben, die so ein Eselchen wie ich nicht verstehen kann.

Also ich hätte jetzt Lust auf einen schönen großen Eimer mit frischem Wasser, etwas Heu und auch ein paar Kräuter wären eine feine Sache. Aber so, wie die beiden Frauen nebeneinanderstehen und reden und reden wird es wohl nicht so schnell was werden.

Den jetzt fängt Maria an zu reden. Es ist fast wie ein Gesang. Und sie hat eine feste Stimme. Nichts an ihr ist mehr nachdenklich und bekümmert: "Aus tiefstem Herzen lobe ich Gott. In mir jubelt alles vor Freude, über Gott, meinen Retter. Er wendet sich mir zu, ob wohl ich doch so eine kleine unbedeutende junge Frau bin. Von jetzt an werden mich viele Menschen glücklich preisen. Denn Gott hat Großes an mir getan. Sein Name ist heilig. Gott ist barmherzig. Er hat einen starken Arm und damit fegt er die Angeber weg. Er stürzt die Mächtigen, die ihre Macht missbrauchen, vom Thron und setzt unbedeutende, die ihre Arbeit gut machen, auf den Thron. Er füllt die Hände der Hungrigen und schickt die Reichen weg. So hat er es schon lange versprochen, und verspricht es für immer."

Maria musste Luft holen. Ich auch, mir wurde ja schon beim Zuhören schwindelig. Was Maria alles über Gott weiß. Gott ist ihr Retter. Sie freut sich über ihn. Sie lobt ihn und jubelt. Sie erkennt sich als was Besonderes, sie, die unbedeutende junge Frau bekommt ein Gotteskind. Ja, und Gott ist mächtig, der stürzt die einen vom Thron und die anderen hebt er hinauf. Er schickt die Reichen weg und die Hungrigen unterstützt er. So hat er es versprochen und verspricht es weiter. Und weil wir gerade über Hungrige sprechen. Ich bin auch hungrig. Merkt das denn hier keine?

Mit einem langen IAAAAAA, IAAAAAA mache ich mich bemerkbar.

Da schaut mich Maria an und fasst sich an den Kopf. "Eselchen, Sulaika, dich habe ich ja ganz vergessen. Du brauchst Wasser und Heu, das war ja heute ein anstrengender Weg hier hoch in die Berge." Sie schaute Maria an: "Wo kann mein Eselchen denn hin?" Elisabeth hatte sich schon auf den Weg gemacht zum Stall. "Du kannst dein Eselchen zu unserem Esel, Joram, stellen. Die vertragen sich bestimmt. Heu habe ich noch da. Wenn du bitte am Brunnen am Ende des Dorfes Wasser holen gehst, Maria? Ich kann nicht mehr so gut tragen mit meinem schwangeren Bauch." Maria machte sich auf den Weg. Elisabeth stellte mich zu Joram in den Stall. Dieser Joram war ein netter Esel, ich freute mich darauf, Gesellschaft zu haben, das kenne ich ja nicht.

Es waren wunderbare Tage und Wochen mit Joram im Stall. Für Maria scheinbar auch, denn sie war jeden Tag fröhlich, wenn sie zu mir kam, um mich zu versorgen. Die Gespräche mit Elisabeth taten ihr gut, und das gemeinsame Kochen. Elisabeth freute sich jemanden zum Reden zu haben, den Zacharias war weiterhin stumm.

Etwa drei Monate waren wir bei Elisabeth, dann machten wir uns wieder auf den Heimweg. Diesmal etwas langsamer, denn nun konnte man es schon sehen, Maria war schwanger. Doch sie war zuversichtlich, dass alles gut werden würde. Wie sollte es anders sein, mit einem Gotteskind im Bauch?

Und nächste Woche bekommt Elisabeth ihr Baby. Weißt du noch, wie es heißen soll?

Lk 1,39-56

16.12.2023

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Joran muss sich in seinem Stall gedulden. Was wohl im Haus los ist?

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Ein Engel besucht Maria. Maria ist danach ganz durcheinander.