Der Reisebegleiter, Raphael, hat so seine eigenen Pläne. Plötzlich soll Tobias heiraten. Nicht ungefährlich die Sache.

Ich bin Tobias, der Sohn vom blinden Tobit aus Ninive. Ich habe einen großen Auftrag von meinem Vater bekommen. Ich soll mich auf den Weg nach Medien machen und zu meinem Verwandten Gabael gehen. Der Weg ist weit und in der heutigen Zeit ist er auch gefährlich. Bei Gabael, soll ich das Geld, das mein Vater vor Jahren bei ihm hinterlegt hat, abholen. Ich kenne den Gabael nicht. Er kennt mich auch nicht. Ich bin gespannt, ob das klappt. Klar, mein Vater hat eine halbe Urkunde über das Geld. Gabael hat die andere halbe Urkunde. Die Urkunde nehme ich mit, daran kann er dann erkennen, dass ich von Tobit geschickt bin.

Doch nun muss ich mir einen Reisebegleiter suchen. Wie macht man den so etwas?

Ich gehe zum Marktplatz, ich schaue mich bei den Herbergen um. Ich denke, man erkennt wohl einen Reisebegleiter an seinen festen Schuhen, an seinem robusten Mantel, an einem ordentlichen Wasserschlauch und einer wetterfesten Gepäcktasche. Also schaue ich danach. Und siehe da, da sehe ich einen Mann, nicht ganz so jung wie ich, aber auch noch nicht sehr alt. Er hat alles, was ich denke, dass man wohl benötigt. Ordentliche Schuhe, einen festen Mantel, ein guter Wasserschlauch und einen Sack für sein Gepäck.

Ich spreche ihn an: „Hallo, ich suche einen Reisebegleiter. Ich muss nach Medien. Kennst du den Weg? Kannst du mich begleiten?“ Der Mann hat mir freundlich zugehört und immer wieder genickt. „Ja, ich kann mich begleiten. Ich kenne den Weg nach Medien. Oft habe ich in der Stadt Rages bei Gabael übernachtet“, sagt er dann.

„Was bei Gabael?“, ich bin erstaunt, ist das der Gabael zu dem ich gehen soll?

Also bringe ich den Mann zu uns nach Hause. Mein Vater Tobit soll ihn kennenlernen.

Der Mann, Raphael, heißt er, und mein Vater werden sich handelseinig. Raphael begleitet mich zu Gabael und bringt mich auch wieder zurück. Und er kennt wirklich unseren Verwandten Gabael und irgendwie ist er wohl auch mit ihm verwandt.

Raphael verspricht meinem Vater, dass ein guter Engel mich begleiten wird und verabschiedet sich dann mit „Friede sei mit dir!“

So machten wir uns auf den Weg. Meine Sachen waren gleich gepackt. Etwas Proviant, ein Wasserschlauch, ein Gewandt zum Wechseln, und ordentliche Schuhe an die Füße.

Wir gingen aus der Stadt hinaus und wanderten durch die Landschaft. Ein kleiner Hund schloss sich uns an. Wir wurden ihn nicht wieder los. Er blieb an unserer Seite. Wir gingen und gingen, bis wir am großen Fluss Tigris waren. Ich war müde, meine Füße taten mir weh und ich dachte, eine kleine Erfrischung für meine Füße wäre jetzt genau das Richtig. Also zog ich mir die Schuhe aus, raffte mein Gewandt etwas hoch und stieg ein paar Schritte in den Fluss. Wunderbar diese Erfrischung. Eine Wohltat.

Doch was sehe ich da? Ein riesiger Fisch, der versucht nach meinem Fuß zu schnappen. Ich schrie um Hilfe. Raphael rief mir zu: „Pack zu, zieh den Fisch an Land.“

So machte ich das. Mein Gewandt war nass, aber ich hatte den Fisch weit aufs Land geworfen. Da konnte er nicht mehr zurück in den Fluss.

„Was machen wir jetzt mit dem Fisch?“, fragte ich Raphael. „Na, der gibt ein prima Abendessen“, freute der sich. „Nimm den Fisch aus, Tobias, und behalte das Herz, die Galle und die Leber. Alles drei sind gute Heilmittel. Die machen wir mit Salz haltbar. Die anderen Innereien werfen wir weg. Und dann braten wir den Fisch.“

Genauso haben wir es dann gemacht. Herz, Galle und Leber habe ich gut verpackt in mein Reisebündel gesteckt. Ja, und das Abendessen war vorzüglich, das fand auch der Hund.

