Das Vaterunser zeigt: Gott will das es uns gut geht.

Heute geht es weiter mit Ruben und Hannah und dem Vaterunser.

Hannah hat Ruben schon 3 Tage nicht mehr gesehen und gesprochen. Es ist Erntezeit und alle Kinder müssen ordentlich mithelfen.

Hannah in der Küche. Getreide zwischen den großen flachen Steinen zu feinem Mehl mahlen und Wasser holen. Aus dem Mehl und dem Wasser wird ein Teig gerührt und dann Brotfladen daraus geformt und im Ofen gebacken. Die Brotfladen müssen dann zu den Arbeitern auf die Felder getragen werden, mit Oliven und Käse.

Das Feld von Hannahs Eltern ist nicht da, wo das Feld von Rubens Eltern ist. Denn Ruben muss gerade auch auf dem Feld arbeiten, aber halt bei seinen Eltern.

Doch heute ist die Ernte geschafft. Alles Getreide ist trocken vom Feld nach Hause gebracht. Jetzt sind wieder alle im Dorf und Hannah und Ruben können sich sehen.

Sie hatten es gar nicht abgesprochen, doch beide finden sich am frühen Abend unter ihrem Baum ein.

„Man war das eine harte Arbeit“, stöhnt Ruben, als er sich unter den Baum setzt, „ich spüre alle Muskeln in meinem Rücken!“ Hannah setzt sich daneben und meint, „meine Woche war auch nicht einfach. Immerzu die Küchenarbeit und das ewige Wasserschleppen!“

 „Doch lassen wir das. Ich bin ja so neugierig, ob du eine Strophe mit der Mutter gedichtet hast?“

„Klar doch!“, sagt Ruben stolz. „Willst du sie hören?“

„Na unbedingt! Ich bin schon die ganze Woche gespannt.“

 Wenn ich Mutter sage, denk an Liebe ich, Liebe, die umarmt und die mich nicht vergisst. Vaterunser im Himmel.

Hannah macht große Augen: „Das hast du wirklich sehr gut gemacht, Ruben.“

„Und wie geht es jetzt weiter mit dem Vaterunser?“, fragt Hannah. „Weißt du noch den restlichen Teil?“

„Klar!“ Ruben strahlt über das ganze Gesicht. „Ich war ja die ganze Zeit mit dem Vater auf dem Feld, da konnte ich ihn ja immer wieder fragen.“

Hannah fängt an, das Vaterunser aufzusagen:

„Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe.

Soweit waren wir das letzte Mal gekommen. Und wie geht es jetzt weiter?“

Ruben holt tief Luft:

„Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.“

„Das letzte Mal war immer dein und jetzt ist immer unser oder uns.“ Hannah ist nachdenklich.

„Wie?“, Ruben versteht Hannah nicht.

„Na erst immer: geheiligt werde dein Name, dein Reich, dein Wille und dann: unser tägliches Brot, unsere Schuld, unserenSchuldigern, führ uns nicht in Versuchung, erlöse uns von dem Bösen.“

„Stimmt“, sagt Ruben. „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“

„Aber weißt Du was mir wirklich gut gefällt an dem zweiten Teil, Hannah?

Unser tägliches Brot gib uns heute. Wir können Gott darum bitten, dass wir das haben, was wir zum Leben brauchen. Brot, Wasser, Gemüse, Liebe, Anerkennung, Achtung.

Und so ganz selbstverständlich und frei, nicht unterdrückt, so nach dem Motto würdest du großer, mächtiger Gott bitte mir kleinem winzigen Menschen etwas zum Leben geben. Das gefällt mir wirklich gut: Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Schon wieder hat Ruben ziemlich viel geredet und wohl auch ziemlich viel davor darüber nachgedacht.

„Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
So ging es doch weiter, oder?“, fragt Hannah.

Ruben nickt.

„Also ich finde es gut, wenn mir jemand meine Schuld vergibt, das ist ein klasse Gefühl! So frei, so erleichtert, man könnte hüpfen und tanzen. Einfach unsagbar gut!“

„Ja“, stimmt ihr Ruben zu, „doch der zweite Teil, der hat es in sich, wir sollen denen vergeben, die uns etwas schuldig sind. Das ist schwer, sehr, sehr schwer. Ich weiß noch als mir mein Vater mal Unrecht getan hat, er war der Meinung ich hätte etwas kaputt gemacht, aber ich war es gar nicht. Da war ich echt sauer auf ihn. Richtig böse. Er hat mir ja einfach nicht geglaubt! Und als sich dann rausstellte, dass ich es wirklich nicht war, da kam mein Vater und bat mich um Entschuldigung. Da habe ich ein paar Tage gebraucht, bis ich so weit war, ihm nicht mehr böse zu sein. Das war anstrengend!“ Ruben schnauft schon wieder tief.

