Jona ist in Ninive. Seine Nachricht von Gott an die Menschen: “In 40 Tagen wird die Stadt zerstört!”

Also das war ja kein guter Plan von mir, dem Jona – du kennst mich schon – vor Gott davon zulaufen. Da hätte ich mal besser nachdenken sollen.

Ich trottete nach meinem Ausflug im Boot, im Wal und dann am Ufer zum Trocknen, zurück nach Hause.

Wie es jetzt wohl weitergehen würde?

Es dauerte nicht lange, wieder mitten in der Nacht, sprach Gott erneut zu mir: „Auf, Jona! Gehen nach Ninive, in die große Stadt und rede den Menschen dort ins Gewissen. Ihr böses Tun ist mir zu Ohren gekommen.“

Es war genauso wie beim letzten Mal.

Nun, was blieb mir übrig. Fliehen war keine Möglichkeit. Missmutig packte ich meine paar Sachen zusammen und machte mich auf den Weg in die große Stadt Ninive.

In meinem Kopf gab es zwei Gedanken:

-      Der eine: Ich habe so viel von Ninive gehört, da ist es gefährlich. Die bringen auch mal jemanden um, wenn sie den nicht leiden können. Anders gesagt: Ich habe Angst um mein Leben.

-       Der andere Gedanke: Das wird mir so ein seltsamer Auftrag von Gott sein. Ich gehe da hin. Rede den Menschen ins Gewissen. Die schauen etwas treuherzig, nicken wohlwollend und sagen: „Ach Gott, das tut uns leid.“ Vielleicht noch mit einem tiefen Seufzer. Das war es dann. Und so wie ich meinen Gott kenne wird er sagen: „Alles gut. Ich vergebe euch.“ Und wie stehe ich dann da? Wie der Depp. Ich laufe endlos durch die Gegend, riskiere mein Leben und: Gott ist gnädig.

So laufe ich und laufe ich. Ninive kommt näher. Am Horizont kann ich schon die Stadt erkennen. Eine riesige Stadt. Menschen, denen ich auf dem weiten Weg begegnet bin, haben mir erzählt, dass man drei Tage braucht, um einmal quer durch die Stadt zu laufen.

Dann bin ich da. Meinen Plan habe ich in den letzten Tagen entworfen. Ich laufe einen Tag lang in die Stadt hinein und dann suche ich mir einen Platz, vielleicht gibt es einen Stein, auf den ich mich stellen kann, und dann verkündige ich meine Nachricht von Gott.

Genauso mache ich es. Ein Platz ist am zweiten Tag schnell gefunden. Auch einen Stein zum Daraufstellen gibt es.

So fange ich an, mit lauter Stimme zu sprechen: „Ihr Leute von Ninive, Gott schickt mich. Er hat von euerem bösen Tun gehört. Er hat genug von euch. In 40 Tagen wird er die Stadt zerstört!“

Die Menschen sind stehen geblieben. Sie haben mir zugehört. Sie sind nachdenklich weitergegangen. Keiner hat den Aufstand probiert und mit mir gestritten oder geschimpft. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Was ist denn mit denen los? Also zog ich weiter, an eine andere Stelle und begann wieder laut zu reden: „Ihr Leute von Ninive, Gott schickt mich. Er hat von euerem bösen Tun gehört. Er hat genug von euch. In 40 Tagen wird er die Stadt zerstört!“

Wieder haben die Menschen zu gehört, wieder gab es kein lautes Wort. Wieder sind sie nachdenklich weitergegangen.

Unvorstellbar. Was war denn mit denen los?

Der nächste Tag überraschte mich noch mehr. Alles Menschen, die ich traf, hatten Trauerkleidung an – es sah aus als trugen sie Kartoffelsäcke. Alle! Sie fasteten. Kein Essen mehr für alle.

Und dann:

Dann kamen Boten vom König in Ninive, die verkündigten an allen Orten der Stadt: „Dies ist ein Befehlt vom König und seinen Ministern. Weder Mensch noch Tier sollen Essen oder auf die Weide gehen. Auch kein Wasser sollen sie trinken. Mensch und Tier sollen Trauerkleider tragen. Und: Sie sollen mit aller Kraft zu Gott rufen. Alle Menschen sollen von ihrem bösen Weg umkehren und es soll keine Gewalt mehr geben. Vielleicht, vielleicht ändert Gott seinen Beschluss doch. Vielleicht tut ihm seine Drohung leid und er lässt uns und unsere Stadt nicht untergehen. Tut, was der König sagt!“

Na, da staunte ich aber. Nahmen mir doch die Boten vom König die Arbeit ab. Ich suchte mir eine Herberge und beobachtete das Treiben in Ninive.

Alle in Trauergewändern. Alle ohne Essen und Trinken. Alle still und leise und ehrfürchtig zum Himmel blickend.

Sogar der König hatte seinen Königsmantel ausgezogen und gegen ein Trauerkleid getauscht. Und er setzte sich auf den Boden, mitten in den Staub; nichts mit Königsthron.

Ganz ehrlich, nach ein, zwei weiteren Tagen war mir klar, wie das enden würde. Gott würde die Stadt verschonen – und ich war der Prophet, der Unrecht hatte. In 40 Tagen würde die Stadt Ninive genauso prächtig dastehen wie heute.

Ich habe es ja gleich gewusst!

Genauso kam es. Gott sah, was die Leute taten. Er erkannte, dass sie den bösen Weg verließen. Und Gott hatte Mitleid. Es tat ihm leid, dass er sie vernichten wollte. So beschloss er seine Drohung nicht wahrzumachen. Er wollte den Menschen und Tieren nichts antun.

Und ich, was mache ich jetzt?

Nach Hause gehen oder abwarten. Noch kann ich mich nicht entscheiden.

Wie es wohl weitergeht mit Jona und Ninive? Nächste Woche erzähle ich dir mehr davon.

Jona 3

6.5.2023

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Jona ist zornig auf Gott. Er will sterben. Doch Gott bleibt mit ihm im Gespräch. Auch über die Rizinus-Staude.

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Jona auf der Flucht vor Gott. Fast geht er unter. Doch da schickt Gott einen großen Fisch.