Auf dem Weg nach Moab sieht die Eselin was, was Bileam nicht sieht. Und sie kann sprechen.

Wieder ist Bileam im Stall bei seiner Eselin. Es sind Wochen vergangen, seitdem die Männer von Balak, dem König aus Moab, bei ihm waren. Doch was hört er da: Huftritte, Gemurmel.

Und schon kommt wieder einer seiner beiden Knechte und sagt: „Bileam, da sind wieder Männer vom König Balak, die wollen dich sprechen.“

Bileam seufzt, streichelt seine Eselin und geht zu den Männern, bittet sie wieder in sein Haus. Die Knechte organisieren, Wasser, Tee, ein Essen und ein Lager. Alles wieder so wie vor einigen Wochen.

Doch diesmal sind die Geschenke größer, die die Männer von Balak mitgebracht haben. Auch versprechen sie, dass Balak Bileam noch viel mehr schenken wird, wenn er nun endlich nach Moab kommt und dem Volk in der Wüste ‚alles Schlechte das möglich ist‘ wünscht. Bileam soll richtig reich werden.

Bileam hat sich wie immer alles ruhig angehört. Dann sagt er: „Ich kann nur tun, was Gott will. Bleibt die Nacht hier, ich werde hören, was Gott sagt.“

Die Männer aus Moab legen sich auf ihr Lager. Bileam wartet darauf, dass Gott mit ihm spricht.

Und dann hört er Gott: „Sind die Männer wieder da, um dich nach Moab abzuholen, dass du zu Balak gehst?“ „Ja, Herr, genauso ist es“, antwortet Bileam. „Nun gut“, sagte Gott, „geh mit ihnen. Und: nur was ich sagen werde, sollst du tun!“

Am nächsten Morgen sind die Männer über diese Nachricht hocherfreut. Eilig packen alle. Bileams Knechte haben viel zu tun. Wasserschläuche auffüllen. Brot und Käse einpacken, die Eselin richten. Auch Bileam packt sich seinen Mantel und ein zweites Gewand ein. Dann starten sie alle. Die Männer vom König Balak voraus, dann Bileam auf seiner Eselin und dann die zwei Knechte von Bileam. So geht es tagelang über Stock und Stein. Es ist anstrengend. Am Tag ist es heiß, in der Nacht ist es kühl, und auf dem Boden schlafen ist auch nicht sehr bequem.

Doch dann sitzt Bileam wieder auf seiner Eselin und denkt nach. Was das wohl zu bedeuten hat, dass er nach Moab gehen soll? Soll er wirklich das Volk in der Wüste verfluchen, ihnen das Schlechteste wünschen? Aber warum sollte er sonst mit den Männern mitgehen? Und, würde er dann wirklich reich werden? Vielleicht, dass Häuschen etwas anbauen können? Und ein drittes Gewand kaufen?

Bileam war sehr in seinen Gedanken versunken. Die Eselin trug ihn sicher, da musste er nicht groß schauen.

Und dann, dann wurde alles ganz anders. Der gemütliche Weg wurde zur Überraschung. Doch das erzählt euch besser die Eselin, die hat es ja erlebte.

Iaaah!

Das war heute ein Tag, ihr könnt es euch gar nicht vorstellen. Ich gehe so meinen Weg und da, ganz plötzlich, aus dem Nichts. Ein Bote von Gott mit einem großen Schwert vor mir. Bremsen konnte ich nicht mehr, also bin ich runter vom Weg, mitten ins Feld gesprungen. Bileam konnte sich gerade so festhalten. Er war völlig erschrocken. Ja, hat der denn den Boten von Gott mit seinem großen Schwert nicht gesehen. Hätten wir in das Schwert laufen sollen. Bileam ist wüten und schlägt und tritt mich. Das macht er sonst nie. Ich verstehe nicht, was los ist.

Wir gehen weiter und es dauert nicht lange, da steht wieder der Engel, der Bote von Gott, mit seinem Schwert vor uns auf dem Weg. Mit Mühe und Not kann ich mich zwischen dem Engel und der Mauer, die den Weinberg umgibt, durchdrücken. Bilema, schürft sich dabei das Bein an der Mauer auf. Wieder schlägt und tritt er mich. Wir müssen eine Pause machen. Die Knechte verarzten sein Bein.

Dann ziehen wir weiter.

Und ich mache mir so meine Gedanken. Was ist mit Bileam los? Er wird der ‚Seher‘ genannt. Er erkennt früher als andere Menschen, was Gott will. Warum sieht er heute den Boten von Gott nicht? Ist er zu sehr damit beschäftigt sich auszumalen, wie es sein wird, wenn ihn König Balak für seinen Fluch reichlich belohnt?

So kenne ich meinen Bileam jedenfalls nicht. Aber jetzt halte ich mal lieber die Augen auf, nicht dass ich vor lauter Grübeln auch blind werde.

Und da ----- da ist er wieder.

Der Engel mit dem Schwert.

Genau vor uns.

Eine Ausweichmöglichkeit gibt es nicht. Ich bremse, indem ich mit den Vorderfüßen auf die Knie falle. Tut ganz schön weh.

Und was ist. Bileam drischt auf mich ein. Wie von Sinnen.

Da habe ich meinen Mund aufgerissen und wisst ihr, was geschah? Es kam kein iaaaah, sondern: „Mensch Bileam, was habe ich dir getan, dass du mich zum dritten Mal schlägst?“

Und Bileam ist zornig und schreit zurück: „Was ist das denn für ein Theater hier? Erst runter vom Weg, dann eng an der Mauer entlang und nun, stehen bleiben wie ein störrischer Esel mitten auf dem Weg. Ich hätte große Lust, dich schlachten zu lassen.“

„Mich schlachten lassen?“, frage ich entgeistert. „Habe ich dir je Ärger bereitet?“

„Nein“, sagte Bileam. Und dann schnaufte er tief durch, und noch mal holte er tief Luft. Er riss seine Augen auf. Er sah den Boten von Gott mit seinem Schwert.

Und dann sprach der Engel mit Bileam: "Warum schlägst du die Eselin? Wäre sie nicht gewesen, wärst du in mein Schwert gelaufen und tot. Siehst du nicht, dass du auf dem falschen Weg bist?“

Bileam war bleich und zittrig. „Mein Gott, ich kehre um. Ich gehe sofort zurück nach Hause.“ „Nein das machst du nicht, du gehst zu Balak, und du machst nur das, was Gott dir sagt.“ So redete der Engel mit Bileam.

Bileam nickt. „Ich mache nur, was Gott sagt, versprochen.“

Dann ist der Engel weg. Auch die Eselin kann nicht mehr sprechen.

Bileam fängt an, langsam weiterzulaufen. Er geht neben der Eselin her. Nur noch wenige Tage, dann ist er beim König Balak in Moab.

Und nächste Woche hofft der König Balak auf einen Fluch. Was wird Bileam machen? Das erzähle ich euch nächste Woche.

4. Mose 22, 14 - 40

16.7.2022

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Ob Bileam wohl den Wunsch vom König Balak erfüllt und das Volk aus der Wüste verflucht?

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Kann Bileam - mit Gottes Unterstützung - einem Volk das Schlechtmöglichste wünschen? Der König von Moab, Balak, wünscht sich das dringend.