Mama, Oma und Nele binden Adventskränze. Da hat Nele viele Fragen.

Nele hat es heute eilig, heimzukommen. Schnell hatte sie ihre Büchertasche beim Schlussgong gepackt und ist zum Garderobenhakens geflitzt. Jacke an, Mütze auf. Schulranzen auf den Rücken und raus aus der Schule. Sie wollte pünktlich zuhause sein, denn heute war ein besonderer Tag. Heute wurden die Adventskränze gebunden. Das machten Mama und Oma jedes Jahr und Nele darf heute das erste Mal mit dabei sein und helfen. Sie ist ja so gespannt, die das geht, einen Adventskranz zu binden.

Abgehetzt kommt sie zuhause an. Schnell die Schuhe und die Jacke aus, die Büchertasche an die richtige Stelle und dann rein in die Küche. Doch die Küche ist leer. Keine Oma, keine Mama.

Wo sind die denn? Jetzt hatte sie sich so abgehetzt und niemand ist da. Dann hört sie die Mama. Die Mama ist auf dem Balkon. Was macht die denn da?

Also geht Nele schauen. Uiii, auf dem Balkon steht ein Christbaum, oder vielmehr steht ein Baum, der einmal ein Christbaum hätte sein können. Doch Oma und Mama schneiden alle Zweige ab und sortieren sie auf dem Boden des Balkons nach der Größe. Die ganz großen Zweige legen sie extra. So sind schon zwei grüne Berge auf dem Boden entstanden.

Nele macht die Tür zum Balkon auf und begrüßt Oma und Mama aufgeregt: „Hallo, was macht ihr denn da? Ist das alles richtig?“

„Hallo Nele“, begrüßt die Oma die Nele. „Ja, das ist alles richtig. Um zwei schöne große Adventskränze zu bekommen, benötigen wir sehr viel Tannengrün. Und sollte was übrig sein, dann können wir die Tannenzweige ja noch zum Dekorieren am Fensterbrett oder in der Blumenvase gebrauchen“, erklärt sie Nele.

„Du siehst ja, wir sind hier heraußen gleich fertig, Nele“, sagt die Mama. „Geh du doch schon in die Küche, das haben wir dir Brote geschmiert, dass du nicht schwach wirst, wenn du uns dann hilfst.“

Nele geht in die Küche und entdeckt die Brote. Ja, sie hat wirklich Hunger. Mit Appetit isst sie gleich drei Brote hintereinander. Und dann kommen Oma und Mama auch schon.

Der Küchentisch wird ganz freigeräumt. Im Flur hat Mama schon die zwei großen Strohringe zwischengelagert, die sie für das Innere des Adventskranzes brauchen, und die sonst immer im Keller liegen. Diese Ringe kommen auf den Küchentisch. Aus einer Schublade holt die Mama Wickeldraht. Ganz dünner, grüner Draht, der auf eine Rolle gewickelt ist. Einen legt sie zu dem einen Strohring, den anderen zu dem anderen Ring. Dann gibt es noch zu jedem Arbeitsplatz eine Gartenschere und eine dritte für Nele.

Und dann geht es los. Mama fängt an. Sie schneidet kleine Zweiglein und nimmt etwa fünf davon, legt sie eng zusammen und wickelt sie mit dem Draht an dem Strohring fest. Dann wieder Zweige kleinschneiden, zusammen auf den Strohring legen und festwickeln. Dabei muss die Mama natürlich darauf achten, dass von dem Strohring nichts mehr zu sehen ist, sondern nur noch Tannengrün. Die Mama hat das schon oft gemacht und es geht ganz fix.

„Und wie kann ich jetzt helfen?“, fragt Nele, als sei eine Weile zugeschaut hat.

„Du hilfst mir“, sagt die Oma. „Schau, du hast da eine Gartenschere und die Zweige müssen etwa so lang sein, wie deine Hand ist. Das ist dein Maßband – sozusagen -! Du scheidest die Zweige ab, und ich binde sie am Strohring fest. Lass uns das mal probieren, wie du mit der Aufgabe zurechtkommst.“

Nele probiert und am Anfang ist das ganz schön schwer, die Zweiglein etwa gleichlang zubekommen. Doch dann wird sie immer sicherer und geschickter und die Oma lobt sie: „Prima, Nele, wie du das machst du gut, besser könnte ich das auch nicht.“ Und dann arbeiten sie fleißig, jeder an seiner Aufgabe. Die Adventskränze werden dicker und grüner und man kann schon erkennen, dass sie wunderschön werden. Dann ist das Tannengrün in der Küche zu Ende und Nele darf auf den Balkon noch zwei von den riesigen Zweigen holen. Auch die werden noch kleingeschnitten und an die Adventskränze gebunden. Und nach kurzer Zeit sind beide Adventskränze fertig. 

