Aus dem Leben des Reisepredigers Paulus: Mal als lebendig gewordener Steingott verehrt, mal fast gesteinigt.

Also mich, den Paulus hast du ja schon kennengelernt. Eigentlich war ich ein sehr überzeugter Jude. Ich kenne die Thora sehr gut. Mein Beruf war Schriftgelehrter, ach und Zeltmacher war ich auch. Es ist gut, dass ich mich so gut in der Heiligen Schrift der Juden auskenne, das ist für meinen neuen Beruf – für Jesus Christus zu werben – sehr nützlich, kann ich doch gut erklären, dass Gott das alles so vorausbestimmt hat, wie es jetzt gekommen ist. Und dass ich Zeltstoffe weben kann, ist mir jetzt auch hilfreich. Manchmal muss ich was arbeiten, um Geld zu verdienen. Was zum Essen braucht man einfach, wenn man auf Reisen ist.

Ja, du hast richtig gehört. Ich bin auf Reisen, ein Reiseprediger ist vielleicht die richtige Bezeichnung für mich.

Als ich damals auf dem Weg nach Damaskus das erschreckende Erlebnis mit Jesus hatte, ich nicht mehr sehen konnte und durch das Gebet von Hananias geheilt wurde, da ließ ich mich taufen. Der Heilige Geist erfüllte mich und sofort trat ich mutig für die junge Gemeinde der Christen ein. Ich ging in die Synagoge und versuchte meine jüdischen Freunde davon zu überzeugen, dass der Auferstandene Jesus Gottes Sohn ist.

Damit machte ich mir nicht nur Freunde, sondern auch viele Feinde. Es kam so, dass ich aus Damaskus verschwinden musste, wenn mir mein Leben lieb war.

Ich zog also weiter und kam nach Antiochien, das war immer noch in Syrien. Da gab es auch schon eine kleine Gemeinde der Christen. Hier wurde ich freundlich aufgenommen. Sie schätzen mein großes Wissen zur Thora und meine tiefe Liebe zu Jesus.

Eines Tages stand es dann fest. Barnabas und ich sollten uns auf die Reise machen. Wir sollten über Zypern und weiter nach Kleinasien, in die Region Pisidien reisen. Wir schnürten unser Bündel und machten uns auf den Weg. Es ist gut, wenn man zu zweit auf Reisen ist. So kann man sich gegenseitig helfen.

Wir hatten uns einen Plan zurechtgelegt. Wo auch immer wir ankamen gingen wir zuerst in die Synagoge, oder den Ort, an dem sich jüdische Gläubige versammelten zum Gebet und zum Lesen der Thora. Wenn wir so einen Ort gefunden hatten, dann wurden wir als weitgereiste Gäste eigentlich immer gebeten zu der Gemeinde zu sprechen. Das machte ich gerne. Das konnte ich ja auch gut. Also erklärte ich den Zuhörenden, wie das mit Gott und Jesus zusammenhängt, und dass die Thora voller Hinweise auf Jesus ist.

Manchmal hatten wir Glück und fanden neue Freunde, die Christen wurden. Dann blieben wir da eine Weile und lebten mit denen. Wir lehrten sie das Vaterunser und wie man das Abendmahl miteinander feiert. Wir lehrten sie, an den auferstandenen Jesus zu glauben, der mit Gott im Himmel regiert. Wenn wir den Eindruck hatten, dass die junge Gemeinde alleine zurechtkommt, dann zogen wir wieder weiter.

Nicht immer ging das so einfach und friedlich vor sich. Manchmal wurden wir aus dem Ort gejagt, weil sich die Menschen in der Synagoge so über uns aufregten. Dann erzählten wir den Heiden – das sind die Menschen, die an Götter glaubten und Steinfiguren verehrten – von Jesus Christus. Denen musste man dann noch viel mehr erklären. Ich begann meistens damit, dass ich erzählte, dass unser Gott Himmel und Erde gemacht hat. Manchmal war es einfacher, die Heiden für Jesus Christus zu begeistern.

