Auf dem Seeweg nach Rom überlebt Paulus - als Gefangener - einen Schiffbruch.

Viele Jahre bin ich, der Paulus, du kennst mich ja schon, als Reiseprediger unterwegs gewesen. Drei große Reisen, die zum Teil mehrere Jahre gedauert hatten, hatte ich unternommen. Mein Ziel war es immer, die Menschen für Gott und Jesus Christus zu begeistern und sie mit Wasser und dem Heiligen Geist zu taufen.

Jetzt bin ich wieder auf einer Reise. Die Reise soll nach Rom gehen, ich will bis zum Kaiser. Bislang bin ich als freier Bürger gereist. Jetzt bin ich ein Gefangener. Wie das kam? Nun wie immer ist es eine lange Geschichte. Ich war nach Jerusalem gekommen. Ganz am Anfang unserer Geschichte war ich ja da als Schriftgelehrter und habe mich gegen die neue Gemeinschaft der Christen eingesetzt, bis ich dann auf dem Weg nach Damaskus selbst Jesus Christus kennengelernt habe und auch Christ wurde. Ich war immer mal wieder in Jerusalem, dort habe ich mich auch mit den Freunden und Freundinnen von Jesus getroffen. Ihr Wortführer war der Petrus. Zwischen ihm und mir gab es immer wieder Diskussionen, wie man sich als Christ richtig verhält. Muss man wirklich alle jüdischen Gebote halten? Für mich ganz klar: nein. Wie hätte ich sonst auch die Heiden von Jesus Christus überzeugen können? Hätten sie zuerst Juden werden müssen, um dann Christen zu werden? Das ging gar nicht.

Als ich jetzt vor einigen Wochen wieder in Jerusalem im Tempel war, da wurden mir von den Juden einige Schwierigkeiten bereitet. Es gab sogar eine Anklage vor dem jüdischen Rat. Na, die kamen mir gerade recht. Ich habe ein römisches Bürgerrecht! So mussten sie den römischen Statthalter dazu ziehen. Ein Urteil eines jüdischen Rates reicht für mich nicht. Es ging hin und her, wer hat recht, was darf ich? Es fand sich keine Lösung. Also bestand ich darauf, dass der Kaiser von Rom über mich Recht spricht.

So kam es, dass ich als Gefangener ein Schiff in Caesarea bestieg. Es ging für eine kurze Weile nach Sidon. Der römische Hauptmann Julius, der für mich und die anderen Gefangenen zuständig an Bord war, war mir wohl gesonnen. So konnte ich in Sidon alte Freunde besuchen und auch während unseres Aufenthaltes dort wohnen. Als wir weiter schipperten, stand der Wind gegen uns. Es war eh Herbst und nicht eine gute Zeit für Schiffsreisen. Wir brauchten viele, viele Tage, bis wir um die Insel Zypern kamen und um Rhodos herum bis zum Festlandhafen Knidos und von dort zur Insel Kreta. Es war wirklich viel Zeit vergangen.

Ich musste die Besatzung des Schiffes warnen. So sprach ich sie an: „Männer, ich sehe unsere Weiterfahrt als sehr gefährlich an. Wir setzten nicht nur die Ladung und das Schiff aufs Spiel, auch unser Leben ist in großer Gefahr.“

Doch ich konnte den Hauptmann Julius nicht überzeugen und den Steuermann auch nicht. Sie brachten vor, dass der Hafen, in dem wir waren, nicht zum Überwintern geeignet war. Sie wollten mindestens weiter bis in den geschützten Hafen von Phönix. Bei einem leichten Südwind lichteten wir den Anker und fuhren so nahe wie möglich an der Küste von Kreta entlang. Doch dann brach, von der Insel kommend, ein schwerer, und schon immer gefürchteter Nordostwind über uns herein. Das Schiff wurde von ihm mitgerissen. Wir sahen, dass wir nichts ausrichten konnten und ließen das Schiff treiben. Wir hatten alle Hände voll zu tun, um das Schiff und seine Ladung zu sichern.

Der Sturm setzte uns hart zu. Die Seeleute begannen Teile der Ladung über Bord zu werfen, um das Schiff leichter zu machen. Auch Teile der Schiffsausrüstung warfen sie ins Meer. Tagelang sahen wir keine Sonne am Tag und keinen einzigen Stern in der Nacht. Wir alle waren hoffnungslos.

Niemand wollte etwas essen. Alle waren kraftlos.