Wir blieben hier über Nacht und am nächsten Tag gingen wir weiter.

Da fragte ich den Raphael: „Du hast gesagt, Herz, Galle und Leber des Fisches sind Heilmittel. Wofür helfen die denn?“

Bereitwillig gab mir Raphael Auskunft: „Herz und Leber, auf heißen Kohlen geräuchert, vertreiben böse Geister. Und die Galle hilft den blinden Augen.“

Wir gingen Tag um Tag. Der kleine Hund, immer an unserer Seite.

Eines Tages überraschte mich Raphael mit einem Plan für die nächsten Tage: Du Tobias, kennst du den Raguel, der ist ein Bruder des Gabael?“ Ich schüttelte den Kopf: „Ich habe noch nichts von dem gehört.“

Raphael erzählt weiter: „Raguel wohnt nicht weit von hier, da gehen wir dran vorbei und machen dort Rast. Raguel hat eine Tochter, die Sara. Ich denke, die ist für dich die passende Frau.“

Ja, jetzt bin ich aber etwas verwirrt. Ich bin auf dem Weg, um das Geld bei Gabael abzuholen und nicht um eine Frau anzuschauen, die vielleicht meine Frau werden könnte.

Doch Raphael scheint meine Verwirrung gar nicht zu merken. Er redet einfach weiter: „Ja, Sara ist eine tüchtige Frau und schön ist sie auch. Lass uns, wenn wir dann morgen dort sind, mit ihrem Vater Raguel alles besprechen. Ihr verlobt euch dann und auf dem Rückweg von Gabael nehmen wir sie mit zu dir nach Hause.“

Was für ein Plan! Was wird mein Vater sagen, wenn ich mit einer Frau heimkomme?

Doch Raphael tut so, als wäre das alles gar nicht anders möglich als so. Alles immer seinem Plan nach. Ich bin nicht so überzeugt.

Also frage ich den Raphael nach Sara aus und was ich dann höre, macht mich nicht sicherer in meiner Entscheidung. Raphael erzählt mir: „Ja, Sara ist arm dran, schon sieben Männer sind ihr in der Hochzeitsnacht gestorben. Bei ihr wohnt ein böser Geist. Doch das soll jetzt anders werden.“

„Soll ich, Tobias, der achte tote Mann von Sara werden?“, fragte ich Raphael.

„Nein, nein! Erinnerst du dich an Herz und Leber?“

Da fiel es mir wieder ein. Herz und Leber auf heißen Kohlen vertreiben mit ihrem Geruch den bösen Geist. Also vielleicht habe ich eine Chance?

Als wir bei Raguel ankommen, gibt es eine herzliche Begrüßung. Er schaut mich an und freut sich. „Du bist der Sohn von Tobit, das ist nicht zu übersehen, du schaust ihm so ähnlich!“ Und dann ging die Fragerei los: "Wo kommt ihr her? Wo geht ihr hin? Was zum Gabael? Den müsst ihr unbedingt grüßen." Und so ging es weiter. Es gab viel zu besprechen.

Doch Raphael hatte ja noch sein Spezialthema. Ich soll Sara heiraten. Raguel und er verhandelten über den Ehevertrag. Was uns alles gehören soll, wenn wir heiraten.

Und ich schaute mir in der Zeit Sara an. Nein, ich starrte sie nicht an. Doch ich freute mich, wenn sie zu uns kam und Tee und Fladenbrot brachte. Oder ein gekühltes Wasser, frisch aus dem Brunnen. Sie war wirklich hübsch. Und sie war umsichtig. War mein Tee leer getrunken, schenkte sie mir gleich nach, und dass mir die Oliven richtig gut schmeckten, bemerkte sie auch gleich und sorgte immer wieder für Nachschub. Ich wurde richtig verwöhnt. Das gefiel mir natürlich und ich freundete mich mit dem Gedanken an, Sara zu heiraten. Raphael und Raguel wurden auch handelseinig. Nun war nur noch die Hochzeitsnacht zu überleben. Seufz.

Nächste Woche erzähle ich euch, wie dank Herz und Leber Tobias überlebt hat.

Tobias 5 - 7 i.A.

8.10.2022

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Gefährliche Heirat. Ob Herz und Leber vom Fisch Tobias wohl in der Hochzeitsnacht helfen?

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Der blinde Tobit, sein Sohn Tobias, das Geld bei Gabael …..