Erfolgloser Besuch am Königshof in Jerusalem. Der Stern steht über dem Stall in Bethlehem. Da ist das königliche Kind geboren.

Du kennst mich ja schon, ich bin Amon, das bedeutet: der Treue. Ich habe mich mit meinem Sternengelehrten, dem Melchior, vor vielen Wochen auf den Weg gemacht. Wir folgen einem sehr besonderen Stern. Unterwegs haben wir noch Caspar und Balthasar getroffen. Auch sie folgten unserem Stern. Und jetzt waren wir fast vor den Toren von Jerusalem. Unser Ziel war der Königshof. Wir hatten uns umgehört und wussten nun, dass der Herodes der König in Jerusalem war. Morgen wollten wir den König Herodes besuchen. Und dann würden wir endlich wissen, was der Stern bedeutet. Noch einmal schlafen. Dann ist es so weit.

Am nächsten Morgen sind wir in den Königshof hineingegangen. Von der Wache wurden wir aufgehalten und befragt: „Wo kommt ihr her? Was wollt ihr?“

Melchior erzählte ihnen: „Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Orten im Osten von hier. Wir alle interessieren uns für Sterne. Und vor vielen Wochen ist uns ein besonderer Stern am Himmel aufgefallen. Er muss darauf hinweisen, dass es einen neuen König gibt. Ein Königskind! Der Stern hat uns hierhergeführt. Und nun wollen wir das Kind begrüßen.“

Nach dem Melchior so mit der Wache gesprochen hatte, mussten wir erst einmal warten. Es wurde wohl dem König Herodes erzählt, wer da am Eingang vom Königshof stand. Doch dann wurden wir vorgelassen. Melchior, Caspar, Balthasar und ich. Wir standen dann in der großen Halle und der König war da. Also erzählte Melchior noch einmal, warum wir da waren. Caspar und Balthasar unterstützten ihn. Man sah dem König an, dass er erschrak. Er hob die Arme und ließ sie fallen: „Ein neugeborenes Königskind haben wir hier nicht!“

„Was???“ Die Sternengelehrten waren verwundert. „Am Himmel deutet alles darauf hin, dass es ein Königskind gibt.“

Jetzt wurde der König Herodes eifrig. Er gab seinen Dienern viele Anweisungen. Die verließen eilig den Saal und nach einiger Zeit kamen viele, meist ältere Männer mit Schriftrollen unter den Armen. Wie wir später erfuhren, waren es die führenden Priester und die Schriftgelehrten in Jerusalem. König Herodes fragte sie: „Wisst ihr was von einem Königskind? Was erzählen unsere heiligen Schriften davon?“ Die Männer diskutieren und suchten in den Schriftrollen. Alles war vom Gemurmel erfüllt. Doch dann wurde es ruhiger.

Einer der Schriftgelehrten zeigte an, dass er etwas sagen wollte. Der König ermutigte ihn zu sprechen. „König Herodes, die Schriftrolle erzählt, dass in Bethlehem ein neuer König der Juden geboren werden soll.“

Das gefiel dem König Herodes gar nicht. Ich sah es genau in seinem Gesicht.

Er verabschiedete uns und die vielen Priester und Schriftgelehrten. Wir gingen zu unseren Reittieren im Hof. Schon wollten wir umdrehen, da kam noch ein Diener. Ganz geheimnisvoll tat er. Wir sollten nochmals zum König zurück in die große Halle. Die war nun ganz leer. Keiner weiter als wir und der König, noch nicht mal ein Diener. Der König druckste ein wenig herum: „Also ihr Sternengelehrten, das interessiert mich ja schon sehr, wenn da ein neuer Judenkönig in Bethlehem geboren wurde. Ihr wollt ja da sowieso hin, wenn ich euch richtig verstanden habe. Kommt doch auf dem Rückweg wieder hier vorbei und erzählt mir, was ihr gesehen und erlebt habt. Dann kann ich auch dahin gehen und dem Kind huldigen.“

Ganz ehrlich: „Ich glaub’ ihm kein Wort. Der wird doch nicht einem Kind huldigen, das ihm seinen Königsthron wegnehmen wird, weil es der neue König der Juden ist. Niemals!“

Wir verabschiedeten uns und zogen los.

Melchior brummte vor sich hin: „Ein verlorener Tag. Hätten wir mal besser gestern Nacht genauer nach dem Stern geschaut.“ Caspar und Balthasar trösteten ihn: „Komm Melchior wir waren so sicher, dass das Königskind im Königshaus geboren wird. Es ist spannend, wo uns der Stern jetzt hinführt.“

Am nächsten Morgen brachen wir auf. Nachts hatten wir den Stern weit und hell leuchten sehen. So hell wie nie zuvor.

Es war nicht mehr sehr weit zu dem Ort, wo der Stern strahlte. Und ja, es war Bethlehem, wie es die Gelehrten am Königshof gesagt hatten.

Langsam ging die Sonne unter und wir fanden die Hütte, über der der Stern stand. Wir fanden einen Mann, eine Frau und ein kleines Kind. Was für eine Ruhe, welch ein Frieden da in dem Stall war. Eine ganz besondere Atmosphäre. Wir knieten nieder. Wir waren ergriffen. Nach einer Weile suchten die Sternengelehrten in ihrem Gepäck. Jeder hatte ein besonderes Geschenk für den neugeborenen König der Juden eingesteckt. Sie legten es vor die Krippe, in dem das kleine Jesuskind lag: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Am nächsten Tag standen Melchior, Caspar und Balthasar zeitig auf. Sie tuschelten miteinander. Ich kümmerte mich schonmal um Brot und Wasser zum Frühstück. Auch ein kleines Feuer machte ich noch an. Es war noch kalt von der Nacht.

Dann setzten sich die drei zu mir.

Melchior begann zu sprechen: „Amon, wir machen uns heute auf den Heimweg. Wir werden wieder ein Stück gemeinsam gehen, wir drei, bis wir uns dann endgültig trennen müssen. Wir haben gefunden, was wir gesucht haben: ‚den neugeborenen König der Juden‘. Doch nun müssen wir ihn schützen. Wir gehen nicht nach Jerusalem zum König Herodes zurück!“

„Wir gehen nicht zurück? Aber der König wollte doch, dass wir ihm von hier erzählen, damit er auch herkommen kann“, erinnerte ich die drei.

Balthasar schüttelte den Kopf: „Das machen wir nicht. Wir haben heute Nacht alle drei geträumt, dass wir nicht mehr an den Königshof gehen sollen. Das ist eine göttliche Weisung, denken wir, wenn drei das Gleiche träumen.“

Das konnte ich verstehen.

Also packten wir zusammen und gingen einen Umweg zurück. Wir waren alle glücklich, das Christuskind im Stall getroffen zu haben. Diesen Moment behielten wir alle in unseren Herzen.

Und nächste Woche erzählt euch Nele von der neuen Jahreslosung. Denn bald beginnt das neue Jahr und da gibt es dann wieder eine neue Jahreslosung.

 Mt 2,1-12

24.12.2022

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Nele denkt über die Jahreslosung 2023 “Du bist ein Gott, der mich sieht.”, nach

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Der Diener Amon macht sich mit seinem Sternengelehrten Melchior auf den Weg. Sie folgen einem besonderen Stern.