Nele darf mit Oma auf den Friedhof um das Grab vom Opa schön zu machen. Oma erzählt Nele, was sie tröstet, wenn sie traurig ist.

Nele ist heute mit Oma verabredet. Sie wollen gemeinsam auf den Friedhof gehen und das Grab vom Opa schön machen. Nele freut sich. Das ist was ganz besonderes mit der Oma zum Grab vom Opa zu gehen.

Und da klingelt es auch schon und die Oma steht vor der Tür: „Bist du fertig Nele? Hast du feste Schuhe an? Es hat geregnet.“

Nele zieht Stiefel an und die Winterjacke und dann ist sie fertig. Gemeinsam ziehen sie los. Oma hat eine Tasche mit Tannenzweigen und Werkzeug dabei.

Der Friedhof ist nicht so arg weit weg. In der Mitte vom Friedhof steht die Kirche, in der Nele manchmal im Kindergottesdienst ist, oder an Weihnachten beim Krippenspiel mitmacht. Nele kennt sich da aus. Sie findet das Grab vom Opa auch schon ganz allein. Sie darf vorgehen und die Oma kommt hinterher.

Dann sind sie schon da. Da steht ein großer Stein aufrecht, es ist ein Kreuz darauf und Opas Name steht da, auch zwei Daten, das Datum seines Geburtstages und das Datum seines Sterbetages.

Nele steht davor und versucht auszurechnen, wie alt der Opa geworden ist. Aber die Differenz von 1000der Zahlen auszurechnen, und dann noch mit einem Sprung von 1900 auf 2000 das ist schwierig. Da muss ihr die Oma helfen.

„Oma, sag mir doch mal, wie alt der Opa geworden ist. Ich kann es nicht ausrechnen“, bittet Nele.

„Der Opa ist 72 Jahre alt geworden“, sagt die Oma.

„Ganz schön alt“, sagt Nele, „72, ich bin gleich 9 Jahre“.

Die Oma steht da und schaut versonnen: „45 Jahre waren der Opa und ich zusammen. Wir haben fleißig gearbeitet, dann kam die Mama und dein Onkel Fritz als unsere Kinder auf die Welt. Da war dann wieder viel zu tun. Dann wurde es ruhiger, die Kinder sind ausgezogen, die Rente kam und wir machten es uns gemütlich. Doch der Opa wurde krank und nicht mehr so recht gesund. Es war ihm eine große Freude, dich und Paul noch kennenlernen zu dürfen. Mit dir hat er ja immer gerne gepuzzelt. Paul konnte er nur im Arm halten“, erzählt die Oma.

„Ui,“ sagt Nele, „45 Jahre waren der Opa und du zusammen. Was für eine lange Zeit!“ „Ja“, nickt die Oma, „eine lange, und eine schöne Zeit“, sagt sie.

„Dann bist du immer noch traurig, dass der Opa jetzt tot ist?“, fragt Nele.

Wieder nickt die Oma. „Ja, schon, ich bin immer noch traurig, ich muss ja auch ständig an ihn denken. Wenn ich allein in der Küche am Tisch sitze, oder allein im Ehebett schlafe, aber auch wenn ich mich über dich und den Paul freue, dann denke ich, schade, dass der Opa das nicht mehr erleben kann.“

Das versteht Nele.

„Und was hilft dir dann, denn du traurig bist?“, fragt sie neugierig weiter.

„Mir hilft es, wenn ich unter Menschen bin“, sagt die Oma. „Wenn du mich besuchst, ich bei euch oder Onkel Fritz zum Essen eingeladen bin, auch wenn ich mich mit einer Freundin auf eine Tasse Kaffee treffe oder in meine Turnstunde geh. Das alles hilft mir.“

„Dann helfe ich dir jetzt also gegen deine Traurigkeit?“, fragt Nele.

