Lydia, die Stoffhändlerin, lässt sich und alle die mit ihn ihrem Haus leben Taufen. Sie ist jetzt Christin. Gehört sie auch wirklich dazu?

Ich, der Paulus, habe meine erste Reise beendet und mir eine Pause gegönnt. Reisen und predigen ist anstrengend und wie ihr schon erfahren habt manchmal auch ganz schön gefährlich.

Doch nach einer Weile hatte ich das Gefühl, ich müsste wieder nach Kleinasien reisen und die neuen Christengemeinden noch einmal besuchen. So machte ich mich auf den Weg. Wieder war ich in Lystra, wirklich es gab noch die Gemeinde der Jesus-Freunde. Und sie war sogar gewachsen. Auch gewann ich einen neuen Reisebegleiter dort: Timotheus. Er war mir ein guter, zuverlässiger Begleiter.

Und dann wachte ich eines Nachts auf. Ich sah einen Mann, der rief mich: „Komm herüber nach Makedonien und hilf uns!“ Makedonien, das ist weit weg. Es liegt schon in Europa. Das ist wahrscheinlich dreimal so weit, wie nach Lystra. Aber wenn man mich von dort ruft? Es kann nichts anderes bedeuten als, dass Gott will, dass ich mich wieder auf die Reise mache.

Also machten wir uns eilig auf den Weg. Es ging eine Weile mit dem Schiff und dann waren wir da. Unser erstes Ziel war die große Stadt Philippi. Da blieben wir eine ganze Weile. Zunächst suchten wir wie immer nach dem Treffpunkt der Menschen, die dem jüdischen Glauben angehörten. Wir fanden ihn außerhalb der Stadt an einem Fluss. Da trafen sich hauptsächlich Frauen, das war etwas ungewöhnlich. Wir setzten uns zu ihnen und sprachen mit ihnen. Sie waren interessiert, sie hörten aufmerksam zu. Eine war besonders eifrig bei der Sache. Wie sie uns erzählte, war sie eine Stoffhändlerin, die sich auf Purpurstoffe spezialisiert hatte. Sie konnte die Stoffe besonders farbintensiv färben und gerne kauften Frauen bei ihr ein, wenn sie sich ein besonderes Gewand nähen wollten. Wir trafen uns ein paarmal mit den Frauen am Fluss. Lydia war immer dabei. Und eines Tages bat sie uns, sie und ihr ganzes Haus zu taufen. Sie wollte ernst machen und Christin sein. Wir machten aus, dass am nächsten Tag alle ihre Mitarbeitenden, aber auch die Knechte und Mägde, die im Haus arbeiteten und alle Familienmitglieder, samt der kleinen Kinder, zum Fluss kommen und wir sie dann taufen, mit Wasser und dem Heiligen Geist von Gott.

Genauso ist es gekommen. Wir waren eine große, bunte Schar Menschen. Juden und Heiden, Griechen und Menschen aus anderen Ländern, die irgendwie nach Philippi gekommen sind und bei Lydia ein neues Zuhause gefunden hatten.

Ich hatte mir schon den ganzen Tag überlegt, was ich bei dieser außergewöhnlichen Taufe sagen sollte. Worüber ich sprechen möchte. Und dann ist es mir eingefallen. Ich will über das Gemeinsame reden in dieser bunten Schar Menschen.

Also fing ich an:

„Ihr alle seid Kinder Gottes,

weil ihr durch den Glauben mit Jesus Christus verbunden seid.

Durch euere Taufe gehört ihr jetzt zu ihm.

Es spielt keine Rolle mehr,

ob ihr Juden seid oder Griechen,

Sklaven oder freie Menschen,

Männer oder Frauen,

Erwachsene oder Kinder.

Denn durch euere Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle wie ein Mensch geworden.

Wenn ihr zu Christus gehört, seid ihr Gott ganz nahe und seinem Reich.“

Die Rede war nicht zu lange und alle konnten gut zuhören.

