Trotz Gemeinschaft, einsam.

Ich bin eine namenlose Frau aus der Bibel, du kennst mich schon. Ich bin die, die Jesus mit dem teuren Öl gesalbt hat, damals als er in Betanien, meinem Ort, zu Gast war. Damals hat der den Aussätzigen geheilt. Dadurch konnte er wieder zurück zu seiner Familie, in sein Dorf kommen. Das war ein Fest. Und ich habe Jesus gesalbt wie einen König oder eben auch wie einen Toten.

Jetzt ist Jesus schon vor einiger Zeit am Kreuz gestorben und wieder auferstanden. Ja, auferstanden, so erzählen es seine Freundinnen und Freunde. Ich zähle mich auch dazu. Manchmal mache ich mich auf den Weg nach Jerusalem zu einem Treffen der Jesusfreundinnen und -freunde. Dann feiern wir zusammen. Wir feiern so, wie Jesus damals kurz vor dem Passahfest das Abendmahl gefeiert hat, mit Brot und Wein. Diejenigen, die dabei waren, erzählen es immer und immer wieder, wie das damals war.

Alle waren sie zusammen, der enge Freundeskreis. Man hatte sich ja verabredet, gemeinsam das Fest der Freiheit - Passah - in Jerusalem zu feiern. Am Tempel mit allen den anderen, die nach Jerusalem gekommen waren und dann in kleiner Gruppe am Abend, gemeinsam in einem gemieteten Raum. Einige haben das Notwendige besorgt, Brot und Wein, anderes war da: Schüsseln und Becher und Krüge mit Wasser. Dann nahm man Platz am Tisch und Jesus verhielt sich wie der Hausherr. Er teilte das Brot und sprach das Tischgebet: "Danke Gott für deine Liebe. Danke Gott für das Brot. Danke Gott für unsere Gemeinschaft."

Und dann erzählte Jesus, dass einer aus dem Freundeskreis ihn verraten wird. Alle waren bestürzt. "Bin's ich?", die Frage war aus den unterschiedlichsten Ecken zu hören. "Doch nicht etwa ich?" Jesus erklärte, so ist es doch schon in der Heiligen Schrift aufgeschrieben, der Menschensohn muss sterben.

Dann teilte Jesus das Brot aus. Er gab es seinen Freundinnen und Freunden und sagte dazu: "Nehmt und esst, es ist mein Leib."

Mit dem Wein machte er es genauso. Er dankte wieder Gott: "Danke Gott für deine Liebe zu den Menschen. Danke Gott für den Wein! Danke Gott für unsere Gemeinschaft." Jesus reichte den Becher mit Wein weiter und sagte: "Trinkt, das ist wie mein Blut. Es steht für den Bund, den Gott mit den Menschen schließt, denn mein Blut wird für viele vergossen."

Was für eine Stimmung. Alle freuten sich auf das Fest. Dann ging es ganz normal an, doch dann steht die Frage im Raum: Wer verrät Jesus? Und die nächste Frage wird noch größer: Wie? Jesu vergießt sein Blut für viele.

Und als wären die Fragen nicht so verwirrend, schließt Jesus das Abendmahl mit dem üblichen Dankgebet: "Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich, seine Güt' und Wahrheit währet ewiglich."

Wenn wir uns treffen, dann teilen wir auch das Brot und sprechen davon, dass Jesus seinen Leib für uns gegeben hat. Und wenn wir den Becher weitergeben, dann sprechen wir uns zu: "Christi Blut für dich vergossen". Und so traurig wie das alles ist, singen wir doch am Schluss: "Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich, seine Güt' und Wahrheit währet ewiglich." Und wir gehen gestärkt nach Hause, denn wir wissen, Gott liebt uns.

Bei einem unserer Treffen erzählte dann Petrus, wie es nach dem gemeinsamen Abendmahl damals weiterging. Ich habe den Petrus dafür bewundert, denn stolz konnte er auf sich bei der Geschichte nicht sein.

Damals gingen die Freunde und Freundinnen hinaus in die Nacht zum Garten Gethsemane. Das ist ein schöner Ort, ich kenne ihn. Hier stehen jahrhundertealte Olivenbäume.

Jesus lud seine Freunde ein, sich einen Platz zu suchen. Er wollte noch ein Stückchen weitergehen, um in der Stille mit seinem Vater, Gott, zu sprechen, also zu beten. Er ganz allein?

Petrus, Jakobus und Johannes gehen dann doch noch weiter mit. Nach einem kurzen Weg sagt Jesus: "Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet. Denn ich bin völlig durcheinander. In mir machen sich Angst und Schrecken breit." Dann ging Jesus noch ein paar Schritte weiter. Er kniete sich auf den Boden und rang mit Gott: "Bitte, himmlischer Vater, erspare mir - wenn es möglich ist - diesen schweren Weg, den ich gehen muss."

Dann ging Jesus wieder zurück zu den drei Freunden. Und was machten die? Die waren alle miteinander eingeschlafen. Jesus schüttelte den Kopf und weckte sie: "Könnt ihr nicht diese kurze Weile mit mir wach sein?" Und wieder sagte er: " Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet."

Wieder rang Jesus mit seinem Vater. Wieder schliefen die drei ein. Peinlich, peinlich.

Wieder weckte sie Jesus auf. Wieder bat Jesus sie: "Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet."

Ein drittes Mal zog sich Jesus zum Beten zurück. Als er zu seinen Freunden zurückkam und sie aufweckte, war er gefestigt: "Steht auf! Es ist so weit. Die Stunde ist da. Seht, der mich verrät, ist schon nah.

Ich habe es bewundert, dass Petrus uns von dieser Stunde im Garten Gethsemane erzählt hat. Rühmlich war das nicht. Doch so kann ich mir gut vorstellen, wie einsam Jesus damals war. Ich kann auch erkennen, dass Jesus Angst hatte, wie jeder Mensch immer wieder Angst hat. Die Geschichte macht ihn mir so menschlich. Nun weiß ich, wenn ich in Angst und Sorge bin: Jesus versteht mich, er kennt das Gefühl.

Nächste Woche werden wir einen Soldaten der Tempelwache kennen. Er hat Dienst an diesem Passah-Wochenende. Er ist dabei, als Jesus verhaftet wird. Davon erzählt er uns.

Mk 14, 17-26 + 32-42

2.3.2024

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Jesus wird verhaftet. Auch ein Urteil wird gefällt.

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Könige im alten Israel wurden gesalbt. Jesus auch!