Fremde im Stall in Bethlehem zu Besuch

Du erinnerst Dich vielleicht noch an Lea, dem Hirtenmädchen, das mit den Hirten und Schafen auf den Feldern bei Bethlehem lebt. Ungeliebt waren sie bei den Bewohnern von Bethlehem, schnell wurden die Hirten als Diebe und Taugenichtse beschimpft. Lea fand das immer furchtbar.

Doch dann kam die besondere Nacht. Da tat sich der Himmel über ihnen auf und sie, sie, die angeblich nichts wert sind, bekamen die Nachricht als allererste: „Fürchtet euch nicht. Denn euch ist heute der Heiland geboren. Und ihr werdet ihn finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.“

Damals machten sie sich auf und fanden wirklich im alten Stall Maria und Josef und das Jesuskind, das in der Krippe lag, dazu ein Esel. Alle waren davon sehr berührt und konnten sich nur schlecht wieder zurück auf den Weg zu den Schafen machen.

Nun sind schon wieder ein paar Tage seit damals vergangen. Alles geht wieder seinen gewohnten Gang. Das heißt für Lea: Wasser schöpfen für die Menschen und Tiere, Getreide mahlen, Kräuter suchen, nach den Schafen schauen. Nur etwas ist jetzt anders. Statt auf dem Stein zu sitzen und nach Bethlehem zu schauen hat Lea jetzt eine andere Beschäftigung. So oft es geht, läuft sie zum Stall, um nach dem Jesuskind zu schauen. Wenn es möglich ist, bringt sie ein paar Kräuter mit, damit Maria sich einen Tee kochen kann. Lea summt dem Kindlein gerne ein Liedchen vor, krault den Esel und spricht leise mit Maria und Josef. Dann rennt sie beschwingt wieder heim. Diese Ausflüge erfreuen sie sehr.

Heute ist ein Tag wie jeder andere. Lea ist in ihre Arbeit versunken, als ein Hirte rief: „Schaut mal da!“ Alle heben ihre Köpfe und schauen in die Richtung, in die der Hirte zeigt. Da kommt eine kleine Gruppe sehr fremd aussehende Menschen, mit ungewöhnlichen Tieren. Lea ist ganz verwirrt. Was wollen die denn da? Und wo gehen die denn hin? 

Die Fremden verlassen den Weg und kommen direkt über die Felder, sie scheinen ihren eigenen Wegweiser zu haben. Sie kommen sehr nah an den Hirten vorbei, grüßen freundlich, doch gehen sie ohne Gespräch und Pause einfach weiter. Lea schaut ihnen hinterher. Sie gehen, Lea glaubt es kaum, sie gehen geradewegs auf den Stall zu. Da steigen sie von ihren Tieren ab. Sie suchen in ihrem Gepäck, dann hat jeder ein Päckchen in der Hand.

Lea läuft los. Das muss sie genauer sehen. Sie rennt zum Stall. 

Wirklich, die drei Männer sind in den Stall hineingegangen. Außen stehen noch Wegbegleiter, vielleicht Diener herum. Lea schaut durch den Türspalt. Die drei Männer verbeugen sich vor dem Kind, einer kniet sich nieder. Andächtig legen sie ihre Geschenke vor die Krippe. Maria und Josef schauen ganz verwundert. Sie wissen gar nicht so genau, was da jetzt passiert.

Die Männer erheben sich wieder, sie gehen nach draußen und sprechen angeregt miteinander. Lea kann sie nicht verstehen. Sie sprechen eine fremde Sprache. Da rollt einer eine Schriftrolle aus. Er zeigt mit dem Finger auf eine Stelle. Die anderen nicken. Ach, wenn Lea doch lesen könnte. 

Lea lauscht. Sie versteht Micha. Micha? 

War Micha nicht der Prophet, der erzählte, dass Bethlehem nicht klein ist, dass aus ihm der Herr über Israel kommen soll? Lea ist ganz aufgeregt. Das muss der alte Hirte wissen.

Wieder rennt sie los. Zurück zu den Hirten. Sie sucht den alten Hirten und erzählt, was sie gesehen und gehört hat. Da macht sich der alte Hirte mit Lea auf den Weg zu den fremden Männern. Es dauert lange bis sie dort sind. Zwischenzeitlich haben die Diener ein kleines Lager aufgebaut. Die Tiere sind mit Wasser und etwas Futter versorgt, ein kleines Feuer brennt, und einer fängt an eine Suppe zu kochen. Ehrfürchtig verneigt sich der alte Hirte. Sehr langsam spricht er vom Propheten Micha und seiner Verheißung. Die Fremden merken auf. Sie hören zu. Nicht alles verstehen sie, doch das macht nichts. Mit Händen und Füßen erzählen sie. Sie sind gelehrte Männer. Sie haben einen besonderen Stern am Himmel gesehen. Ein Stern, der erzählt, ein neuer, ein anderer König als alle anderen Könige, geboren ist. Da machten sie sich auf den weiten Weg. Sie reisten nach Jerusalem, der Hauptstadt von Israel. Sie sprachen beim König Herodes vor und fragten nach dem neugeborenen König. Doch da gibt es kein Kind. Nun wurden alle Gelehrten in Jerusalem befragt. Einer kennt den Propheten Micha und erzählt von der kleinen Stadt Bethlehem, aus der der Herr über Israel kommen soll. Da wissen die gelehrten Männer, das stimmt, das haben sie auch schon in ihren Schriften gefunden. So machen sie sich auf den Weg nach Bethlehem, immer ihrem Stern nach. Über dem Stall war er dann stehen geblieben.

Lea und der alte Hirte werden zum Mitessen der Suppe eingeladen. Lea findet sie köstlich. Sie ist so ganz anders gewürzt als die Speisen, die sie so kennt. Alles so fremd und anders.

Noch eine Weile bleiben sie bei den Gelehrten, doch dann müssen Lea und der alte Hirte wieder heim zu ihren Schafen und Hirten.

Am Lagerfeuer haben sie viel zu erzählten. Die anderen stauen und fragen nach. Lea schläft bald ein, es war ja schon wieder ein aufregender Tag.

Am nächsten Morgen sieht Lea noch, wie die Menschen aus dem fremden, fernen Land ihre Tiere beladen und dann weiterziehen. Sie gehen wieder heim, sie haben gefunden, was sie gesucht haben, den neuen König der Juden, der Retter und Heiland der Menschen.

Soweit die Geschichte heute von den drei Weisen aus dem Morgenland. Manchmal sagen wir auch: die Geschichte von den heiligen drei Königen.

Nächste Woche erzähle ich Euch eine Geschichte von dem erwachsenen Jesus.

 

08.1.2022 — MT 2, 7-12 und Mi 5, 1

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