Lydia war natürlich besonders aufmerksam. Und sie konnte scharfsinnig denken.

Sie stellte sich vor mich hin und sagte: „Paulus, glaubst du, dass ich wirklich eine Christin bin? Glaubst du, dass ich an Jesus glaube und vom Heiligen Geist erfüllt bin?“

Klar glaubte ich das, ich hatte Lydia ja gerade eben getauft. Also nickte ich eifrig und versicherte ihr: „Ja, ich glaube, dass du eine Christin bist, dass du an Jesus Christus glaubst.“

„Na dann!“, sagte Lydia, „dann wohne mit Timotheus mit bei mir in meinem Haus.“

„Aber, das geht doch nicht!“, sagte ich.

„Warum soll das nicht gehen?“, fragte sie gleich nach.

Ja, warum soll das nicht gehen? Ich überlegte. Ich hatte in meinem früheren Leben als Schriftgelehrter gelernt, ein Jude kann nicht bei einem Heiden, mit im Haus wohnen. So war das damals. Doch gilt das heute auch noch? Ist es bloß eine alte Gewohnheit oder ist es richtig?

Diese Lydia bringt mich ganz durcheinander.

Also musste ich mir erstmal Zeit zum Nachdenken verschaffen. „Liebe Lydia“, sprach ich sie an, „das ist ein nettes Angebot von dir, doch du weißt doch, wie schwierig das ist, für einen Juden in einem heidnischen Haus zu übernachten. Lass mich doch bitte eine Nacht darüber schlafen.“

Lydia schaute mich herausfordernd an: „Ja, Paulus, schlafe eine Nacht darüber und vergiss dabei nicht über die Worte nachzudenken, die du vorhin bei unserer Taufe gesagt hast.“

Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Timotheus und ich gingen in unsere Herberge.

Zum Schlafen kam ich in dieser Nacht nicht so recht.

Immer wieder gingen mir meine Worte von der Taufe durch den Kopf. Hatte ich was Falsches gesagt, vielleicht zu viel versprochen?

„Ihr alle seid Kinder Gottes,

weil ihr durch den Glauben mit Jesus Christus verbunden seid.

Durch euere Taufe gehört ihr jetzt zu ihm.

Es spielt keine Rolle mehr,

ob ihr Juden seid oder Griechen,

Sklaven oder freie Menschen,

Männer oder Frauen,

Erwachsene oder Kinder.

Denn durch euere Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle wie ein Mensch geworden.

Wenn ihr zu Christus gehört, seid ihr Gott ganz nahe und seinem Reich.“

Nein, ich hatte nichts Falsches gesagt oder zu viel versprochen. Es stimmt, was ich gesagt habe. Christ ist Christ, egal was er für eine Vergangenheit hat.

Mir hat meine Schriftgelehrten-Vergangenheit einen Streich gespielt. Ich bin Christ! Und frei mich so zu verhalten wie ich es richtig finde. Also frei Gast im Haus der Lydia zu sein.

Als ich ihr das am nächsten Tag erklärte und mit Timotheus bei ihr für einige Wochen einzog, da strahlte Lydia. Sie sagte: „Jetzt fühle ich mich wirklich als Christin. Jetzt gehöre ich wirklich dazu!"

Nächste Woche geht es um einen Briefwechsel von Paulus mit der Gemeinde in Korinth. Diese Gemeinde hatte Paulus gegründet. Und manchmal hatte die Gemeinde Fragen, wie sie als Christen miteinander das eine oder andere Problem lösen können. Dann schrieben sie an Paulus und Paulus antwortete dann.

Apg 16, 9-15, Gal 3,26-29

17.6.2023

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Was ist in der Gemeinde wichtiger? Bildung, Gesang, gutes Kochen oder handwerkliche Geschick? Paulus erklärt es der Gemeinde in Korinth.

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Aus dem Leben des Reisepredigers Paulus: Mal als lebendig gewordener Steingott verehrt, mal fast gesteinigt.