Jakob überlistet Laban - und geht heim.
Viele Jahre war ich, Jakob, du kennst mich ja schon, bei Laban und habe für ihn gearbeitet. Ich hatte Heimweh und wollte gerne zurück in das Land meines Vaters Isaak gehen. Das besprach ich mit Laban, denn ich wollte meine ganze Familie mitnehmen, meine Frauen Lea und Rahel - Labans Töchter - und allem meine Kinder. Laban bat mich zu bleiben, denn seitdem ich bei ihm arbeitete, waren seine Tierherden groß und größer geworden. Doch ich wollte für mich und meine Familie arbeiten. Also machten wir einen Vertrag. Ich durfte mir die Schafe und Ziegen, die nicht einfarbig waren, nehmen, die gescheckten und gefleckten. Das wurden meine Herden. Meine Söhne waren für die Herden zuständig und meine eigenen Knechte auch. Der Abstand zwischen den Herden von Laban und mir sollte immer drei Tagesreisen sein. So waren sie gut auseinander zu halten. Ich selbst arbeitete weiter für Laban. Ich kannte mich zwischenzeitlich mit den Tieren sehr gut aus und ich verstand es, es so einzurichten, dass die gesunden und starken Tiere von Laban gescheckte oder fleckige Jungtier bekamen. Die kamen dann in meine Herden. Meine Herden wuchsen und wuchsen. Ich wurde immer reicher, ich hatte viele Knechte und Mägde, so viele Tiere machen viel Arbeit. Das gefiel Laban und seinen Leuten natürlich nicht. Die Stimmung wurde schlechter. Laban maulte herum: "Nein, so war das mit den Tieren nicht gedacht. Ich will auch gescheckte Tiere haben!" Ich erinnerte ihn an unseren Vertrag. Laban hatte immer öfters schlechte Laune.
Und dann, mitten in einer Nacht, sagte Gott zu mir: "Jakob, gehe zurück ins Land deiner Vorfahren und kehre zu deiner Verwandtschaft zurück. Ich werde bei dir sein."
Na, das waren doch gute Aussichten. Jetzt musste ich das Ganze nur noch Lea und Rahel erklären. Ich ließ sie auf die Weide rufen. Ich erkläre ihnen, wie ich mich fühlte, dass es mit Laban immer schwieriger wurde. Wir hatten einen Vertrag. Die einfarbigen Tiere für ihn, die gemusterten für mich. Und nun passt ihm das nicht, da es viel mehr gemusterte Tiere gibt. Doch ich habe die ganze Zeit für ihn gearbeitet. Und jetzt ist er sauer. Lea und Rahel überlegten und nickten dann. Wir gehen mit, unser Vater Laban hält uns nicht hier.
Dann ging es schnell. Wir packten alles zusammen. Die Tierherden, die Lasttiere, unsere Zelte und Decken und Töpfe und Vorräte, alles. Wir hatten viel zu tun und in der Nacht brachen wir auf. Wir verabschiedeten uns nicht von Laban.
Zügig gingen wir voran. Es dauerte nur drei Tage, dann sahen wir Laban hinter uns herkommen. Er und Männer, die zu ihm gehörten. Sie waren schneller als wir. Sie waren ja nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Im Gebirge holte sie uns ein und Laban fing gleich zu zetern an: "Jakob, was hast du getan. Warum bist du einfach abgehauen, meine Töchter hast du wie Gefangene weggeschleppt. Meine Herden hast du mir auch gestohlen. Wie gerne hätte ich mich von dir ordentlich verabschiedet, mit Gesang und Musik. Meine Enkel hätte ich gerne zum Abschied geküsst."
Wütend stand Laban auf und begann, unsere Sachen zu durchsuchen. Er meinte, wir hätten Dinge mitgenommen, die ihm gehörten. Dass Rahel das gemacht hatte, wusste ich damals nicht. Doch Rahel war schlau; ihr Vater fand nicht, was er suchte.
Es wurde ein hartes Gespräch zwischen mir und Laban. Ich hatte 20 Jahre für ihn gearbeitet. 7 Jahre für Rahel als Frau, doch Laban hat mir Lea untergeschoben, dann weitere 7 Jahre für die Ehe mit Rahel. Und die letzten 6 Jahre habe ich für Laban gearbeitet, um mir eigene Viehherden aufzubauen. Und immer der Streit: Wie ist die Abmachung? Welche Tiere gehören mir? Doch ich fühlte mich stark. Gott hatte mir ja in der einen Nacht versprochen, bei mir zu sein, wenn ich mich auf den Heimweg mache.
Ein letztes Mal handelte ich mit Laban einen Vertrag aus. Ein besonderes Ritual benutzen wir dazu. Ich errichtete wieder einen Stein und träufelte Öl darauf. Dann sammelten wir alle, Labans Leute, meine Leute, Steine und errichteten einen großen Steinhügel. Dann saßen Laban und ich auf diesem Hügel. So ein Hügel ist dann der Zeuge für den Vertrag zwischen uns. Wir sprachen: "Gott soll über uns wachen, wenn wir einander nicht sehen." Laban fuhr fort: "Jakob, du darfst meine Töchter nicht schlecht behandeln und keine weiteren Frauen haben." Gemeinsam sagten wir feierlich: "Auch wenn jetzt niemand bei uns ist: Gott ist unser Zeuge!"
Zum Abschluss gab es ein großes Festmahl. Alle nahmen daran teil.
Dann zog Laban wieder zurück zu seinen Herden. Und wir machten uns auf den weiten Weg in das Land meiner Väter.
Nächste Woche erzähle ich euch von meiner anstrengenden Nacht am Jabbok und von meiner Begegnung mit Esau, nach sehr vielen Jahren.
1. Mos 30,25 - 31,54
22.6.2024