Kind Gottes, Salz der Erde, Licht der Welt

Du kennst mich ja schon, ich bin Hannah aus einem kleinen Dorf in der Nähe vom See Genezareth. Der Ruben, er wohnt nur drei Häuser weiter, ist mein Freund. Doch denn habe ich schon ein paar Tage nicht mehr getroffen. Es war ja auch viel bei mir los. Das Beste war, dass ich vorgestern mit der Oma am Berg beim See Genezareth war und den Jesus gehört habe. Naja, ein wenig gehört habe. Der Weg war lang und ich bin wohl ziemlich am Anfang der Rede von Jesus eingeschlafen. Ein Wort habe ich mir jedoch gut gemerkt: „Glückselig“ Es hat mir sehr gut gefallen. Die Oma hat mir dann auf dem Heimweg noch einen Satz von Jesus erzählt: „Glückselig, sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Und ich habe mir fest vorgenommen, ein Kind Gottes zu sein und mich für den Frieden einzusetzen. Ganz schön schwierig, sage ich euch.

Heute nun will ich mich mit Ruben endlich treffen und ihm von meinem Ausflug auf den Berg am See Genezareth erzählen. Doch jetzt gibt es erstmal Frühstück. Fladenbrot und frisches, kühles Wasser, gerade aus dem Brunnen von mir geholt.

Ich freue mich schon darauf.

Also beiße ich vergnügt in das Fladenbrot, doch wie schmeckt das denn? Es schmeckt nicht wie immer. Irgendwie fad. Es fehlt einfach was.

„Mama, was ist denn mit dem Fladenbrot passiert?“, frage ich meine Mutter. Meine Mutter zuckt mit den Schultern: „Ich weiß nicht?“, sagt sie. Da beißt sie in ihr Fladenbrot und schmeckt, dass es nicht schmeckt. Sie schüttelt sich. „Das kann nur am Salz liegen“, meint sie und steht auf und geht zum Salzfässchen. Sie macht den Zeigefinger feucht und steckt diesen in das Salz. Dann leckt sie das Salz ab. „Oje“, sagt sie, „das Salz hat seine Würze verloren, es ist nicht mehr salzig. Das kann ich jetzt wegwerfen. Schade! Salz ist immer so teuer. Doch so kann ich es auch nicht mehr verwenden.“

Die Mama seufzt.

Und da bekommt die Oma ein Leuchten in den Augen. „Genau, ich erinnere mich. Jesus hat auch über Salz gesprochen.“

„Wie? Jesus hat über Salz gesprochen?“, fragt die Mutter erstaunt, "Ist er denn auch ein Koch?“

„Nein“, sagt die Oma. „Er hat gesagt, ihr seid das Salz der Erde! Und er hat erzählt, dass Salz, das nicht mehr salzt, nutzlos ist. Das haben wir ja gerade beim Fladenbrot gemerkt.“

„Wir sind das Salz der Erde?“, fragt die Mama erstaunt. „Ja, dann müssen wir aufpassen, dass wir unsere Würze nicht verlieren. Nicht unsere Aufgaben aus den Augen verlieren. Wie geht das denn, Salz der Erde zu sein?“

„Ich weiß das auch nicht so genau“, sagt die Oma. „Doch die Vorstellung hat mir gefallen, dass wir Menschen einen Auftrag von Gott haben, die Würze in der Welt zu sein.“

Also mir ist das alles etwas zu kompliziert. Ich freue mich jetzt den Ruben zu treffen.

Ich verabschiede mich kurz und verschwinde. Dann laufe ich zum dritten Haus in der Reihe und schon sehe ich Ruben.

