Was ist in der Gemeinde wichtiger? Bildung, Gesang, gutes Kochen oder handwerkliche Geschick? Paulus erklärt es der Gemeinde in Korinth.

Heute habe ich, der Paulus – du kennst mich ja schon - Post aus Korinth bekommen. In Korinth hatte ich vor einiger Zeit eine Gemeinde gegründet. Mit Phoebe hat diese Gemeinde eine warmherzige, kluge und umsichtige Gemeindeleitung. Doch manchmal schreibt mir Phoebe und bittet mich um Rat und Hilfe. So auch heute.

Mal lesen, was sie heute so schreibt:

Lieber Paulus,

ich brauche deine Unterstützung. Du und deine klaren Reden fehlen mir sehr. Hier in der Gemeinde geht es drunter und drüber. Keinem ist es recht, so wie es ist. Ich nenne dir mal ein paar Beispiele, damit du dir vorstellen kannst, was hier los ist.

Da gibt es gelehrte Mitglieder in unserer Gemeinde, die sind – zu Recht – stolz darauf, dass sie lesen und schreiben können. Gerne verwenden sie Fremdworte in ihren Reden. Sie sind halt belesen und wissen viel von der Welt. Wenn sie sich dann mit den Hafenarbeitern bei unseren Gottesdiensten treffen und miteinander reden wollen, dann wird das schwierig. Die Hafenarbeiter sind nicht so wortgewandt, aber sie sind kräftig und erkennen schnell, wo was zu verbessern ist. Immer wieder helfen sie mir mit ihren flinken Händen und starken Armen aus der Patsche, wenn z.B. mehr Leute kommen als Stühle da sind, da wird aus einem Baumstamm von ihnen schnell eine Bank gezaubert und alle finden Platz.

Wie du weißt, wird bei unseren Gottesdiensten und Gemeindetreffen gerne gesungen. Nicht jeder kann glockenrein singen. Manche brummen oder suchen die Tonlagen. Und dann gibt es natürlich auch Menschen, die musikalisch begabt sind. Wir haben eine Opernsängerin dabei, der ist kein Ton zu hoch oder zu lang. Immer wieder schüttelt sie den Kopf über die, die das nicht können. Am liebsten würde sie, glaube ich, allein singen. Das geht doch aber auch nicht.

Und dann noch unser Küchenteam, es rackert sich ab. Du weißt ja unsere Hafenarbeiter bringen immer einen tüchtigen Hunger mit. Die freuen sich, wenn es ordentlich was zu essen gibt. Die gebildeten Damen und Herren, die aus den höheren Gesellschaftsgruppen, haben wohl Angst sich die Finger schmutzig zu machen und auch mal beim Kochen und Servieren, beim Einkaufen und Aufräumen zu helfen. Neulich hat sogar jemand von denen den Vorschlag gemacht, wir könnten doch auf das gemeinsame Essen verzichten, die Gruppe wäre einfach zu unterschiedlich.

Ach Paulus, wie soll ich diesen verschiedenen Vorstellungen nur allen gerecht werden.

Ich freue mich, wenn du mir bald antwortest, und schicke dir herzliche Segenswünsche aus Korinth, Phoebe.

Oje, die arme Phoebe. Die Korinther machen ihr wirklich das Leben schwer.

Da muss ich mal nachdenken, wie ich antworten werde. Es sollen ja alle verstehen, keiner und keine sollen sich gemaßregelt fühlen. Sie sollen erkennen, dass es gut ist, so eine bunte Mischung zu sein.

Wie immer werde ich mal mindestens eine Nacht darüber schlafen.

 

Jetzt habe ich lange genug darüber nachgedacht und meinen Brief an die Gemeinde in Korinth fertig.

So habe ich geschrieben:

Liebe Gemeinde in Korinth, Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus!

Ja, es gibt viele verschiedene Begabungen, doch sie alle sind Geschenke des Heiligen Geistes von Gott.

Da gibt es Menschen, die gut denken, reden und lesen können – eine Begabung von Gott.

Da gibt es Menschen, die stark und geschickt sind, jede handwerkliche Aufgabe wird meisterhaft gelöst – eine Begabung von Gott.

Da gibt es Menschen, die eine begnadete Stimme haben – eine Begabung von Gott.

Da gibt es Menschen, die schmackhaft und reichlich kochen können – eine Begabung von Gott.

Noch viel mehr solche Beispiele könnte ich aufführen. Ihr versteht sicherlich, was ich meine.

Alle diese und die vielen unerwähnten Begabungen kommen von Gott, durch den Heiligen Geist.

Nun bleibt die Frage: ist eine von den Begabungen mehr wert als die andere?

Stellt euch das mal so vor: Ihr alle seid wie ein gemeinsamer Körper. Ein Körper besteht aus vielen unterschiedlichen Körperteilen, die alle zusammen sind und ein Ganzes bilden.

Am Körper kann das Ohr nicht sagen: „Ich bin kein Auge und darum bin ich nicht Körper!“ Denn wenn der ganze Körper nur Sehkraft wäre, wo wäre dann das Gehör? Weder kann das Auge zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht!“, noch der Kopf zu den Füßen: „Auf euch kann ich verzichten!“ Gerade die Teile des Körpers, die weniger wert erscheinen, verdienen besondere Beachtung. Die Hand kann nicht sagen: „Was interessiert es mich, wie es dem Fuß geht!“. Denn wenn nur ein Körperteil krank ist, leidet der ganze Körper.

Und genauso ist es mit euch. Zusammen seid ihr die Gemeinschaft derer, die Jesus nachfolgen. Jeder und jede von euch allen ist ein Teil der Gemeinde. Als einzelne Gemeindemitglieder habt ihr unterschiedliche Begabungen erhalten. Es gibt Menschen, die gut – und das ist wichtig, v e r s t ä n d l i c h – reden können. Es gibt Menschen, die einen Ton angeben können für ein gemeinsames Lied und die weniger Musikalischen stützen können beim Gemeindegesang. Es gibt Menschen, die gut kochen können und Menschen, die gut ihre Mitarbeit einbringen können. Manche sind klug, manche stark. Und ganz klar ist, nicht ein Mensch kann alles. Kein Mann und keine Frau besitzt alle Begabungen, die es gibt.

Also, egal welche Begabung ihr bekommen habt, sie ist euch gegeben, damit ihr sie für die Gemeinschaft nutzt.

So werdet ihr eine wunderbare Christengemeinde in Korinth.

Bring euere Begabungen ein!

Alle sind wichtig!

Und sie dienen der Gemeinschaft!

Ich wünsche euch Gottes Segen und die Kraft des Heiligen Geistes für euer wunderbar verschiedenes Miteinander in Korinth.

Euer Paulus.

Nun habe ich es mir schon ein paarmal durchgelesen. Das müssten meine Korinther doch verstehen. Ich hoffe es.

Nächste Woche wird es dramatisch. Paulus ist als Gefangener und auf dem Weg nach Rom. Doch das Schiff, mit dem er und andere Gefangene unterwegs sind, erleidet Schiffsbruch.

1. Kor 12, 4-6 + 11-26

24.6.2023

Zurück
Zurück

Auf dem Seeweg nach Rom überlebt Paulus - als Gefangener - einen Schiffbruch.

Weiter
Weiter

Lydia, die Stoffhändlerin, lässt sich und alle die mit ihn ihrem Haus leben Taufen. Sie ist jetzt Christin. Gehört sie auch wirklich dazu?