Der Getreidetopf fast leer, aus dem Kleid herausgewachsen ….…, lauter Sorgen. Doch: Sorget euch nicht!

Du kennst mich ja schon, ich bin Hannah aus einem kleinen Dorf in der Nähe vom See Genezareth. Der Ruben, er wohnt nur drei Häuser weiter, ist mein Freund. Vor ein paar Tagen habe ich ihn getroffen und ihm vom Wort „Glückselig“ erzählt, das ich bei Jesus auf dem Berg gelernt habe – bevor ich dann leider eingeschlafen bin. Aber die Oma hat ja aufgepasst und immer wieder erzählt sie etwas von der Rede, die Jesus auf dem Berg beim See Genezareth gehalten hat.

So auch heute.

Also, wir sitzen alle beim Fladenbrot zum Frühstück und die Stimmung ist schlecht. Mutter sitzt traurig da. Sie hat in den Vorratstopf von unserem Getreide geschaut und der ist fast leer. Seufzend sagt sie zu uns: „Ich weiß nicht, wie ich in den nächsten Tagen Brot backen soll. Unser Vorrat ist so gut wie leer. Das Getreide auf dem Feld ist noch nicht so weit. Und Geld, um Getreide beim Händler kaufen zu können, habe ich nicht. Habe ich doch erst vor ein paar Tagen das teure Salz gekauft.“ Vater nickt sorgenvoll und die Oma schaut zu Boden. Meine beiden kleineren Geschwister verstehen nicht so recht, um was es geht, aber sie spüren die Sorgen auch und machen ausnahmsweise mal keinen Unsinn, sondern essen still und ordentlich.

„Ja, was kann da helfen?“, denke ich und mir fällt nichts ein.

Nachdem ich meinen Teil an Hausarbeit, heute war es den Wohnraum zu kehren und die Schlafdecken ordentlich zu stapeln, getan habe, verdrücke ich mich zu Ruben. Zum Glück hat der auch Zeit.

Wir sitzen nebeneinander im Schatten. Ich seufze und beginne zu erzählen von den Getreidesorgen zu Hause. Ruben hört zu und nickt. „Das kenne ich“, sagt er. Diese Sorgen haben wir auch immer wieder, dass das Geld nicht langt und die Vorräte zu Ende gehen. Manchmal weint meine Mutter sogar. Das ist gar nicht schön“, sagt er.

Da fasse ich mir ein Herz und erzähle dem Ruben noch mehr. „Du Ruben, nicht den anderen verraten, aber eigentlich hatte ich gehofft, dass Mutter mir ein neues Gewand besorgt. Schau nur mein Kleid ist ganz abgewetzt und immer wieder geflickt und rausgewachsen bin ich eigentlich auch. Aber bei den Sorgen brauch ich Mutter mit meinem Gewand gar nicht zu kommen. Da gibt es wichtigeres.“

Ruben hat aufmerksam zugehört und mich mit meinem Kleid angeschaut. „Na, so schlimm wie du sagst ist es ja auch nicht. Sei froh, wenn du dir jetzt einen Riss in den Stoff, beim Spielen und Rennen oder bei der Arbeit, holst, dann ist das nicht so schlimm. Wird einfach noch einmal geflickt.“ Er grinst.

So ist er mein Freund Ruben, er denkt einfach praktisch.

Doch dann ist unsere gemeinsame Zeit schon wieder zu Ende. Die Oma ruft mich. Ich springe auf und renne heim.

Zu Hause angekommen, braucht mich die Oma bei der ersten Ernte der Feigen. Einige sind schon schön reif und sie müssen, bevor sie aufplatzen, vorsichtig vom Baum geerntet werden und werden dann zum Trocknen auf unser Hausdach getragen. Da muss man sehr umsichtig arbeiten. Das machen wir gemeinsam. Nach einiger Zeit sind wir fertig und die Oma setzt sich in den Schatten des Feigenbaums und sagt. „Jetzt wäre ein kühles Wasser etwas wunderbares.“

Ich nicke und gehe mit dem Wasserkrug zum Brunnen und hole frisches Wasser.

Als ich wieder komme, sitzt die Oma lächelnd im Schatten. Sie scheint nachzudenken.

