Der Vater von Sem baut ein großes Schiff, mitten auf dem trockenen Land. Ist das verrückt?

Ich bin Sem. Sem, der Sohn des bekannten Noah.

Also ich erzähle euch jetzt meine Geschichte. Und gleichzeitig ist es die Geschichte von mir, meinen Brüdern Ham und Jafet und natürlich auch von unserem Vater Noah und unserer Mutter.

Wir lebten gut. Wir hatten immer ausreichend zu essen, genügend Arbeit und – worum wir von den meisten anderen beneidet wurden – eine gute Stimmung bei uns zu Hause in der Familie. Bei uns wurde gelacht und getobt, gespielt und geschmust und gestritten und versöhnt!

Ja, das mit dem versöhnen war was wirklich besonders bei uns. Es war meinem Vater Noah und meiner Mutter sehr wichtig, dass wir uns, bevor wir uns zum Schlafen niederlegten, versöhnten. Wir wieder miteinander reden konnten und uns einander um Verzeihung gebeten haben. Was ist mir da manchmal ein dicker Stein vom Herzen gefallen, wenn ich mal Dummheiten gemacht habe und die anderen dann abends zu mir sagten: Alles ist gut, Sem.

Wie gerne sang ich dann das Abendlied mit:

Der Mond ist aufgegangen,

die goldenen Sternlein prangen

am Himmel hell und klar.

Der Wald steht schwarz und schweigend,

und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.

Das war auch besonderes in unserer Familie. Wir begannen unseren Tag mit einem Morgenlied und dankten Gott bei den Mahlzeiten für unser Essen. Ja und abends dann das Abendlied.

Als ich noch ein kleiner Junge war, war mir das gar nicht aufgefallen. Aber je älter ich wurde, umso deutlicher wurde es. Mein Vater und meine Mutter lebten anders als andere Väter und Mütter.

Ja, ich konnte sogar beobachten, wie sich die anderen Menschen, groß und klein, über meinen Vater und unsere ganze Familie lustig machten. So hänselten sie mich und meine Brüder gerne: „Was, ihr glaubt an Gott, wo gibt's den sowas?" Sie schüttelten dann den Kopf und lächelten mitleidig.

Eines Morgens kam Vater Noah mit großen Zeichenplänen zu mir. Große Rollen mit vielen, vielen Strichen darauf, sehr, sehr ordentlich gezeichnet. „Was ist das denn?“, frage ich neugierig meinen Vater. Doch da erkannte ich es auch schon. Ein Schiff! Ein riesiges Schiff. „Was willst du denn mit einem Schiff?“, fragte ich ihn – ich war ziemlich verwirrt, ein Schiff – hier gab es keinen großen Fluss oder einen See.

Mein Vater ging gar nicht auf die Frage ein. „Ich will es bauen, und du Sem sollst mir dabei helfen.“ Ich überlegte: „Ist mein Vater jetzt verrückt geworden?“, hier ein Schiff zu bauen, hunderte Kilometer vom Meer entfernt.

Mein Vater machte sich an die Arbeit. Er rodete Bäume und suchte Arbeiter, die ihm halfen. Er verarbeitete die Baumstämme zu Balken und Brettern. Viele Bretter wurden erst ins Wasser gelegt, nur so konnte man sie biegen wie man sie brauchte. Mit der Zeit entstanden eine große, große Baustelle und die Leute kamen von weit her, um zu schauen, wie mein Vater Noah nun verrückt geworden war und mitten auf dem trockensten Land ein riesiges Boot baute. Die Zuschauer hatten ihr größtes Vergnügen und ich, ich kam mir von Tag zu Tag blöder vor. Was sollte das ganze Theater mit dem Schiff eigentlich?

Einmal als Noah wieder auf der Schiffsbaustelle war und all seine Arbeiter zur Eile antrieb, da wurde es mir zu viel. Ich packte meinen Vater am Ärmel, zog ihn in eine ruhige Ecke und fauchte ihn an: „Jetzt ist es aber wirklich genug mit dem Unsinn. Was soll das mit dem Schiff werden? Was treibst du die Leute so zur Eile an? Keiner hier braucht ein Schiff!“

Ganz ruhig hat mein Vater geantwortet: „Gott hat mir den Auftrag gegeben!“

Gott hat ihm den Auftrag gegeben! So! Also Gott. Warum machte Noah, was Gott sagte und wurde dafür blöd angeschaut? Den anderen Menschen ging es doch auch gut, ohne dass sie nach Gott fragten.

Ich habe euch doch schon von unserem Abendlied erzählt. Heute Abend war es besonders. Ich habe etwas herumgedruckst, dass ich das mit dem Schiff nicht verstehe und warum Noah macht, was Gott von ihm will. Da hat Noah gesagt: „Heute singen wir mal eine andere Strophe von unserem Abendlied:

Seht ihr den Mond dort stehen?

Er ist nur halb zu sehen

und ist doch rund und schön.

So sind wohl manche Sachen,

die wir getrost belachen,

weil unsre Augen sie nicht sehn." 

So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn. Darüber muss ich mal nachdenken. Und ja, es stimmt. Manchmal sieht man vom Mond ganz wenig und dann wieder ist er strahlend hell und kugelrund.

Und endlich, endlich war das Schiff fertig.

Und es begann das Einladen. Was da alles mit musste. Unser ganzer Besitzt. Alle Decken und Kleider, unsere Töpfe und Haustiere und alle unsere Lebensmittel. Viele Lebensmittel, sehr, sehr viele. Und Heu und Stroh. Heu und Stroh, warum denn das? Und Säcke, viele Säcke voll Getreide.

Alles sehr verwunderlich.

Doch dann sah ich warum. Es kamen Tiere, sehr unterschiedliche Tiere zu unserem Schiff gelaufen und geflogen und gekrochen und, und, und …

Wie es mit unserem Schiff, mit uns als Familie und mit den Tieren weitergeht, erzähle ich euch nächste Woche.

1.Mose 8 + 9 i.A. .

10.9.2022

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