Zurück nach Ninive zu Tobias Eltern. Eine lange Reise geht zu Ende. Hilft die Galle vom Fisch dem blinden Tobit? Und wer ist eigentlich Raphael?

Wir sind auf dem Rückweg, heim zu meinen Eltern. Ich, der Tobias – du kennst mich ja schon - mein Reisebegleiter Raphael, meine Frau Sara und natürlich der kleine Hund.

Einfach war das nicht, Raguel, Saras Vater, hätte gerne gehabt, dass wir bleiben. Er hat sogar angeboten, einen Boten zu meinen Eltern zu schicken. Doch ich wollte unbedingt heim.

Da hat Raguel alles aufgeteilt, was er besaß. Die Knechte und Mägde, die Tiere, Kleidung, Geschirr, Silber. Einfach alles. Die Hälfte sollten wir mitnehmen. Wir waren bepackt. So kamen wir natürlich nur langsam vorwärts. Immer wieder mussten Tiere angetrieben werden, mitzugehen und nicht bei dem verlockenden Weiden stehenzubleiben.

Als wir kurz vor meiner Heimatstadt Ninive sind, da nimmt mich Raphael zur Seite.

„Du Tobias“, sagte er zu mir, „lass uns vorausgehen. Stell dir vor, wir stehen in ein paar Tagen mit den vielen Menschen und Tieren und all den Dingen, die wir so dabei haben vor der Tür deines Elternhauses. Wir müssen sie doch etwas vorbereiten. Was meinst du?“

Die Idee fand ich klasse. Ja, ich hatte auch schon überlegt, wie wir wohl da so in das ruhige Zuhause meiner Eltern platzen mit unserer großen Reisegruppe. Mein Vater ist ja blind. Der kann das alles gar nicht so schnell überblicken.

„Gute Idee Raphael“, sagte ich, „so machen wir das!“

Am Abend beim Lager erzählten wir dann Sara und den Mägden und Knechten von unserem Vorhaben. Sie stimmten zu. Eigentlich waren sie ganz froh mal ein, zwei Tage langsamer zu machen und nicht immer alle Tiere antreiben zu müssen.

So machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Ninive zu meinen Eltern, Raphael, der kleine Hund und ich.

„Tobias, hast du an die Galle vom Fisch gedacht?“, fragte mich Raphael nach den ersten Metern, die wir gelaufen waren.

Klar, die Galle war die ganze Zeit immer in meiner Tasche.

Wir kamen gut voran.

Schon sahen wir die Stadt. Dann gingen wir hinein. Wir trafen meine Mutter am Stadtrand, daneben Tobit, meinen Vater. Sie waren in meiner Reisezeit älter und trauriger geworden, so kam es mir vor.

Da erkannte mich meine Mutter und sprang auf: „Tobit, da kommt er, unser Sohn, Tobias und mit ihm sein Reisebegleiter Raphael. Einen kleinen Hund haben sie auch dabei.“

Raphael flüsterte mir leise zu: „Jetzt brauchst du die Galle vom Fisch. Reibe sie in die Augen deines Vaters.“

Mich wunderte nichts mehr. Also suchte ich die Galle vom Fisch in meiner Tasche.

Es dauerte eine Weile, sie war ganz unten drin, ich hatte sie ja die ganze Zeit nicht gebraucht.

Meine Mutter eilte uns entgegen und umarmte uns stürmisch. Sie weinte vor Freude. „Dass ich dich noch einmal wieder sehe, Tobias, das habe ich nicht mehr geglaubt!“, rief sie aus.

Mein Vater stand auf und bewegte sich vorsichtig in unsere Richtung.

Ich ging ihm entgegen, die Fischgalle in der Hand.

Als ich vor ihm stand, nahm ich ihn bei der anderen Hand und blies ihm vorsichtig auf die Augen. „Vater, ich habe eine Arznei für deine Augen! Lass es uns versuchen“, sagte ich zu ihm.