Nachdem wir Kleinasien erreicht hatten, hatten wir sehr verschiedene Erlebnisse, von Begeisterung bis Hass. Manchmal waren wir auch auf der Flucht. Besonders gut, weil besonders heftig, habe ich die Stadt Lystra in Erinnerung.

In der Stadt selbst gab es keine jüdische Gemeinde. Also stellten wir uns auf den Marktplatz und begannen von Jesus zu erzählen. Da sah ich unter denen, die uns zuhörten, einen Mann, der gelähmt war. Ich schaute ihn genau an. Ich blickte ihm in die Augen und sah, dass er glaubte. So sprach ich ihn an und sage zu ihm: „Komm, stell dich auf deine beiden Füße. Du kannst das. Vertraue auf Jesus.“ Der Mann stand auf und konnte gehen. Eilig machte er sich auf seinen ersten selbständigen Weg. Die Menge war begeistert. Sie riefen und jubelten. Leider konnten wir nicht verstehen, was sie sagten, da sie nicht Griechisch redeten, sondern in ihrem Dialekt. Doch dann begriffen wir, was mit den Menschen los war. Sie hielten uns für lebendig gewordene Götter. Barnabas nannten sie Zeus, mich Hermes. Sie trugen Opfertiere heran. Sie wollten uns wirklich als griechische Götter verehren. Das musste ich unbedingt verhindern. Ich zerriss mein Gewand. Ich deutete auf meinen nackten Oberkörper. „Schaut her!“, rief ich. „Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut, so wie ihr!“ Wir konnten es verhindern, dass sie uns als Götter verehrten. Ich fing nochmals an zu erklären, wie sich das mit Gott und Jesus verhielt: „Wendet euch doch dem lebendigen Gott zu, der Himmel und Erde und das Meer gemacht hat. Er hat euch, auch wenn ihr die Steingötter verehrt habt, in der Vergangenheit Gutes getan. Er hat Regen vom Himmel geschickt, dass euere Ernte gut wurde. Er hat euch Nahrung für eueren Körper gegeben und Freude in euere Herzen geschickt."

Wir blieben noch ein paar Tage in Lystra. Klar, dass sich die Sache mit dem geheilten lahmen Menschen herumgesprochen hat und auch der Versuch uns als Götter zu verehren. So kam es, dass aus den Nachbarorten Menschen aus den Synagogen nach Lystra kamen und Barnabas und mir auflauerten. Besonders auf mich hatten sie es abgesehen. Sie bewarfen mich mit Steinen. Ich fiel hin, sie warfen weiter Steine. Ich schützte meinen Kopf, so gut ich konnte. Dann hörten sie auf. Ein paar zerrten mich hoch und schleppten mich vor das Stadttor. Sie dachten, ich bin tot.

Barnabas und neue Freunde kamen hinterher. Sie schauten nach mir. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm, ich stand auf. Was für ein Jubel! Barnabas und unsere neuen Freunde waren glücklich, ich lebte. Ich war auch glücklich. Dass ich das überlebt habe, kann ich nur Gott zu verdanken haben.

Als ich mich etwas erholt habe, zogen Barnabas und ich weiter. Wir wollten noch mehr Menschen von Jesus erzählen.

Nächste Woche bin ich in einer großen Stadt und lerne eine außergewöhnliche Frau kennen. Ich verrate mal so viel: Sie färbt Stoffe in prächtige Farben, ganz besonders ist ihr Purpur.

Apg 14, 8-20

10.6.2023

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Lydia, die Stoffhändlerin, lässt sich und alle die mit ihn ihrem Haus leben Taufen. Sie ist jetzt Christin. Gehört sie auch wirklich dazu?

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Paulus ist auf dem Weg nach Damaskus. Er will gegen die Jesus-Freunde vorgehen. Doch Jesus hat ganz andere Pläne für ihn. - Hananias hilft ihm dabei.