„Ja“, sagt Oma, „aber du hilfst mir ja jetzt auch noch bei der Grabpflege. Komm, lass uns anfangen, solange es noch hell ist.“

Und schon fängt Oma an, ihre Tasche auszuleeren. Die schönen Tannenzweige legt sie neben das Grab, dann kommt eine Gartenschere hervor, Tannenzapfen, eine rote Kerze, die auch bei Wind brennt und drei frostfeste Blumenstöcke.

Da staunt Nele. „Das alles brauchen wir?“, fragt sie.

„Na klar, es soll ja ein schönes Grab werden“, sagt Oma.

Zuerst werden die verwelkten Blumen aus der Erde gezogen. Nele trägt sie zum Komposthaufen auf dem Friedhof. Dann pflanzt die Oma die Blumenstöcke in einer diagonalen Reihe auf das Grab. Die eine, kleinere Ecke, legen Nele und Oma mit den Tannenzapfen aus. In die Mitte, der Ecke, kommt die Kerze. Und die restliche Fläche füllen sie mit den Tannenzweigen. Oma schneidet sie klein und sie stecken gemeinsam diese kleinen Zweiglein in den Boden. Es entsteht eine grüne Fläche. Wunderschön. Beide sind sehr zufrieden.

Oma zündet die Kerze an und sagt dann feierlich: „Weißt du es tröstet, dass Opa jetzt bei Gott ist. Jesus hat gesagt: ‚Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe dorthin, um für euch einen Platz vorzubereiten?‘ Ich finde es eine schöne Vorstellung, dass der Opa im Himmel eine kleine Wohnung bezogen hat. Und später, wenn ich mal sterbe und dann auch hier in diesem Grab liege, dann ziehe ich zum Opa in die himmlische Wohnung.“

Nele hat aufmerksam zugehört. „Eine himmlische Wohnung? Das ist interessant. Das habe ich noch nie gehört. Dann geht es dem Opa sehr gut, da wo er jetzt ist“, sagt sie.

„Ja, ich denke, dem Opa geht es sehr gut, wo er jetzt ist. Seine Krankheit kann ihn nicht mehr plagen. Er muss keine Sorgen mehr haben. In der Bibel auf einer der letzten Seiten steht:, Gott wird jede Träne abwischen von den Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen.‘ Das ist doch sehr hoffnungsfroh, was meinst du, Nele?“

Nele nickt. „Eine himmlische Wohnung, ohne Tränen, ohne Klage, ohne Schmerz. Eine Wohnung, in der das Alte Vergangenheit ist und das Neue Platz und Raum hat.“

„Du Oma, das muss ich der Mama erzählen. Weiß die das schon?“

„Vielleicht“, sagt die Oma, „vielleicht aber auch nicht. Komm, Nele, lass uns zusammenpacken. Es ist ja nicht mehr viel. Nur noch der Anzünder für die Kerze und die Gartenschere. Mit dem Rest haben wir das Grab schön gemacht. Schau, wie schön es jetzt in der Dämmerung auf dem Friedhof ist. Überall leuchten die Lichter.“

Oma und Nele bummeln noch etwa über den Friedhof und schauen sich die anderen Gräber an. Manche haben auch so einen großen Stein stehen, andere haben ein Kreuz stehen, ein Grab, sogar einen großen Engel. Auf anderen Gräber liegen die Steine flach und eine Schale mit Blumen steht auf dem Stein.

„So Gräber sind ja ganz schön verschieden“, meint Nele.

„Ja, stimmt!“, sagt Oma. So verschieden wie die Menschen sind, oder?

Dann machen sie sich auf den Heimweg. Oma bringt die Nele nachhause und gemeinsam mit Mama und Paul trinken sie noch einen Tee zum Aufwärmen.

Und nächste Woche geht es, wie könnte es anders sein, um Advent.

Joh 14,2; + Off 21,4

19.11.2022

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Mama, Oma und Nele binden Adventskränze. Da hat Nele viele Fragen.

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"Ein bisschen wie St. Martin sein ...." Nele erlebt in der Schule eine schöne St. Martinsfeier und überlegt, wie sie Inge erfreuen kann.