Da stellte ich mich in die Mitte des Schiffes und hielt eine kleine Rede: „Männer, hatte ich es euch nicht gesagt, wir wären besser auf der Insel Kreta geblieben! Doch jetzt ist es zu spät, darüber nachzudenken. Jetzt müssen wir nach vorne schauen. Lasst eueren Mut nicht sinken. Keiner von uns wird umkommen – nur das Schiff wird verloren gehen. Heute Nacht habe ich eine Nachricht von Gott bekommen, dem Gott der Himmel und Erde gemacht hat und den Tod besiegt hat mit der Auferstehung Jesu. Dieser Gott hat mir einen Engel geschickt, mit folgender Nachricht für mich und euch. Der Engel hat gesagt: ‚Hab keine Angst, Paulus. Du musst noch vor den Kaiser treten. Deinetwegen schenkt Gott auch all denen das Leben, die mit dir auf dem Schiff sind.‘ Das hat der Engel zu mir gesagt. Also: Männer fasst Mut! Ich bin ganz sicher, dass alles genauso kommt, wie Gott es mir hat sagen lassen. Allerdings werden wir vor einer Insel stranden.“

Doch das Wetter forderte uns weiter heraus. Wir waren nun den 14. Tag im Sturm unterwegs. Wir waren nahe an einer Insel und die Seeleute hatten Angst, dass wir auf Grund liefen. Also warfen sie mitten in der Nacht am Heck vier Anker aus, um nicht weiter auf das Land zuzutreiben. Die Situation war so hoffnungslos, dass einige der Seeleute versuchten, mit dem Beiboot zu fliehen. Ich machte den Hauptmann Julius darauf aufmerksam, denn ohne Seeleute konnten wir kein Boot fahren lassen. Es konnte gerade noch verhindert werden.

Die ganze Nacht redete ich auf alle an Bord ein: „Wir sind jetzt schon 14 Tage im Sturm unterwegs“, sagte ich. „In dieser Zeit haben wir keine richtige Mahlzeit eingenommen. Wir sind alle Kraftlos. Was auf uns zukommt, braucht aber Kraft. Ich bitte euch: Esst etwas! Das braucht ihr, wenn ihr gerettet werden wollt. Keinem von euch wird ein Haar gekrümmt!“

Also nahm ich ein Brot, teilte es in Stücke und begann zu essen. Nach und nach begannen auch die anderen zu essen. Alle aßen sich satt. Dann begannen wir weitere Vorräte aus dem Schiff ins Meer zu werfen, um das Schiff leichter zu machen.

Und endlich wurde es Tag. Die Sonne ließ sich ein wenig sehen.

Wir sahen eine Bucht mit einem flachen Strand.

Das sollte das Ziel für unser Boot werden. Doch das Ufer war zu flach. Unser Boot fuhr auf eine Sandbank und lief auf Grund. Wir saßen fest und die noch immer gewaltigen Wellen brachen das Heck unseres Bootes auseinander. Das Schiff war kaputt.

Panik brach aus. Die Soldaten, die uns Gefangene begleiteten, schlugen vor, die Gefangenen alles zu erschießen, damit keiner schwimmend entkommen konnte. Aber Hauptmann Julius wollte mich wohl retten und verhinderte das Vorhaben. Zunächst begannen die, die schwimmen konnten zu Insel zu schwimmen. Die Nichtschwimmer suchten sich Schiffsplanken aus den Trümmern und gelangen mit deren Hilfe ans Land.

So wurden wir, wie der Engel von Gott mir gesagt hat, alle gerettet und haben den Schiffbruch überlebt.

Die Einheimischen der Insel – Malta hieß sie – nahmen uns freundlich auf. Wir verbrachten dort den Winter. Im Frühjahr reisten wir weiter nach Rom. Dort bekam ich die Erlaubnis, mir eine Wohnung zu nehmen. Lediglich ein Soldat musste in meiner Nähe sein. Ich konnte mich mit den Juden in Rom treffen und diskutieren. Mit den römischen Christen feierten wir schöne Gottesdienste und erzählten uns von den Wundertaten Gottes. Ich erzählte immer wieder gerne von der Rettung nach dem Schiffbruch vor Malta.

Vielleicht kennst du ja schon den Josef aus der Bibel, der mit den vielen Geschwistern? Nächste Woche fange ich an, dir von ihm zu erzählen.

Apg 27

1.7.2023

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