Der Heilige Nikolaus schenkt einem armen Adeligen und seinen drei Töchtern Gold. Und er rettet die Menschen von Myra vor dem Hungertod.

Ich erzähle dir die Geschichte vom Nikolaus. 

Sicherlich hast du in dieser Woche ein Geschenk vom Nikolaus bekommen. Vielleicht einen Schokoladennikolaus, vielleicht Äpfel und Nüsse. Vielleicht waren diese Sachen in einem deiner Schuhe versteckt. Vielleicht haben es dir deine Eltern ein Geschenk in die Hand gedrückt, mit den Worten: „Das ist vom Nikolaus!“

Und hoffentlich hast du dich gefreut. Das ist der Sinn der Sache. An Nikolaus darf man sich freuen. Es ist nicht mehr weit bis Weihnachten und ein kleiner Höhepunkt dazwischen ist der „Nikolaus“.

Weißt du, warum man am 5. oder 6. Dezember etwas vom Nikolaus bekommt?

Das ist eine lange Geschichte. Nikolaus wird so ungefähr 280 nach Christus in der heutigen Türkei geboren. Er hat ein reiches Elternhaus und einen Onkel, der wie er auch Nikolaus heißt. Unser Nikolaus wächst heran. Er wächst hinein in die christliche Tradition und schon mit 19 Jahren wird er von seinem Onkel zum Priester geweiht. Es wird erzählt, dass er dann bald ein Kloster leitet.

Nach einigen Jahren sterben die Eltern von Nikolaus und er ist dadurch ziemlich reich. Und er ist ziemlich großzügig. Er verschenkt gerne etwas von seinem Reichtum.

Eines Tages kommt er an dem Haus eines adeligen, aber armen Mannes vorbei und hört darin die Menschen weinen. Das interessiert den Nikolaus. Warum weinen die Menschen?

Bald hat er es herausgefunden. Der arme Adelige ist ein Vater von drei schönen jungen Frauen. Doch der Vater hat kein Geld. Er weiß nicht, wie er was zum Essen kaufen kann, wie er Kleidung für die jungen Frauen bezahlen soll und all die anderen Dinge, die man zum Leben braucht. Also war ausgemacht, dass die drei Schwestern weggehen mussten. Sie mussten ihr Geld selbst verdienen. Das war in der damaligen Zeit nicht so einfach. Junge Frauen konnten nicht in einer Bäckerei arbeiten, oder als Schneiderin, oder gar als Lehrerinnen. Eigentlich sollten Frauen in dem Alter verheiratet werden, doch auch das ging nicht, damals musste man Geld mit in die Ehe bringen, wenn man im adeligen Stand heiratet. Also hatte der Vater Männer gefunden, die die Frauen aufnahmen und ihnen ein Dach über dem Kopf gaben und etwas zu essen. Dafür mussten die drei Schwestern, jedoch machen, was die Männer von ihnen wollten. Das konnte schrecklich für die jungen Frauen sein. Gute Männer waren das nicht, die der Vater für sie gefunden hatte. Aber gute Männer gab es für solch eine Situation eigentlich nicht.

Verständlich, dass die Töchter und der Vater immer wieder laut weinten. Die Aussichten waren einfach schlecht. Niemand von ihnen wollte, dass es so kommt, doch keiner sah einen Ausweg.

Für Nikolaus war das auch furchtbar und er ging am nächsten Abend wieder am Haus des armen adeligen Mannes vorbei und warf ein Säckchen mit einem Klumpen Gold in das offene Fenster. Natürlich hörten das die Schwestern und der Vater. Sie schauten, was da hereingeflogen war. Pures Gold! Was für ein Segen! Vielleicht gab es doch noch einen Ausweg aus ihrer schlimmen Situation.

Am nächsten Abend machte sich Nikolaus wieder auf den Weg. Ein Säckchen mit einem Goldklumpen hatte er dabei. Wieder war er das Päckchen durch das offene Fenster. Wieder schauten die Schwestern und der Vater sofort nach. Wieder ein Gold-Segen für die arme Familie.

So geschah es auch am dritten Abend. Doch diesmal war der arme Adelige auf der Lauer. Er wollte unbedingt wissen, wer ihnen schon zweimal Gold geschenkt hatte. Also stand er hinter dem Fenster und als Nikolaus sein drittes Päckchen in das Zimmer hinein warf, erkannte der Vater, dass es Nikolaus war. Er ging ihm hinterher. Er bedankte sich beim Nikolaus für diese großzügigen Geschenke. Und wie er doch das Leben für die drei Töchter zum Guten gewendet hat. Sie müssen jetzt nicht das Elternhaus verlassen und zu den unguten Männern gehen. Doch Nikolaus wollte sein Handeln nicht besonders gelobt wissen. Er erwiderte: „Was ich getan habe, ist nichts weiter als die Pflicht eines Christen!“.

Später wurde Nikolaus in Myra Bischof, wie es sein Onkel auch gewesen war.

Er setzte sich für die Menschen in seinem Gebiet ein. Er wollte, dass es ihnen so gut wie möglich ging. Er erzählte die Geschichten von Gott und Jesus, er betete mit ihnen. Er feierte Gottesdienste und Feste für sie und mit ihnen.

Und dann kam eine große Hungersnot. Damals gab es in Myra kein Getreide mehr. Alles leer, kein Mehl, kein Brot. Eine große Hitzewelle hat das Getreide auf den Feldern nicht wachsen lassen. Eine furchtbare Zeit.

Da kamen Schiffe in den Hafen von Myra, vielleicht war auf dem Meer draußen ein Sturm und die Kapitäne suchten Sicherheit im Hafen. Könnte so gewesen sein.

Die Menschen von Myra entdeckten gleich weiß die Schiffe geladen hatten: Weizen! Sofort begannen sie mit den Menschen auf den Schiffen zu verhandeln. „Gebt uns was von euerem Getreide ab. Wir haben nichts mehr. Wir müssen verhungern!“, so sagten sie es. Ja, sie schrien es den Männern auf den Schiffen entgegen. Doch die Männer bedauerten: „Wir können euch nichts geben. Unsere Fracht ist genau gewogen. Der Kaiser in Rom erwartet uns damit. Wenn was fehlt, werden wir zur Rechenschaft gezogen. Tut uns leid.“

Der Bischof Nikolaus hatte erzählt bekommen, was im Hafen los ist. Er ging hin. Er redete mit den Schiffern: „Gebt uns Korn, ich versichere euch, wenn ihr in Rom ankommt, wird das Gewicht – mit Gottes Hilfe – genau so sein, wie es sein muss!“ Die Männer ließen sich erweichen. Viel Getreide wurde in Säcke geschaufelt und in den Hafen von Myra gestellt.

Die Getreidesäcke ermöglichten, dass die Menschen im Myra ein Jahr leben konnten und es reichte auch, um mit den Körnern neues Getreide zu säen. So waren sie vor dem Hungertod bewahrt geblieben.

Und! Als die Schiffe in Rom ankamen, fehlte nichts an Gewicht, so wurde erzählt.

Es hat viele Jahrhunderte gedauert, bis sich der Brauch entwickelt hat, dass der Nikolaus Kindern am 5. oder 6. Dezember ein Geschenk bringt oder was in die Schuhe steckt.

Dieser Brauch erinnert bis heute an den Heiligen Nikolaus, der dem armen Adeligen mit seinen drei Töchtern half und an seine Rettung der Menschen von Myra vor dem Hungertod. 

Und nächste Woche erzähle ich dir von drei Männern aus dem Morgenland, die sich auf den Weg machen. Ihr Wegweiser ist, ein Stern.

10.12.2022

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