Jesus stirbt am Kreuz. Ist er Gottes Sohn?

Da gehe ich nun hinterher. Ich bin der Soldat, dessen Chef der Hohepriester ist. Ich gehe hinter den römischen Soldaten her, die Jesus nach Golgatha bringen, der Schädelstätte außerhalb von Jerusalem, dem Hinrichtungsplatz. Da kommt Unruhe in unsere Gruppe. Jesus ist hingefallen. Er muss den Querbalken für sein Kreuz selbst tragen. Die römischen Soldaten schauen sich um, da sehen sie einen, der stark und frisch wirkt. Diesem Mann, später erfahre ich, dass er Simon von Kyrene ist, diesem Mann also drücken sie den Balken auf die Schulter und sagen ihm: "Trag du ihn für Jesus zur Schädelstätte." Was bleibt Simon anderes übrig? Er tut es.

Jetzt sind wir da. Jetzt wird es ernst. Die römischen Soldaten wollen Jesus noch Wein geben, der mit Myrrhe gemischt ist. Das betäubt etwas. Doch Jesus trinkt nichts. Dann kreuzigen sie ihn. Das geht schnell, die haben es schon oft gemacht. Bis der Tod dann kommt, das dauert länger. Und solange müssen die römischen Soldaten auf jeden Fall bleiben. Die Zeit vertreiben sie sich, indem sie die Sachen, die Jesus bei sich hatte, unter sich auslosen. Viel war es ja nicht. Es ist die dritte Stunde am Tag, es geht langsam auf Mittag zu. Dann muss noch ein Schild gemalt werden. Auf dem muss man lesen können, warum ein Mensch zum Tod am Kreuz verurteilt wurde. Die Römer schreiben darauf: König der Juden.

Es haben sich einige Menschen versammelt, um die Kreuzigung mit anzusehen. Es sind Priester und Schriftgelehrte da, die ich von meinem Dienst kenne. Sie machen sich lustig über Jesus: "Andere hat er gerettet, aber sich selbst kann er nicht retten."

"Wenn er wirklich der Christus ist, dann soll er vom Kreuz herabsteigen. Wenn wir das erleben, glauben wir an ihn."  Andere Menschen sagten: "Er wollte den Tempel einreisen und in drei Tagen wieder aufbauen. Und jetzt hängt er am Kreuz."

Auch die zwei Männer, die neben Jesus an einem Kreuz hängen, machen sich lustig über ihn.

Doch es gibt auch andere Menschen. Freunde von Jesus und viele Freundinnen. Sie stehen beieinander, sie stützen sich gegenseitig. Man sieht ihnen an, dass das alles schwer zu ertragen ist. Dieser fürchterliche Tod am Kreuz. Die Hoffnung, die sie auf Jesus gesetzt hatten und die jetzt mit ihm stirbt. Blass sind sie und in Tränen aufgelöst.

Die Stunden vergehen. Drei sind es nun schon. Es ist Mittag. Da wird es stockdunkel. Eine Finsternis, die keiner erklären kann. Auch sie dauert drei Stunden. Jetzt ist es Nachmittag.

Da schreit Jesus am Kreuz: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Ein römischer Soldat eilt mit einem Schwamm, der mit Essig getränkt ist, zu Jesus. Mit einem langen Stecken hält er den Schwamm an Jesus Lippen. Doch Jesus trinkt nicht.

Jesus schreit noch einmal laut auf. Dann stirbt er.

Es ist beklemmend. Tod. Tod am Kreuz. Warum?

Der römische Hauptmann, der die ganze Aktion geleitet hat, hat auch genau gesehen, wie Jesus gestorben ist. Der sagt dann in die Stille: "Dieser Mensch war wirklich Gottes Sohn!"