„Anstrengend schon, aber sicherlich auch sehr schön, meint Hannah fröhlich. Das ist doch das Beste an vergeben bekommen und zu vergeben. Alles ist dann wieder gut. Und wenn ich das richtig verstehe, ist das wichtig für Gott, sonst hätte es ja Jesus nicht in seinem Gebet drin.“

Ruben nickt wieder. „Ja, Gott will, dass es uns gut geht. Er erinnert uns daran, gut miteinander zu leben. Und wir dürfen ihn darum bitten, dass er uns die Kraft und den Mut gibt, um Verzeihung zu bitten und verzeihen zu können.“

„Und wie ist es jetzt mit dem nächsten Satz?“, fragt Hannah. „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“, was meint der?

„Ja“, sagt Ruben, „das ist sehr schwer. Und ob ich das richtig verstanden habe, weiß ich auch nicht so genau. Ich habe ja mit meinem Vater darüber geredet. Also was eine Versuchung ist, das weiß ich. Manchmal bin ich versucht mir etwas zu nehmen, was mir nicht gehört. Das kennst du vielleicht auch Hannah?“

Hannah nickt, „und ob ich das kenne. Und was ist das Böse?“ fragt sie weiter.

„Der Vater hat gesagt, das Böse sei das, was uns nicht guttut.“

„Ach, dann wären das zu viele Weintrauben auf einmal, das tut meinem Bauch nicht gut“, sagt Hannah. „Oder zu viel Wein, das sehe ich bei meinem Nachbarn, der ist unausstehlich zu seiner Frau, wenn er zu viel getrunken hat.“

„Über Wein und Weintrauben haben mein Vater und ich nicht geredet, aber ich glaube genauso ist es gemeint.“, sagt Ruben. „Vater meinte auch, wenn jemand ein Angeber ist und immer mehr angeben muss, dann mag ihn am Schluss keiner mehr, dann wäre die Angeberei für den Angeber das Böse.“

„Wichtig ist auch da wieder, dass Gott will, dass es uns gut geht, dass wir gute Menschen werden und darum dürfen wir ihn bitten. Wir dürfen ihn um seine Hilfe bitten. Wir, weil wir seine Kinder sind, die ja Vater zu ihm sagen dürfen.“ Hannah ist zufrieden mit sich und wie sie das alles erklärt hat.

„Wir brauchen noch einen Vers, Ruben“, sagt Hannah.

„Ich denke da die ganze Zeit schon daran herum“, murmelt Ruben. „Hör mal, was ich mir gedacht habe:

Wenn ich Vater sage, denke ich an dich, Vater, du im Himmel, ja, dein Kind bin ich. Vater unser im Himmel."

Hannah ist begeistert. „Ja, Gottes Kinder sind wir. Wir haben einen himmlischen Vater, der es gut mit uns meint!“

„Du“, sagt Ruben, „einen Satz hat das Vaterunser noch.“

„Noch einen Satz. Du hast schon recht, es ist wirklich etwas lang, doch bislang gut. Jetzt sag schon noch den Satz.“

„Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen."

„Na, da muss man wenigstens nicht viel nachdenken“, meint Hannah, „das ist doch alles klar. Gott ist der Herrscher in seinem Reich. Er hat die Kraft, was zu verändern und uns zur Seite zu stehen. Und herrlich ist er, ganz klar, das sehe ich in jeder wunderbaren Blume, die am Straßenrand wächst. Und dies alles Reich, Kraft und Herrlichkeit gilt bis in alle Ewigkeit. Auch klar. Dann muss man nur noch wissen, was Amen heißt. Weißt du das Ruben?"

„Na, der Vater hat es gewusst. Er sagt, Amen meint: so ist es, so sei es!“

„Also das stimmt und ist wahr, meint das“, fasst Hannah das mit ihren Worten zusammen.

Es ist spät geworden heute unter dem Baum bei Hannah und Ruben. Doch einmal wollen sie noch ihr Lied miteinander singen und dann müssen sie geschwind heim.

Wenn ich Vater sage, denk’ ich an ein Haus, wo die Türe offen ist für mich tagein, tagaus. Vater unser im Himmel

Wenn ich Mutter sage, denk an Liebe ich, Liebe, die umarmt und die mich nicht vergisst. Vaterunser im Himmel. 

Wenn ich Vater sage, denke ich an dich, Vater, du im Himmel, ja, dein Kind bin ich. Vater unser im Himmel.

Und nächste Woche erzähle ich dir von der Arche Noah

Mt 6,5-15 i.A.

3.9.2022

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Der Vater von Sem baut ein großes Schiff, mitten auf dem trockenen Land. Ist das verrückt?

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Gott ist wie eine Mutter, und auch wie ein Vater.