Kann Bileam - mit Gottes Unterstützung - einem Volk das Schlechtmöglichste wünschen? Der König von Moab, Balak, wünscht sich das dringend.

Bileam kümmert sich heute Abend selbst um seine Eselin. Das macht er gerne. Er steht im Stall, bürstet ihr das Fell, hat ihr frisches Wasser gebracht und Grünzeug, dass sie gerne isst und zur Überraschung einen kleinen Apfel. Das mag die Eselin gerne, wenn Bileam kommt. Sie ist schon lange seine Eselin und leistet ihm gerne gute Dienste.

Doch schon ist der schöne Moment vorbei. Ein Knecht kommt angelaufen und ruft: „Bileam, komm! Du hast Besuch.“

Bileam dreht sich um und fragt: „Ja, wer ist denn jetzt noch gekommen?“

Der Knecht zuckt mit den Schultern: „Ich kenne die Männer nicht. Die schauen aus als kämen sie von weit her. Sie haben nach dir, dem Seher, gefragt.“

„Na gut“, sagt Bileam und streichelt seine Eselin ein letztes Mal, „dann werde ich mir mal anhören, was sie wollen. Und du Knecht sorge bitte für frisches Wasser und was zu Essen und ein Lager werden wir wohl auch bereitstellen müssen. Die müssen ja wo schlafen, wenn sie von weither kommen.“

Bileam geht zu seinem kleinen Haus. Davor stehen sie, die fremden Menschen. Es ist ihnen anzusehen, dass sie schon viele Tage unterwegs sind. Freundlich bittet er sie, ihn in sein Haus zu begleiten. Sie nehmen Platz und freuen sich, als der Knecht mit kühlem Wasser ankommt und ein zweiter Knecht einen Tee anbietet. Auch als wenig später eine kleine Mahlzeit von den Knechten gebracht wird, greifen die Männer gerne zu und stärken sich. Sie erzählen von ihrer Reise, und dass sie über drei Wochen unterwegs waren. Es war am Tag heiß und in der Nacht kalt, aber so ist es hier ja oft. Manchmal war es gefährlich, weil der Weg eng war und schlecht zu gehen.

Bileam hört zu und sagt hin und wieder mal einen Satz. Doch tief in sich drinnen wird er immer neugieriger. Was wollen die fremden Männer bei ihm?

Doch da ergreift der Chef der Männer das Wort:

Lieber Bileam, wir kommen aus Moab. Es schickt uns unser König, Balak. Er ist in großer Sorge. Er hat viel Gutes über dich gehört. Deshalb hat er uns zu dir geschickt. Du hast guten Kontakt zu dem großen Gott. Du sprichst immer wieder in seinem Namen. Hilf uns!“

Der Mann holt Luft.

Bileam muss das genauer wissen: „Wobei soll ich euch helfen, mit Gottes Hilfe?“

„Ach“, spricht der Mann weiter: "Wir sind belagert von einem großen Volk. Es kommt aus der Wüste, davor war es in Ägypten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Menschen es sind. Zelt steht an Zelt. Wenn die weiter in unser Land laufen, reicht das Getreide auf den Feldern nicht. Das Wasser wird wohl auch knapp. Du musst uns helfen, Bileam“

„Und wie soll ich euch helfen, das Volk zu vertreiben? Ich bin ja kein Kriegsführer“, sagte Bileam.

„Wir wollen dich nicht als Kriegsführer, sondern als Gottesmann. Verfluche das Volk! Wünsche dem Volk das Allerschlechteste. Wenn du es in Gottesnamen verflucht hast, dann ist es schwach und wir kommen mit ihm zurecht. Wir können das Volk dann vertreiben“, erklärt der Anführer.

Und weiter: „Wir haben Geschenke für dich dabei vom König. Du sollst das nicht umsonst tun. Du wirst reichlich dafür belohnt werden. Wir wissen, wenn du einen Segen oder einen Fluch sprichst, dann wirkt er. Begleite uns zum König Balak, er erwartet dich.“

Bileam schweigt.