Nach einiger Zeit wurde der Hauptmann zu Pilatus beordert. Dort war ein Mann, Josef von Arimathäa, der gerne Jesus beerdigen wollte und die Erlaubnis brauchte, den Leichnam mit sich zu nehmen. Dieser Josef war ein Mitglied des jüdischen Rates. Er war Jesus wohlwollend gesonnen. Er hatte Freude an den Erzählungen von Jesus zum Reich Gottes gefunden und wartete auf dieses neue Reich.

Der Hauptmann musste nun Pilatus bestätigen, dass Jesus schon verstorben war. Pilatus war erstaunt, und wunderte sich, dass Jesus so schnell gestorben ist.

Der Hauptmann kam mit dem Josef aus Arimathäa zurück zur Schädelstätte und überließ Josef den Leichnam. Josef aus Arimathäa nahm Jesus vom Kreuz und wickelte ihn in ein Leinentuch. Dann brachte er den toten Jesus in eine Grabkammer in der Nähe. Da legte er Jesus auf eine Steinplatte und verschloss die Tür mit einem großen runden Stein. Einige Frauen, die noch unter dem Kreuz standen, waren mitgegangen und hatten sich die Stelle gemerkt, wo das Grab von Jesus ist. Dann hatten es alle eilig heim zu gehen, gleich würde der Sabbat beginnen.

Ich habe das alles nicht miterlebt, mir wurde es später erzählt. Ich ging in der Zeit mit dem römischen Hauptmann zurück nach Jerusalem. Wir unterhielten uns auf dem Weg und ich wollte von ihm wissen, warum es gesagt hat, dass Jesus wirklich Gottes Sohn war? Der Hauptmann versuchte es mir zu erklären. Jesus ist so anders gestorben. Er hat im Tod noch Gott angerufen. Mein Gott, hat er gesagt. Und dann die Finsternis mitten am Tag. Und der verhältnismäßig schnelle Tod. Doch sagte der Hauptmann: "Ich bin mir sicher, dass Jesus wirklich Gottes Sohn war."

Ich verabschiedete mich vom Hauptmann und ging weiter zum Tempel. Ich wollte meinen Kameraden von der Kreuzigung berichten. In meinem Kopf immer noch die Frage: "Ist Jesus der Christus? Ist er der König der Juden? Ist er Gottes Sohn?"

So kam ich im Tempel an und da war helle Aufregung. Der Vorhang, der das Allerheiligste abtrennt, vom Bereich, der für alle Menschen zugänglich ist. Dieser Vorhang ist zerrissen. "Wie, zerrissen? Wie kann denn sowas passieren?", fragte ich nach. "Wer war denn da so ungeschickt?" Die anderen schüttelten den Kopf. "Da hatte keiner die Hand am Vorhang. Es war, als die Finsternis über der Stadt lag. Da ist es geschehen. Am Ende der Finsternis." Ich erzählte meinen Kameraden von dem Tod von Jesus und der Finsternis und als wir die Zeiten verglichen, kamen wir darauf, dass in dem Moment, als Jesus starb, wohl der Moment war, als der Vorhang zerriss.

Ich machte mich dann auch auf den Heimweg, gleich beginnt ja der Sabbat. Auf dem Weg dachte ich über den zerrissenen Vorhang nach. Wenn der Vorhang aufgrund größerer Kräfte in dem Moment zerreißt, in dem Jesus stirbt, dann ist doch klar, dass Jesus Gottes Sohn ist. Gott zerreißt den Vorhang. Alle haben Zutritt zum Allerheiligsten. Es gibt keine Privilegierten mehr mit extra Rechten. Gott macht den Weg für alle frei.

Nach dem Sabbat muss ich mit dem Hauptmann der römischen Soldaten nochmals sprechen. Das muss ich ihm erzählen. Er hat recht: Jesus ist Gottes Sohn.

Nächstes Mal erzähle ich euch vom leeren Grab.

Mk 15, 21-47

23.3.2024

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Auferstanden!

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König der Juden! Die römischen Soldaten verhöhnen Jesus.