Jona ist zornig auf Gott. Er will sterben. Doch Gott bleibt mit ihm im Gespräch. Auch über die Rizinus-Staude.

Nach Hause gehen oder abwarten, das war die Frage für mich, den Jona, - du kennst mich ja schon.

Je länger ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. So ist das mit Gott. Er erbarmt sich dieser schlimmen Leute in Ninive. Meinen ganzen Zorn warf ich mit einer Wutrede vor Gott: „Ja, Gott, genauso hatte ich das mir schon zu Hause gedacht, damals in der Nacht, als ich den ersten Auftrag von dir bekam, nach Ninive zu gehen. Und genau deshalb wollte ich nach Tarschisch fliehen. Ich wusste ja, du bist reich an Gnade und Barmherzigkeit und uuuunendlich geduldig und voller Güte. Du bist einer, dem das Unrecht leidtut. Jetzt ist es für mich aber genug, Gott. Lass mich sterben! Denn ich will lieber tot sein als so weiterzuleben, als Prophet, dem man nicht glauben kann, weil Gott gnädig ist.“

Da antwortete mir Gott und fragte mich: „Meinst du Jona, du bist berechtigterweise zornig auf mich?“

Was sollte ich darauf antworten? Ich fühlte mich total im Recht!

Ich verließ die Stadt und suchte mir einen Ort, um mir dort eine Hütte zu bauen. Wenn ich vor dieser Hütte saß, konnte ich sehr genau sehen, was in der Stadt geschah. Ich beobachtete alles sehr genau.

Am nächsten Tag, als ich wieder vor meine Hütte trat, machte ich eine Entdeckung. Da wuchs was. Ein kleiner Strauch mit großen Blättern. Ich sah mir das Ganze genau an. Ein Rizinus-Strauch. Das war eine wunderbare Entdeckung. Ich weiß, Rizinus wächst sehr schnell. Dieser Strauch würde ein hervorragender Schattenspender für mich und meine Hütte werden. Schon am übernächsten Tag war die Pflanze so groß, dass die Blätter über meinen Kopf reichten und ich sehr schönen Schatten hatte. Es war so schön, im Schatten zu sitzen und auf die Stadt zu schauen, dass ich darüber meinen ganzen Ärger vergaß. Mein Herz war voller Freude über meinen Rizinus-Strauch.

Doch schon am nächsten Morgen war es mit der Freude vorbei. Als ich vor meine Hütte trat, da sah ich ihn, den Rizinus. Er lag am Boden, die Blätter welk, die Stängel kraftlos. Kaputt. Eingegangen.

Das allein war schon schlimm genug, doch dann kam die Sonne und mit ihr ein heißer Ostwind. Ich suchte Schutz im Schatten meiner Hütte. Doch um die Mittagszeit half auch meine Hütte nichts mehr. Ich war der Sonne und dem heißen Wind total ausgeliefert. Ich wurde immer matter und kraftloser und zorniger. Ist das nicht eine Gemeinheit, dass dieser Rizinus-Strauch einfach eingeht? Mein ganzer Schatten ist verloren. Ich sitze in der prallen Sonne und muss diesen heißen Wind auch noch aushalten. Ich will sterben. Jetzt sofort!

Was Jona nicht wusste, war, dass Gott einen giftigen Wurm geschickt hatte, der den Rizinus kaputt machte. Auch der heiße Wind war im Auftrag Gottes unterwegs. Und Gott sah sehr genau auf Jona. Er merkte genau, wie zornig und hilflos Jona war. Da sprach er ihn wieder an „Jona, meinst du, du hast das Recht so zornig zu sein, weil der Rizinus eingegangen ist?“

Als Jona das hörte, antwortete er sofort: "Ja! Ich habe alles recht der Welt so zornig zu sein und mir den Tod zu wünschen. Es ist doch alles sinnlos hier. In Kürze bringt mich die Hitze sowieso um!“

Ich hatte keine Lust mehr, mit Gott über mein Recht zornig zu sein, zu diskutieren. Ich war zornig! Einfach zornig!

Doch Gott sprach weiter zu mir: „Jona, jetzt denk doch mal nach. Du trauerst um die Rizinus-Staude. Hattest du Mühe mit ihr? Nein! Die wuchs ganz von selbst, ganz schnell und zauberte dir einen schattigen Platz. Nichts, gar nichts hast du für sie getan. Und jetzt ist sie eingegangen und du bist so zornig.“

Ich wollte gerade Luftholen, um zu antworten, doch Gott sprach einfach weiter: „Und jetzt frage ich dich Jona: ‚Sollte mir da nicht Ninive leidtun, mit seinen vielen tausenden Menschen, die ihr Leben bislang so gelebt haben, wie sie es von den anderen gesehen hatten. Sie konnten manches nicht anders entscheiden. Und dann die vielen Tiere. Sollten die mir nicht auch leidtun? Sollte ich die Menschen – die ihre Bereitschaft zur Änderung gezeigt haben – und alle Tiere dazu, wirklich vernichten?‘“

Da saß ich vor meiner Hütte, wie ein armer Tropf. Die Frage, die Gott gestellt hatte, war eine berechtigte Frage. Bei mir ging es um eine Pflanze. Eine. Bei Ninive ging es um viele, viele Menschen und Tiere.

Ich hatte viel zu denken.

Eins habe ich in Ninive gelernt: Gott ist reich an Gnade und Barmherzigkeit, unendlich geduldig – auch mit mir – und voller Güte.

 

Und nächste Woche erzählt Nele zum Feiertag Himmelfahrt. Was da wohl alles los ist?

Jona 4

13.5.2023

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Nele ist im Familienstress. Muttertag, Vatertag und dann auch noch Christi Himmelfahrt.

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Jona ist in Ninive. Seine Nachricht von Gott an die Menschen: “In 40 Tagen wird die Stadt zerstört!”