Er denkt nach.

Ein Volk verfluchen, das ist eine harte Sache.

Und wenn er das tut, kann er es nur tun, wenn Gott dem zustimmt.

Alle warten darauf, dass Bileam etwas sagt.

Es dauert eine Weile, dann hebt Bileam seinen Kopf und beginnt zu sprechen: „So einfach ist das nicht, ein Volk zu verfluchen, wie sich das vielleicht euer König Balak vorstellt, oder ihr euch das vorstellt. Das muss Gott entscheiden. Bleibt über Nacht hier. Morgen kann ich euch vielleicht sagen, wie Gott dazu steht."

Die Knechte hatten ja schon ein Lager für die Fremden aus Moab gerichtet. Das nehmen die Männer gerne an und streckten sich auf den Matten aus und vielen erschöpft in einen tiefen Schlaf.

Bileam kann an Schlaf nicht denken.

Dann hört er Gott: „Bileam, was sind das für Männer bei dir?“

„Ach, gut dich zu hören!“ Bileam ist erleichtert. Gott spricht mit ihm. „Die Männer kommen aus Moab, direkt vom König Balak. Der König lässt ausrichten, dass ein Volk, dass von Ägypten durch die Wüste direkt auf sein Land zukommt. Ein großes Volk. Viele Menschen, viele Zelte, soweit sein Auge sieht. Balak will, dass ich das Volk verfluche.“ Jetzt ist es gesagt!

Bileam ist erleichtert. Nun lastet die Bitte Balaks nicht mehr allein auf seinen Schultern. Sie ist bei Gott gut aufgehoben.

Und dann hört Bileam Gottes Antwort: „Du gehst nicht mit den Männern zu Balak, du bleibst hier. Du darfst das Volk nicht verfluchen. Ich habe es gesegnet. Ich habe es aus der Unterdrückung in Ägypten geführt. Ich habe einen Bund mit diesem Volk geschlossen. Es ist mein Volk. Es ist von mir gesegnet.“

So spricht Gott mit Bileam.

Bileam ist ganz aufgeregt. So will es also Gott. Gut. So wird er es machen.

Am nächsten Morgen sind die Männer früh wach. Bileam ist noch ganz verschlafen, seine Nacht war ja nicht ganz so lange.

Die Knechte haben ein Frühstück vorbereitet. Alle sitzen sie und essen.

„Und, wann kannst du mit uns aufbrechen?“, fragt der Chef der Männer aus Moab. „Der König erwartet uns. Wir haben es eilig.“

Freundlich entgegnet Bileam: „Ich werde nicht mit euch ziehen. Gott hat heute Nacht mit mir gesprochen. Er will, dass ich nicht mit euch gehe. Er will nicht, dass ich das Volk verfluche. Er hat das Volk, das bei euch lagert, gesegnet und aus der Unterdrückung durch die Ägypter geführt.“

Die Männer staunen. Das haben sie nicht erwartet. Wenn der König Balak den Bileam bittet zu kommen, dann muss der doch kommen.

Sie schütteln den Kopf und fragen nach, alle durcheinander: „Ist das dein Ernst? Du gehst nicht mit? Hast du nicht gehört, der König will, dass du kommst?“

Doch Bileam bleibt bei seinem Nein, bei Gottes Nein.

Er kann Balak nicht helfen, gegen das Volk, das bei ihm lagert.

Die Männer ziehen los, zurück nach Moab.

Bileam geht in den Stall zu seiner Eselin und bürstet sie, so kann er gut über alles nachdenken, was in den letzten Stunden geschehen ist.

 

Und nächste Woche sieht die Eselin etwas, was Bileam lange nicht sieht. Und sprechen kann sie dann auch noch.

4. Mose 22, 1-13

9.7.2022

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Auf dem Weg nach Moab sieht die Eselin was, was Bileam nicht sieht. Und sie kann sprechen.

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Gott schließt am Berg Sinai einen Bund mit den Israeliten.