"Ein bisschen wie St. Martin sein ...." Nele erlebt in der Schule eine schöne St. Martinsfeier und überlegt, wie sie Inge erfreuen kann.

Rabimmel, rabammel,rabumm

Nele kommt singend in die Küche zur Mama. „Du, wir haben so eine tolle Martinslaterne in der Schule gebastelt. Du wirst Augen machen, wenn du sie bei der Martinsfeier siehst“, verkündet sie freudestrahlend. „Die ist wirklich, wirklich schön!“, setzt sie hinterher.

„Na, da bin ich ja gespannt“, sagt die Mutter. „Wie soll die Feier eigentlich sein?“, fragt sie weiter.

„Och, so genau weiß ich das auch nicht. Am Schulhof halt, abends, wenn es dunkel wird. Und jede Klasse macht was. Ach ja, sogar die Religionslehrerin macht was. Die hat uns heute für etwas eingeteilt. Ich weiß nicht wofür, nur dass ich mit Inge in einer Gruppe bin“, erzählt Nele.

Mama hebt die Augenbraue: „Du weiß nicht in welcher Gruppe du bist und was ihr macht? Hast du denn nicht aufgepasst, Nele?“

Nele verteidigt sich sofort: „Mama, das war am Ende der Stunde, alle haben schon eingepackt und es war so laut. Aber morgen haben wir ja wieder Religion, da bekomme ich schon raus, was wir an der Martinsfeier machen.“

Es vergehen ein paar Tage und die Martinsfeier rückt immer näher.

„Was macht ihr denn nun mit euerer Religionslehrerin an der Martinsfeier?“, erkundigt sich die Mutter bei Nele.

„Geheimnis!“, grinst Nele. „Wir sollen nichts verraten, hat die Religionslehrerin gesagt.“

„Na, da bin ich ja wirklich gespannt. Es sind ja nur noch zwei Tage, dann ist es so weit“, sagt die Mutter.

Fröhlich verlässt Nele die Küche: „Ich geh’ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir“, singt sie.

Es ist Sonntagmorgen, Nele sitzt mit Mama und Papa und dem kleinen Bruder Paul beim Frühstück. Sie haben Zeit zum Reden.

„Du Nele, euere Martinsfeier war wirklich sehr schön. Was die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler alles vorbereitet haben. Auch der Elternbeirat war mit von der Partie. Die ganze Schulhausfamilie halt“, sagt Mama.

Papa nickt zustimmend. „Auch dem kleinen Paul hat es gefallen. Und dass er dann deine wunderschöne Laterne nach Hause tragen durfte, das war sehr lieb von dir.“

Paul strahlt und kräht: „Laterne!“

Nele freut sich. „Am schönsten fand ich, dass ein richtiges Pferd da war. So ist St. Martin am schönsten. Man kann sich dann die Geschichte so gut merken. St. Martin reitet durch Schnee und Wind und sieht den Bettler und teilt seinen roten Mantel.“

„Ja“, sagt Mama: „so war das schon als Papa und ich Kinder waren. Pferd, roter Mantel, Schwert, Bettler, St. Martin.“

„Und natürlich die Laternen“, sagt der Papa.

Paul wird die Rederei zu langweilig. Satt ist er auch schon, also darf er zu seinem Spielzeug und der Papa verspricht nur noch das Brot fertig zu essen und dann zum gemeinsamen Spielen zu kommen. Fröhlich zieht Paul ab.

„Nele, wenn es jetzt hier so ruhig ist, dann würde ich gerne nochmals mit dir über das reden, was ihr mit euerer Religionslehrerin gemacht habt“, sagt die Mama.

„Soll ich es dir erklären?“, fragt Nele.

„Ja, unbedingt“, nickt die Mama.

„Also du hast es ja gesehen, da gab es:

Ein Brot in einem Korb

Wasser in einem Krug

Eine Klappmatratze und einen Schlafsack

Ein Jogginganzug und Socken

Eine Thermoskanne mit heißem Tee

Und Handschellen.“

Eifrig hat Nele alles aufgezählt. „Ja, das habe ich alles gesehen“, bestätigt die Mutter: "Und ihr habt immer abwechselnd die Sachen nach vorne getragen und ein Licht angezündet und alle Kinder aus euerer Religionsgruppe haben dann immer einen Satz dazu gesagt.“

„Angefangen hat es mit: ‚ich bin hungrig gewesen‘ sagt die linke Hälfte und die rechte Hälfte spricht weiter, ‚und ihr habt mir zu essen gegeben‘“, erklärt Nele. „Das war das Brot“, nickt Mama. „Durstig und Wasserkrug habe ich auch verstanden, aber Klappmatratze und Schlafsack?“, fragt die Mama.

Nele antwortet umgehen: „‘ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich als Gast aufgenommen.‘ Und der Jogginganzug und die Socken waren für: ‚ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet.‘ Weißt du noch, wofür die Thermoskanne und die Handschellen waren?“, fragt Nele die Mama.

Mama denkt kurz nach: „Krankheit und Gefängnis?“, fragt Mama etwas unsicher.

„Stimmt genau!“, sagt Nele. „Ich bin krank gewesen und ihr habt euch gekümmert. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr habt mich besucht.“

„Ich finde das passt gut zu einer Martinsfeier, zu überlegen, was man alles tun kann, damit es den Menschen, die arm dran sind, besser geht“, sagt die Mama.

„Das hat die Religionslehrerin auch gesagt. Und sie hat gesagt, die Sätze stehen in der Bibel. Und als Hausaufgabe haben wir, ein ‚bisschen wie Martin zu sein‘ und uns zu überlegen, wo wir helfen können und etwas Gutes tun. Ich habe überlegt, ob du mir erlaubst, mit dem Bildtelefon die Inge anzurufen, die war ja beim Martinsfest krank und ich könnte ihr davon erzählen. Besuchen geht ja nicht, ich will ja nicht krank werden.

Dann wäre ich ein bisschen wie Martin. Und der Inge gefällt das bestimmt.“

Nele hat ganz glänzende Augen bei dieser Idee bekommen.

Mama erlaubt es und will mit Inges Mutter telefonieren, wann es am besten passt.

Wenig später kommt Mama zu Nele ins Zimmer: „Die Mama von Inge ist ganz begeistert von deiner Idee. Inge ist nämlich sehr, sehr traurig, dass sie nicht dabei sein konnte. Sie will wohl alles ganz genau wissen. Das wird sie aufheitern und ihr Kummer über ihre Krankheit, gerade jetzt, wird hoffentlich ein wenig kleiner“, sagt die Mama.

Nele freut sich, um drei Uhr wird sie mit Inge reden und sie wird ihr auch erzählen, was alles schiefgegangen ist, zum Beispiel beim Aufstellen der einzelnen Klassen und Gruppen. Was für ein Chaos im ersten Moment.

Und nächste Woche denkt Nele weiter über Kummer und Trost nach.

Mt 25, 31- 46 i.A.

12.11.2022

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Nele darf mit Oma auf den Friedhof um das Grab vom Opa schön zu machen. Oma erzählt Nele, was sie tröstet, wenn sie traurig ist.

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Nele hat Kummer. In der Schule haben die anderen Kinder sie ausgelacht. Mama kann sie trösten, und der Psalm 73 hilft ihr dabei.