Ich bringe zwei Becher und wir trinken das kühle frische Wasser. Einfach wunderbar. Dann frage ich neugierig: „Oma, worüber hast du denn nachgedacht, als ich vorhin mit dem Wasser gekommen bin?“

„Ach, Kind“, antwortet die Oma, „ich denke immer wieder über die Rede Jesu am Berg nach und da ist mir was Neues eingefallen, fast hätte ich es vergessen.“

„Was?“, will ich sofort wissen. „Erzähl, Oma!“

Die Oma setzt sich ein bisschen zurecht und beginnt zu erzählen.

„Hannah, hast du schonmal den Vögeln hier im Dorf zugeschaut?“, fragt sie mich.

„Klar habe ich den Vögeln schon mal zugeschaut, doch was haben die mit Jesus zu tun?“, frage ich zurück.

„Jesus hat von den Vögeln erzählt, wie sie über die Felder und Wege fliegen, wie sie hier und da etwas picken, dass sie keine Vorratstöpfe haben, dass sie nicht säen und ernten, und doch satt werden. Gott sorgt für sie.

Und wenn Gott sich schon um die Vögel sorgt, so wird er sich auch um uns sorgen, er ist ja unser himmlischer Vater. Jesus hat gesagt: ‚Sorgt euch nicht darum, was ihr essen und trinken werdet!‘“

Die Oma schnauft tief durch. Ich nicke bedächtig. „Das musst du heute Abend beim Abendessen erzählen, Oma!“, sage ich. Oma nickt.

„Und weißt du noch was?“, Hannah, redet die Oma weiter, „Er hat auch von den Lilien auf dem Feld erzählt, dass sie wachsen und prächtig anzusehen sind, und sie spinnen und weben nicht. Also sorgt euch nicht um euere Kleidung.“

„Wie kommst du jetzt auf die Kleidung, Oma?“, frage ich.

„Ach, Hannah“, seufzt sie, „du bräuchtest doch dringen ein neues Gewand, deines ist alt und verschlissen und du bist ausgewachsen.“

„Weißt du, was der Ruben dazu sagt? Er sagt, ich soll froh sein, dieses Gewand zu haben, da ist es nicht schlimm, wenn es noch einen neuen Riss bekommt!“.

Die Oma schmunzelt in sich hinein. „Mit dem Ruben hast du schon einen tollen Freund“, sagt sie und seht auf. „Komm, wir kümmern uns mit, um das Abendessen.“

Als wir dann beim Abendessen sitzen, Mutter hat einen Eintopf gekocht, und es uns allen schmeckt und wir auch ohne Getreide heute satt werden, da fängt die Oma an zu erzählten: Neulich, da auf dem Berg bei Jesus habe ich was Interessantes gehört. Ich erzähle es euch mal, so gut ich mich erinnern kann. Jesus hat gesagt:

‚Sorgt euch nicht um euer Leben.

Sorgt euch nicht darum, was ihr essen und trinken werdet.

Sorgt euch nicht darum, was ihr anziehen werdet.

Seht die Vögel unter dem Himmel, sie sorgen nicht für ihr Essen, sie haben keine Vorräte, sie säen nicht, sie ernten nicht und fliegen doch fröhlich ihre Runden und finden Nahrung für sich.

Und seht die Lilien auf dem Feld, sie spinnen keine Wolle, sie weben keinen Stoff, sie haben keinen Schneider und sind doch prächtiger gekleidet als eine Königin.

Sorgt euch nicht um die Sorgen der Welt, sorgt euch, dass ihr nahe bei Gott seid, bei euerem himmlischen Vater.‘

Ja, das wollte ich euch unbedingt sagen“, schließt die Oma ihren kleinen Vortrag.

Jetzt ist es Zeit, die Schlafmatten herauszuholen und uns zum Schlafen hinzulegen. Alle fassen mit an und schon liege ich, schließe die Augen und denke nach. „Sorge dich nicht!“, ist mein letzter Gedanke, dann schlafe ich ein.

Und nächste Woche erzählt Ruben der Hannah, was er mit seinem Vater bei Jesus alles gehört hat.

Mt 6, 25-34

13.8.2022

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Ruben hört bei Jesus wie man am besten beten kann: Vater unser im Himmel

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Kind Gottes, Salz der Erde, Licht der Welt