Gute Freunde können das Leben verändern.
Simon ist unauffindbar. Esther soll nach ihm suchen. Sowas nervt Esther. So ein kleiner Bruder kann auch lästig sein. Also schlendert sie durch das Dörfchen und fragt beim Töpfer nach ihm. Der Töpfer hatte ihn heute noch nicht gesehen. Dann trifft Ester ein paar Jungs und fragt sie: "Hallo ihr, habt ihr meinen Bruder Simon gesehen. Ich soll ihn suchen." Die Jungs schauen sie an und sagen dann: "Aber du spielst doch gar nicht bei uns mit. Wir suchen ihn nämlich auch. Der versteckt sich immer so gut. Das macht schon manchmal keinen Spaß mehr." Esther versteht die Jungs. Ihr macht es ja auch keinen Spaß, Simon zu suchen. "Also, wenn ihr ihn gefunden habt, dann schickt ihn nach Hause. Er soll dem Vater helfen." Esther dreht sich um und geht zurück. Nach einer Weile kommt Simon dann auch. Esther möchte gerne wissen, wo ihn seine Freunde gefunden haben. Simons Gewandt ist etwas mitgenommen. Hatte er sich im Stroh versteckt? Doch Esther und Simon haben keine Zeit, sich zu unterhalten. Esther muss Wasser holen und Simon aufs Feld zum Vater.
Er ist da lange beschäftigt und Esther wartet schon ganz gespannt auf Simon, als er endlich mit dem Vater heimkommt. Denn, Esther hat am Brunnen was Interessantes von Jesus gehört. Das will sie unbedingt Simon erzählen. Kurz vor dem Abendessen haben sie Zeit, wie immer im Schatten an der Hauswand sitzend, miteinander zu reden. "Stell dir vor, Simon, was ich gehört habe", begann Esther: "in einem Haus, in dem Jesus zu Gast war, wurde die Hausdecke zerstört!" "Was die Hausdecke, wie geht denn sowas?", Simon ist gleich ganz interessiert. "Wie das geht, weiß ich nicht", sagte Esther. "Mich interessiert, warum die Decke kaputtging?" "Na, ist schon klar, wir Jesus-Detektive haben wieder einen Auftrag", sagte Simon. "Morgen geht es los. Nur schade, dass ich dann mit meinen Freunden nicht mehr Verstecken spielen kann."
Am nächsten Morgen verschwindet Simon zum Töpfer und Esther bietet sich freiwillig an, beim Wäschewaschen im Fluss zu helfen. Beide müssen sich lange gedulden, doch dann hören beide etwas.
Wie immer treffen sie sich an der Hauswand, im Schatten. Simon legt gleich los: "Also es ging um gute Freunde", platzte er heraus. "Wie um gute Freunde?", fragte Esther nach. "Ich habe gehört, ein Gelähmter kann wieder gehen. Meinst du, das ist ein und dieselbe Geschichte. Oder sind es zwei?", ich sehe, wir werden uns weiter umhören müssen", meint Esther.
Und so ist es dann auch. Mehrere Tage sind die Jesus-Detektive im Einsatz, bis sie nach und nach alle Puzzleteile der Geschichte zusammengetragen haben.
Sie sitzen an der Hauswand und tragen alles zusammen, was sie haben: Jesus war dabei, die Decke vom Haus ist kaputt, ein Gelähmter kann gehen, vier Freunde, eine Schlafmatte, viel Mut, viel Zuversicht, Sünden werden vergeben, Aufregung bei den Schriftgelehrten, zwei lange Seile. Jetzt waren sie so weit, um beim Abendessen die ganze Geschichte den Eltern und der Oma zu erzählen. Sie waren schon gespannt, was die dazu sagten.
