Joran muss sich in seinem Stall gedulden. Was wohl im Haus los ist?

I-A! Erinnerst du dich an mich? Ich bin Joram der Esel von Elisabeth und Zacharias. Eine ganze Weile hatte ich ja die Eselin Sulaika als Gast in meinem Stall. Das waren schöne Zeiten. So allein ist das anders. Niemand zum Reden. Stille.

Doch seit heute Morgen ist es hier beim Haus von Elisabeth und Zacharias nicht still. Ein Getrippel ist das. Eilige Schritte, schleppende Schritte und keiner kommt und versorgt mich. Was da wohl los ist?

Ob Elisabeth wohl ihr Kind bekommt? Ob wohl alles gut geht? Niemand kommt und erzählt mir etwas. Das ist schon irgendwie gemein. Ich als treuer Esel möchte doch auch gerne wissen, was im Haus geschieht!

Abends schaut Zacharias vorbei. Brachte mir neues Heu und auch einen halben Eimer Wasser. Er hat es eilig und sprechen kann er ja seit damals im Tempel auch nicht. Also blieben meine Fragen unbeantwortet und ich blieb neugierig.

So vergehen die Tage. Zacharias versorgte mich mehr schlecht als recht und sagte ja nichts.

Ob es der Elisabeth nicht gut geht? Sie wird doch nicht krank sein?

Über eine Woche musste ich mich gedulden, doch dann wurden meine vielen Fragen alle beantwortet und meine Ängste zur Seite gewischt.

Es fing damit an, dass Zacharias wieder mal in den Stall kam, doch was hörten da meine Ohren? Er sprach! Er sprach mit mir. "Joram, Elisabeth hat ein Baby bekommen. Einen kleinen Jungen. Es ist so wundervoll."

Zacharias streichelte mir versonnen zwischen den Ohren. "Einen kleinen Jungen, in unserem Alter", murmelte er. "Ein Geschenk von Gott, für uns."

In dieser Nacht schlief ich tief und fest. Keine Sorgen mehr in meinem Kopf. Ein kleiner Junge, was für eine gute Nachricht.

Nach ein paar Tagen kam Elisabeth. Sie hatte viel Zeit mitgebracht. Sie schüttelte den Kopf und sagte: "Esel, wie schaust du nur aus. Hier hat sich ja wohl niemand richtig um dich gekümmert. Das hole ich jetzt nach. Als Erstes wirst du gestriegelt, du bist ja völlig verstaubt."

Und sie fing an mich zu Striegeln, was für eine Wohltat. Sie hatte recht, ich war völlig verstaubt. Und als sie mich so striegelt, erzählte mir Elisabeth von den letzten Tagen: "Joram stell dir vor, ich habe einen kleinen Sohn. Er ist gesund und munter und unser ganzer Stolz. Wie lange haben wir auf ein Kind warten müssen. Wie viele Tränen habe ich geweint, weil ich nicht schwanger wurde. Wie viele Leute haben hinter unserem Rücken getuschelt, weil wir kinderlos alt wurden. Und jetzt hat uns Gott einen Sohn geschenkt. Er ist so niedlich. Er hat ein rundes Gesicht und ein paar Haare auf dem Kopf. Er kann schon kräftig schreien, wenn er Hunger hat oder ihm etwas nicht passt. Es ist wie Musik in meinen Ohren."

Dann war Elisabeth leider fertig mit striegeln. Schade, schade. Doch sie verabschiedete sich und sagte: "Ich gehe jetzt frisches Wasser holen, vielleicht finde ich auch noch ein paar grüne Kräuter für dich, das wäre doch was?"

Also wartete ich geduldig, bis sie wieder kam. Sie hatte wirklich grüne Kräuter gefunden und hielt sie mir, wie einen Blumenstrauß, zum Fressen hin. Köstlich nach den Tagen an denen ich nur notversorgt war.

Elisabeth setzte sich auf den Hocker und lehnte sich an meine Schulter. Ich kann mich nicht erinnern, wann sie das das letzte Mal gemacht hat. Und dann erzählte sie einfach weiter: "Als unser Kind auf die Welt kam, hatten wir viel Besuch. Nachbarn und Verwandte kamen, um sich das Wunder anzuschauen. Ja, es ist ein Wunder, ein Kind in unserem Alter! Sie freuten sich mit uns und lobten Gott. Und dann immer die gleiche Frage: 'Wie wird er denn heißen?' Zacharias hat mir vor langem schon aufgeschrieben, dass unser Kind Johannes heißen soll. Also sagte ich immer: 'Johannes!' Das verwunderte die Menschen und sie konnten es nicht glauben, denn keiner in unserer Verwandtschaft heißt so. Doch Johannes bedeutet: Gott ist gnädig. Ich finde es einen passenden Namen für unser Kind. Doch die Menschen glaubten mir einfach nicht. Zacharias musste sein Wachstäfelchen holen und mit einem Stöcken darauf schreiben: ER HEISST JOHANNES. Und stell dir vor, Joram. Kaum hatte Zacharias das Stöckchen hingelegt, da konnte er wieder sprechen. Und er erzählte allen, wie der Engel ihm am Räucheraltar überraschte. Wie der Engel ihm erzählte, dass ich ein Kind bekommen soll, und dass das Kind Johannes heißen soll.

Unsere Verwandten und Freunde waren alle überrascht und überwältigt. Und Zacharias hatte ja seine Sprache wieder gefunden. Er lobte Gott. Er dankte ihm für seine Gnade, für den gesunden Jungen. Zacharias konnte kaum mehr aufhören.

Und unsere Gäste gingen und erzählten weiter, was sie bei uns erlebt hatten. Am Brunnen werde ich immer wieder gefragt, was Gott mit dem Kind vorhat. Denn, das haben sie wohl alle verstanden, Johannes steht unter dem besonderen Schutz von Gott. Er wird noch eine wichtige Aufgabe bekommen. Aber jetzt muss er erst mal groß werden. Ich muss mich um ihn kümmern, Joram. Gute Nacht."

Und weg war Elisabeth. Doch ich hatte ja nun viele Neuigkeiten zu bedenken. Gute Neuigkeiten. Ich bin schon gespannt, wann ich Johannes mal kennenlerne. Gerne darf er auf meinem Rücken reiten.

Und nächste Woche muss die Eselin Sulaika mit Maria und Josef bis nach Bethlehem gehen, der Kaiser hat es befohlen.

Und diese nächste Folge gibt es schon am 25.12.2023, also in zwei Tagen

Lk 1,57-66

23.12.2023

Zurück
Zurück

Sulaika begleitet Maria und Josef nach Bethlehem.

Weiter
Weiter

Mit Sulaika, der Eselin, besucht Maria Elisabeth. Es gibt viel zu besprechen.