Mein Vater verhielt sich still und ich rieb die Galle in seine beiden Augen. Es dauerte eine Weile, mein Vater blinzelte und blinzelte, doch dann riss er die Augen auf. Umarmte mich und sagte: „Mein Sohn, ich sehe dich!“. Dann fiel er mir um den Hals und fing an Gott zu loben, der ihm seine Sehkraft wieder gegeben hat.

Raphael meinte zu uns: „Lasst uns ins Haus gehen, es gibt viel zu erzählen.“

So machten wir das dann.

Als wir um den Tisch saßen, fing ich an zu berichten.

Von dem Fisch am Anfang der Reise. Von der Hochzeit mit Sara und der gefährlichen Hochzeitsnacht. Von Raphaels Weiterreise zu Gabael und dem zurückgeholten Geld. Von alldem, was Raguel mir mit auf die Reise gegeben hat. Und das in ein paar Tagen Sara mit den Knechten und Mägden und Kleidern, Geschirr, Schmuck und den vielen Tieren hier ankommen werden.

Meine Mutter war voller Freude. Ich verheiratet! Bald kommt die Schwiegertochter! Sofort schmiedete sie Pläne, was sie alles kochen würde. Und einkaufen musste sie ja auch noch. Schon war sie unterwegs, das alles vorzubereiten.

Mein Vater Tobit stand auf. „Ich gehe Sara entgegen. Ich will sie würdig begrüßen am Stadtrand“, so erklärte er.

Die Leute in der Stadt wunderten sich, als sie meinen Vater selbstsicher zum Stadttor laufen sahen. Sie sprachen ihn an und da erzählte er allen: „Mit Gottes Hilfe kann ich wieder sehen. Und werde jetzt meine Schwiegertochter hier herzlich willkommen heißen.“

Mein Vater segnete meine Frau Sara und hieß sie herzlich willkommen. Meine Mutter tat dasselbe, als Sara ins Haus trat.

Und es gab nun bei uns ein paar feierliche Tage, an denen wir als Brautpaar gefeiert wurden. Die Nachbarn kamen, es wurde festlich gegessen und getrunken.

Als die Feierlichkeiten zu Ende gingen, war es Zeit, Raphael zu verabschieden. Mein Vater ermahnte mich, ihn fürstlich zu bezahlen. Das hatte ich sowieso vor. Was habe ich Raphael nicht alles zu verdanken! Eine Frau, kein Tod in der Hochzeitsnacht, einen Vater der wieder sehen kann und eine Reise ohne Unfall.

Mein Vater rief Raphael: „Raphael, nimm dir die Hälfte von all dem, was ihr zusammen hierher gebracht habt, als Lohn für deinen guten Dienst.“

Da nahm uns Raphael zur Seite und gab sich als Engel zu erkennen. „Ich habe im Auftrag von Gott gehandelt, ihr Lieben. Lobt und dankt ihm. Und erzählt es weiter. Ich brauche keinen Lohn.“, so sprach er zu uns.

Ein Engel von Gott, mein Wegbegleiter. Vater und ich fielen auf die Knie. Doch Raphael sprach: „Fürchtet euch nicht! Friede sei mit euch. Und lobt und dankt Gott.“

Und bis wir wieder auf unseren Füßen waren, war der Engel Raphael schon weg.

Mein Vater lobte die nächsten Tage fast ununterbrochen Gott und dankte ihm.

Sara und ich blieben bei meinen Eltern bis zu ihrem Tod. Danach verließen wir Ninive, so wie es mir mein Vater kurz vor seinem Tod geraten hat. Wir zogen zurück zu Saras Eltern.

Und jetzt im Nachhinein, ich bin ein sehr alter Mann geworden, war es richtig Ninive zu verlassen, denn es wurde vor kurzem völlig zerstört. 

Und nächste Woche denkt Nele über das Reformationsfest nach.

Tobias10 - 12 + 14 i.A.

22.10.2022

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Nele feiert Halloween. Oma feiert Reformationsfest. Was das wohl ist?

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Gefährliche Heirat. Ob Herz und Leber vom Fisch Tobias wohl in der Hochzeitsnacht helfen?