Amos redet als Prophet. Es gibt einen Tumult.

Amos kennst du ja schon. Er ist Schafhirte und Maulbeerbaumzüchter. Dazu ein genauer Beobachter, gebildet ist er und er kann mit spitzer Zunge erzählen. Ja, und seit wenigen Tagen ist er auch Prophet. Er ist im Auftrag Gottes unterwegs. Er geht ins Nordreich in dessen Hauptstadt Samaria. Sein Auftrag ist es, die Augen offenzuhalten und den Menschen zu erzählen, was er sieht, und was Gott daran falsch findet.

In der Stadt ist ein großes Gewimmel. Viele Menschen sind da. Es wird verkauft und gekauft, und gehandelt und gestritten. Vor allem beim Getreideverkauf fällt Amos auf, dass das Maß, mit dem das Getreide abgemessen wird, unterschiedlich groß ist, der Preis aber immer gleich teuer. "So eine Gemeinheit!", denkt Amos. "Das ist doch Betrug!"

Amos geht weiter. Er kommt mit den Menschen ins Gespräch und jetzt versteht er, warum so ein Gewimmel ist. Morgen ist Siegesfest. Eine ganz große Sache im Heiligtum. Der König kommt. Alle Priester und Propheten des Heiligtums werden da sein und singen und Opferbringen. Dazu die vielen Menschen aus der Stadt und aus der Ferne. Die Reichen und Mächtigen werden ganz vorne stehen. Die Armen hoffen auf einen Platz weiter hinten, wo sie wenigstens noch was hören.

"Ja", denkt Amos, "da werde ich dabei sein. Zu sagen hätte ich auch einiges. Mal schauen, was sich so ergibt."

Amos sucht sich einen Platz zum Schlafen. Da braucht er nicht viel. Als Hirte hatte er geübt, mit seinem Mantel und einem Stück Land, am liebsten unter einem Baum, auszukommen.

Amos findet was und ruht sich aus. Ja, er schläft sogar, obwohl die Stadt auch in der Nacht unruhig ist. So vieles muss noch für das Fest vorbereitet werden.

Und dann ist der Tag da. Hörner schallen von den Zinnen. Der Strom der Menschen, die auf dem Weg zum Heiligtum sind, scheint nicht aufzuhören. Amos reiht sich in die vielen Menschen ein.

Der Gottesdienst, die Siegesfeier beginnt. Soldaten ziehen ein, in Prachtuniformen, der König wird bejubelt auf dem Weg zum Thron, der für ihn aufgebaut ist. Der Chor beginnt mit einem Lied. Dann ist der Oberste Priester an der Reihe. Er bringt das Dankopfer da.

Alle Menschen singen:

Danket, dem Herrn, denn er ist sehr freundlich und seine Güte währet ewiglich.

Es ist ein donnernder Gesang.

Immer und immer wieder wird er wiederholt. .... seine Güte währet ewiglich!

Amos hat das Lied im Ohr und ein Fragezeichen im Kopf. "Stimmt nicht!" denkt er. "Nein, die Geduld von Gott ist zu Ende!" Amos merkt, wie er voller Energie ist. Er muss was sagen. Er muss es den Menschen sagen: "Gott will nicht mehr anschauen, wie die Menschen gegen seine Gebote leben!"

Amos drängelt sich nach vorne. Jetzt kommen die Lieder von einigen Dichtern, die das Fest verschönen sollen.

Der Hohe Priester hat den Verlauf des Festes fest in seiner Hand. Jetzt winkt er schon einem, der als nächster dran ist.

Doch da tritt Amos an ihn heran: "Erlaube, Hoher Priester, dass ich im Namen Gottes zum Volk spreche.

Plötzlich ist es Mucks-Mäuschen-Still im Heiligtum. Alle schauen nach dem Amos. Der König auch. Er nickt huldvoll. Da muss der Hohe Priester nicken. Aber man sieht dem Hohen Priester an, dass er von der Idee, diesen seltsamen, unbekannten 'Vogel' sprechen zu lassen, nichts, aber auch gar nichts hält

Und dann beginnt Amos:

"So spricht der Herr: Damaskus hat drei Verbrechen begangen und vier machen seine Schuld voll. Ich nehme nichts zurück. Es wird brennen und umkommen."

Die Menschen haben aufmerksam zugehört. "Ja!", denken sie. "Ja, so ist es!" Und manche schreien es laut heraus: "Ja, so ist es!"

Amos redet weiter:

"So spricht der Herr: Die Philister haben drei Verbrechen begangen und vier machen ihre Schuld voll. Ich nehme nichts zurück. Die Menschen werden Sklaven werden."

"Ja, so ist es!", rufen die Menschen im Chor.

Amos macht weiter.

"So spricht der Herr: Die Ammoniter haben ...."

Und schon stimmen alle mit ein ...." drei Verbrechen begangen und vier machen ihre Schuld voll. Ich nehme nichts zurück."

Die Menschen sind begeistert, sie johlen und klatsche und schreien.

"So spricht der Herr:"

Dann warten sie, was Amos sagt:

"Moab"

Und die Menschen schreien: "...hat drei Verbrechen begangen und vier machen seine Schuld voll. Ich nehme nichts zurück."

Die Menschen drängeln weiter:

"So spricht der Herr:"

Wen Amos wohl als Nächstes auf seiner Liste hat?

Doch da sagt er es schon:

"Israel"

Schlagartig ist es still im Heiligtum.

"Israel? Wir selbst?" Die Menschen sind ein einziges Fragezeichen.

Amos redet weiter: "Israel hat drei Verbrechen begangen und vier machen seine Schuld voll. Ich nehme nichts zurück.

Israel hört nicht auf die Weisungen von Gott. Sie machen ungerechte Geschäfte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie missachten die Armen und nehmen ihnen das letzte Hemd ab. Sie kommen sogar in dieses Heiligtum und trinken hier Wein, den sie mit ergaunertem Geld bezahlt haben."

Die Menschen stehen mit offenem Mund da. Die Reichen sind sehr blass und der König weiß wie die Wand.

Nur der Oberste der Soldaten handelt. Hastig steht er von seinem Stuhl auf, schmeißt ihn dabei um und schreit: "Schluss, mit dem Theater!"

Da kommt auch wieder Leben in die Menschen: "Schlagt ihn tot! Hängt ihn auf! Wie heißt der Kerl? Er hat gewagt, das Volk Gottes - Israel - zu beleidigen! Wo ist er?"

Ein Tumult bricht aus. Die Soldaten bewegen sich in die Richtung, in der sie gerade noch Amos gesehen hatten.

Da erhebt der König seine Stimme: "Ich wünsche nicht, dass dem Propheten etwas geschieht." Das ist ein Befehl. Die Menschen verlassen nach und nach das Heiligtum Amos, mitten unter ihnen. Er hat ein klopfendes Herz. Das hätte auch schiefgehen können.

In der nächsten Woche versucht Amos sein Glück aufs Neue. Ob er die Menschen erreicht? 

Amos 1,2 - 2,5 i.A + 2,6-16

27.1.2024

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Was rät Amos? Das Heiligtum Bet-El besuchen, oder doch lieber Gott suchen?

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Amos wird Prophet! Seine Schafe und Maulbeerfeigenbäume müsse eine Weile ohne ihn auskommen.