Esther und Simon erleben Johannes am Jordan

Erinnerst du dich noch an Micha, den kleinen Jungen, der oftmals mit seinem Opa unter dem Olivenbaum saß und dabei gemeinsam über die Welt nachgedacht haben. 

Der Opa war der Spezialist für den Propheten Jesaja, so schien es dem kleinen Micha damals. „Gott bringt ein helles Licht in dunkle Zeiten, es wird Freude sein, wie bei der Ernte. Ein besonderes Kind wird kommen, schlau, mächtig ein Friedefürst. Und der Wolf wird dann zu Gast beim Lamm sein.“ Micha hat sich all dies ganz genau gemerkt. 

Micha ist groß geworden, erwachsen, hat geheiratet und Kinder bekommen. Und er hat sich nach dem Tod von seinem Opa für den Propheten Jesaja interessiert. Immer wieder hat er in der Synagoge die Schriftrolle vom Propheten Jesaja gelesen.

Micha ist ein Bauer mit Feldern und Olivenbäumen, so wie sein Vater und sein Großvater. Er lebt in einem kleinen Haus mit seiner Frau, seine beiden Kinder Esther und Simon, und der Mutter seiner Frau. 

Esther und Simon sind, wenn sie ihre Aufgaben im Haus und auf dem Feld erledigt haben, gerne am Fluss, dem Jordan. Am Fluss ist es toll. Da können sie spielen und sich erfrischen, sich waschen, wenn sie verstaubt und schmutzig sind. Bei Esther und Simon im Land Israel ist es ja sehr oft sehr warm, da tut das Wasser des Flusses einfach gut.

Heute war wieder so ein Fluss-Tag. Am Morgen hat Esther beim Malen des Kornes der Mutter geholfen. Auch Wasser aus dem Brunnen hat sie geschöpft und heimgetragen. Simon war mit dem Vater auf dem Feld und hat Steine eingesammelt und an den Feldrand gelegt. 

Nach der Mittagspause sagte die Mutter dann: „Los ihr beiden, ab an den Fluss zum Spielen. Treibt nicht zu viel Unsinn und kommt mir nicht mit nassen Kleidern zurück, die dann über Nacht nicht mehr trocknen.“ Das ließen sich Esther und Simon nicht zweimal sagen. Schon sausten sie los. Es war ja nicht weit.

Am Fluss angekommen setzten sie sich an den Rand und warfen Steine ins Wasser, wer am weitesten konnte. Und als das dann langweilig wurde, zogen sie ihre Kleider aus, um ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Es war einfach herrlich. 

Doch dann wurden sie gestört. Auf einmal kamen Erwachsene an den Fluss. Mitten am Tag, zur Arbeitszeit. Was wollten die wohl da. Esther und Simon versteckten sich hinter einem Busch und schauten und lauschten. Die Menschen gingen flussaufwärts weiter. Esther kam als erste hinter dem Busch hervor und ging zu ihren Kleidern, schnell zog sie sie über. Sie winkte Simon: „Los Simon, lass uns hinterhergehen, wir wollen doch wissen, was die da machen, oder?“ Da war Simon gleich dabei. Auch er zog sich hurtig an. 

Dann liefen sie den Menschen nach. „Wo die wohl hingehen?“, fragte Esther. „Ob es wohl weit ist, wo die hinwollen?“, fragte Simon.

Es war nicht weit. Sie versammelten sich bei einem Mann. Einem unbekannten Mann. Esther und Simon hatten ihn noch nie hier gesehen. 

Und wie er angezogen war, das war auch ungewöhnlich. Das Gewandt, das er trug, sah rau und kratzig aus, es stand auch etwas ab. Dazu etwas gürtelähnliches aus Leder um die Hüften. Sehr ungewöhnlich, auch die Haare, alles irgendwie struppig. 

Also dieser Mann stand am Fluss und redete mit den Menschen, die scheinbar ihn gesucht hatten.

„Johannes“, fragt da einer laut und deutlich, „wie kann ich ein gottgefälliges Leben führen?“ „Ja“, sagte ein anderer, „Johannes, wie mach ich das richtig vor Gott zu leben?“

„Lass euch taufen!“, rief Johannes den Menschen zu. „Wascht mit dem Wasser des Jordans ab von euch, was euch von Gott trennt. Kehrt um und führt ab jetzt ein Leben, das Gott gefällt. Haltet seine Gebote, liebet eure Nächsten und helft einander!“

Jetzt war Johannes richtig warm geredet:

„Passt auf! Nach mir kommt einer, der wirklich groß ist, einer der Macht von Gott hat. Da bin ich viel zu gering, um ihm seine Sandalen aufzubinden, wenn er in den Fluss steigen will. Er, der Gottes Macht hat, er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen und nicht mit dem Wasser aus dem Fluss, so wie ich. Bereitet euch auf ihn vor!“

Da bedrängten die Menschen Johannes und baten ihn: „Tauf uns!“ Und Johannes stieg in den Fluss, nach und nach kamen die Menschen zu ihm. Er tauchte sie im Wasser unter und sprach ein Segenswort. So ging das einige Zeit.

Ester und Simon waren mit Zuschauen und Wundern beschäftigt. Sowas hatten sie noch nie gesehen. Darüber hatten sie natürlich die Zeit vergessen. „Oje“, rief Esther, „schau mal Simon, wo die Sonne steht, wir müssen heim, es ist schon spät.“ Sie rannten los.

Abgehetzt kamen sie Zuhause an. Das Abendessen war schon vorbereitet und Mutter war ärgerlich, weil die Kinder nicht geholfen hatten. Doch während des Essens konnten sie erzählen, was sie Seltsames beobachtet hatten. Von den Menschen, die Johannes am Fluss besuchten. Dem ungewöhnlichen Äußeren des Johannes und dem Taufen im Fluss. Simon erzählte es ganz aufgeregt: „Er hat allen den Kopf unter das Wasser gedrückt. Wenn ich das bei Esther im Fluss mache, krieg ich immer Ärger. Doch die Menschen wollten es wohl so.“ „Ach ja, und dann, hat der Johannes noch erzählt, dass bald einer kommt, der mit dem Heiligen Geist tauft, statt mit Wasser, einer, der Macht von Gott hat.“ Esther hatte gut aufgepasst. 

Jetzt ist es Vater Micha, der aufmerkt. Das kam ihm bekannt vor. Einer der vorausgeht, einer der etwas vorbereitet. Das hat er doch beim Propheten Jesaja schon gelesen. Das ist ja spannend. 

Micha sagt zu den Kindern: „Wisst ihr was, in den nächsten Tagen gehe ich mal mit euch mit, das will ich mir auch anschauen.“ „Juhuu“, jubelt Simon, denn das ist ganz außergewöhnlich, dass sein Vater mal was anderes macht, als arbeiten. Und Simon will auf jeden Fall auch nochmal nach dem Johannes schauen.

Soweit die Geschichte heute vom Johannes, der Menschen am Jordan tauft. Nächste Woche erzähle ich dir, wie es weitergeht.

 

15.1.2022 — Mk 1, 2 - 8

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Eine besondere Taufe am Jordan

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Fremde im Stall in Bethlehem zu Besuch