„Hallo Ruben“, begrüße ich ihn strahlend. „Hast du schon gehört, dass ich mit der Oma auf dem Berg beim See Genezareth war und den Jesus gehört haben?“

Ruben nickt: „Habe ich schon gehört! Und war es gut?“

„Ja, schon“, nicke ich eifrig. „Allerdings“, ich verziehe ein wenig mein Gesicht, „allerdings habe ich nicht viel mitbekommen. Der Weg war so weit, es war warm und viele Menschen da. Und da bin ich dann ziemlich schnell eingeschlafen. Oma hat mich dann geweckt, als sich alle wieder auf den Heimweg gemacht haben.“

„Hast du gar nichts von Jesus gehört?“, fragt Ruben nach.

„Doch!“, strahle ich Ruben an. "Ich habe ein neues Wort gelernt. Glückselig!“

Ruben schaut mich etwas unsicher an: „Glückselig? Was soll das denn sein?“

„Also“, erkläre ich, „ich finde glückselig, klingt wie ein Ferientag und Baden im See. Glückselig machen ein voller Bauch und Fangenspielen im Schatten. Und es klingt wie Lachen und Tanzen. Findest du nicht?“

Ruben denkt nach und nickt. „Ja, so kann ich mir das auch vorstellen“, sagt er dann. „Und weißt du noch was anderes?“

Ich nicke: „Ich konnte mir merken: ‚Glückselig sind die, die sich auf Gott verlassen, ihnen gehört das Himmelreich. Glückselig sind die, die traurig sind, denn sie werden getröstet werden.‘“

Ruben nickt: „Das klingt sehr tröstlich, finde ich“.

Und da höre ich die Oma rufen. Ich muss heim und helfen. Schade! Doch so ist das manchmal.

Als wir abends alle beim Essen sitzen. Mama hat zwischenzeitlich neues Salz besorgt und es schmeckt wieder wunderbar. Da zündet die Oma Öllampe an, denn es wird schon dunkel im Haus. Und sie beginnt zu erzählen: „Jesus hat auch über das Licht gesprochen. Licht kann nicht verborgen bleiben. Wenn ein Haus auf dem Berg liegt und da ist Licht drinnen, dann sieht man es von weitem. Und es wäre dumm, wenn wir unsere Öllampe anzünden würden, und sie dann mit einem Tontopf bedecken würden. Da wäre ja alles ganz duster. Vielmehr sollen wir es so machen, wie wir es hier zu Hause machen. Das Licht muss in die Mitte gestellt werden, möglichst etwas höher, dass es schön überall hin leuchten kann. Ja und dann hat Jesus gesagt: ‚Ihr seid das Licht der Welt. Ihr sollt den Menschen leuchten. Alle sollen euere guten Taten sehen und darüber soll man Gott, den Vater, im Himmel preisen.‘“ Die Oma endet erschöpft. So viel redet sie sonst eigentlich nicht. Das Licht der Welt zu sein, scheint sie beeindruckt zu haben.

„Schon wieder eine Aufgabe“, denke ich. "Salz der Welt zu sein und nicht die Würze zu verlieren. Licht der Welt zu sein und nicht einen Topf über das Licht zu stürzen, sondern weit zu leuchten. Und Kind Gottes zu werden und sich für den Frieden einzusetzen.“

Ich seufze in mich hinein. „Doch, da ist ja noch das Wort ‚glückselig‘ und das möchte ich sein. Das ist – sozusagen - die Belohnung, glückselig zu sein. Das möchte ich unbedingt. Und wenn ich das da auf dem Berg richtig verstanden habe, dann habe ich alles was ich brauche um Salz, Licht und Kind Gottes zu sein. Ich muss mich einfach zu Gott halten.“

Mit diesem Gedanken rolle ich mich auf der Schlafmatte zusammen und schlafe friedlich ein.

 

Und nächste Woche geht es ums Sorgen machen. Das können wir alle gut. Doch Jesus hat auf dem Berg dazu auch was erzählt. Welch ein Glück, dass die Oma so gut aufgepasst hat.

Mt 5, 13-16

6.8.2022

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Der Getreidetopf fast leer, aus dem Kleid herausgewachsen ….…, lauter Sorgen. Doch: Sorget euch nicht!

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Glückselig sind……… Hannah und ihre Oma hören Jesus auf einem Berg zu.