Esther fing an: "Wir haben eine neue Jesusgeschichte zusammengetragen. Wollt ihr sie hören?" Klar wollten das die Erwachsenen. Simon machte weiter: "Also in Kapernaum, unten am See Genezareth, war Jesus zu Besuch in einem Haus. Viele Leute kamen dazu. Das Haus war voll, vor der Tür und unter dem Fenster standen noch viele Leute, um Jesus wenigstens zu hören. Da kamen vier junge Männer, nein eigentlich fünf. Die vier trugen zwischen sich auf einer Matte ihren gelähmten Freund." Simon musste Luftholen. Esther machte weiter: "Diese vier Freunde wollten ihren gelähmten Freund unbedingt zu Jesus bringen. Sie vertrauten darauf, dass Jesus ihren Freund heilen könnte. Doch so voll wie das Haus war, sahen sie keine Chance, mit ihrem Freund auf der Matte hineinzukommen."
Simon fährt fort: "Doch die Freunde geben nicht auf. Sie hieven den gelähmten Freund die Treppe hinauf aufs Dach. Dann rennt einer los. In der Zeit beginnen die verbleibenden Drei den Lehm im Dach zwischen den Holzbalken zu lockern."
"Als der eine wieder zurückkommt, hat er zwei langen Seilen dabei. Die Freunde schnüren die Matte und den Freund zusammen und lassen das Bündel ganz vorsichtig vom Dach in das Haus hinunter. Genau vor die Füße von Jesu", erzählt Esther. "Na, bevor der gelähmte Freund da hinkam, mussten manche Menschen wohl zur Seite", meinte Simon. Und dann wurde es spannend, erzählt er weiter: "Jesus schaut den jungen Mann an und sagt: 'Dir sind deine Sünden vergeben!'"
Da meldet sich der Vater zu Wort: "Das haben die frommen Schriftgelehrten sicherlich nicht gerne gehört. Die regen sich doch da immer gleich auf. Sie denken, nur Gott allein kann Sünden vergeben."
Esther nickte: "Genauso war es, Vater. Doch Jesus fragt sie gleich: 'Was ist wohl einfacher zu sagen? Dir sind deine Sünden vergeben oder steh auf, nimm deine Matte und geh umher?' Und er redete weiter zu den Schriftgelehrten: 'Ich habe von Gott die Vollmacht bekommen, Sünden zu vergeben'"
"Die Schriftgelehrten waren noch am Stauen über die Aussagen von Jesus, da sagte Jesus zu dem Gelähmten: 'Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause", erzählte Simon weiter.
Jetzt drängelt sich Esther vor: "Da stand der junge Mann auf, nahm seine Matte und ging weg! Ist das nicht fantastisch?", fragte sie in die Runde. Alle nickten.
"Ja", sagte der Vater: "Wir dürfen dabei die fantastischen Freunde des Gelähmten nicht vergessen. Ohne die hätte er es nie bis zu Jesus geschafft. Die waren mutig und voller Glauben, dass Jesus helfen kann. Und sie hatten recht. Solche Freude braucht man!" Alle nickten. Ja, solche Freunde braucht man.
"Ach", meinte dann Esther noch: "Die Menschen, die dabei waren, sollen gesagt haben: 'So etwas haben wir noch nie erlebt!' Und sie lobten Gott."
Da sagt die Oma: "Das sollten wir auch machen! Ihr wisst schon, euer Lied."
Und das sangen sie dann auch gemeinsam:
"Sing mit mir ein Halleluja, sing mit mir ein Dankeschön,
denn im Danken, da liegt Segen, und im Danken preis ich ihn."
Gemeinsam räumten sie die Sachen vom Abendessen weg und die Schlafmatten her.
Simon dachte beim Einschlafen darüber nach, dass gute Freunde ein Grund zum Dankbarsein sind. Er wollte seinen Freunden so ein guter Freund sein. Vielleicht versteckt er sich beim nächsten Verstecken spielen nicht so kompliziert und lässt sich mal schneller finden. Mit diesen Gedanken schlief er ein.
In den nächsten Wochen erzähle ich euch aus den Psalmen, dem Liederbuch der Bibel.
Lied: Text und Melodie: Thomas Eger, 1973
Mk 2,1-12
7.9.2024