Mama steht auf und kocht Tee für alle.

Nele sitzt am Tisch und bestaunt die Kränze.

„Du, Oma“, fragt sie: warum macht man eigentlich Adventskränze und warum sind die aus Tannenzweigen und mit Kerzen?“

Da weiß die Oma natürlich eine Geschichte dazu: „In Hamburg hat ein Johann Hinrich Wichern 1833 ein Haus gegründet, in dem er Kinder aufnahm, die alleine auf der Straße lebten. Und als dann die Adventszeit begann, fragten die ihm ein Loch in den Bauch, wann denn endlich Weihnachten ist. Und da hatte der Wichern eine gute Idee. 1839 besorgte er ein Wagenrad aus Holz und zählte die Tage vom ersten Advent bis zum Heiligen Abend. Für jeden Tag gab es eine Kerze, die auf dem Wagenrad befestigt wurde. Für die normalen Tage kleine Kerzen und für die Adventssonntage große Kerzen. Jeden Tag wurde die nächste Kerze angezündet. So konnte jedes Kind sehen, jetzt sind es noch so viele Tage bis zum Heiligen Abend. Das machen die übrigens bis heute so, im ‚Rauhen Haus‘ so wird die von Wichern gegründete Einrichtung heute genannt.“

„So viele Kerzen?“, fragt Nele: „Das müssen dann ja 24 sein.“

Die Oma schmunzelt: „Die Anzahl der Kerzen leitet sich davon ab, wann der 1. Advent ist. Dieses Jahr fängt der Advent ja schon im November an, da haben die im Rauhen Haus mehr als 24 Kerzen, nämlich 28 und dann gibt es Jahre da sind es weniger als 24, wenn z.B. der 4. Advent gleichzeitig der Heilige Abend ist.“

Nele hört aufmerksam zu. „Und warum ist der grün?“, will sie dann noch wissen.

Das weiß Mama: „Der ist grün, weil uns das Grün Hoffnung macht, dass nach der dunklen, kalten Jahreszeit wieder der Frühling kommt.“

„Und warum hat er Kerzen?“, Nele will heute alles ganz genau wissen.

„Die Kerzen machen es uns in der Dunkelheit des Winters heller. Kerzen scheinen hell und freundlich und erinnern uns an Jesus und Gott. Deshalb werden im Gottesdienst auch Kerzen am Altar angezündet.“

Da fällt Nele etwas ein: „Unsere Religionslehrerin sagt immer, wenn sie eine Kerze im Sitzkreis anzündet: ‚Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt‘. Wir sagen das dann alle mit.“

Die Oma ist ganz begeistert: „Das mache ich in dieser Adventszeit auch so. Immer wenn ich eine Kerze am Adventskranz anzünde, werde ich sagen: ‚Jesus Christus sprich: ich bin das Licht der Welt.‘ Und da fällt mich noch was anderes ein. Als ich ein kleines Mädchen war, so wie du Nele, da hatten wir im Advent ein besonderes Tischgebet. Lasst mich nachdenken. Ja, es fällt mir wieder ein: ‚Alle Augen warten auf dich, o Herr, und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit, du tust deine milde Hand auf und erfüllst alles, was da lebt, mit Segen. Amen. Mein Vater hat mir erklärt, dass dieses Gebet gut in den Advent passt, weil wir ja auf die Geburt von Jesus Christus warten.“

Jetzt ist es spät geworden beim vielen Erzählen. Papa kommt mit Paul heim, der hat in aus dem Kindergarten abgeholt. Und Paul hat jetzt Hunger. Schnell räumen sie alles auf und saugen kurz die Küche, denn da sind viele Tannennadeln heruntergefallen. Gemeinsam tragen sie die Adventskränze auf den Balkon. Da liegen sie dann bis zum Samstag, dann werden sie geschmückt und aufgestellt. Nele macht mit der Oma aus, dass sie ihr ihren Adventskranz am Samstagvormittag vorbeibring. Da freut sie sich schon drauf.

Und nächste Woche erzählt Nele von einem dürren Zweig, den man – mitten im Winter – abschneidet und in eine Vase gestellt.

Ps 145,15 + Joh 8,12

26.11.2022

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Am Barbaratag wird ein Zweig von Büschen oder Bäumen geschnitten und in einer Das ins Warme gestellt. Nele weiß warum man das macht und erzählt es ihrer Familie.

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Nele darf mit Oma auf den Friedhof um das Grab vom Opa schön zu machen. Oma erzählt Nele, was sie tröstet, wenn sie traurig ist.