Streit unter den Freunden Jesu. Und eine überraschende Erkenntnis.

Heute ist Feigenernte in der Familie von Esther und Simon. Vorsichtig werden die reifen Feigen am Stil abgeknickt und dann – möglichst auch am Stil gehalten – bis sie umsichtig in den Korb gelegt werden. Feigen ernten braucht viel Fingergespür und Konzentration, denn schnell ist eine reife Feige zerdrückt. Für Simon ist das eine Herausforderung, doch er strengt sich an und strahlt jedes Mal, wenn er wieder eine unbeschädigte Feige in den Korb legt. Und dann hat er das Glück, eine wirkliche Pracht-Feige zu ernten. Sie ist besonders groß und Simon läuft das Wasser im Mund zusammen. „Mama, darf ich diese besondere Feige essen?“, fragt er sofort seine Mutter.

„Simon, wir ernten Feigen und essen sie jetzt nicht“, gibt die Mutter zur Antwort. „Du hast sonst nur klebrige Finger, das ist hier ungünstig.“

Simon lässt nicht locker: „Dann darf ich sie heute Abend Zuhause essen?“

Die Mutter meint nur: „Das sehen wir heute Abend, und nun lasst uns weiterarbeiten, wir wollen doch fertig werden.“

Esther hat die ganze Sache natürlich mitgekriegt und ist auch ein bisschen ärgerlich. „Immer braucht Simon das Beste für sich“, denk sie und auch: „Der erntet eine Feige, während ich drei Feigen ernte, der ist doch so langsam, der hat diese tolle Feige gar nicht verdient.“

Mit solchen Gedanken im Kopf und trüber Stimmung im Herzen geht Esther nach der Ernte nach Hause. Es ist dann schon gleich Abendessenszeit. Simon schielt natürlich nach den Feigen. Ob er die große Feige wohl bekommt? Mutter verteilt die Feigen auf die Teller. Und wo liegt die große Feige? Bei der Oma.

Jetzt ist Simon ganz schön in der Zwickmühle. Er mag seine Oma und er mag die große Feige für sich. Der Wunsch nach der großen Feige in ihm gewinnt und er mault: „Mama, das ist nicht gerecht, die große Feige habe ich geerntet und nun bekommt sie Oma. Oma hat ja gar nicht mitgeholfen bei der Ernte.“ Jetzt hat sich sein Unverständnis und sein Anspruch auf diese Feige breit gemacht. Simon ist schlechter Laune. Und Mutter auch. Alle wissen nicht, wo sie hinschauen sollen.

Mutter bleibt bei ihrer Entscheidung: „Simon, hast du eine Ahnung, was Oma schon alles gemacht hat in ihrem Leben, und was Oma schon alles nicht bekommen hat in ihrem Leben? Ich habe entschieden, dass Oma heute dies Pracht-Feige, die du so wunderbar geerntet hast, und die keine einzige winzige Druckstelle von der Ernte aufweist, genießen darf. Und bitte, verdirb uns nicht den Appetit mit deiner schlechten Laune.“

Simon steht auf und geht. Er kann es hier nicht ertragen. Das ist ihm zu viel. Später auf seiner Schlafmatte ärgert er sich über sich selbst. Er hat doch die Oma lieb. Und wenn er zwei Feigen gegessen hätte, wäre das genau so viel wie die große Feige gewesen. So hat er heute keine Feige gegessen.

Am nächsten Tag hat Simon gleich morgens um eine Feige gebeten und natürlich eine bekommen.

Die nächsten Tage werden Mama, Oma und Esther mit dem trockenen der Feigen beschäftigt sein. Sie werden zum Trocknen auf dem Hausdach ausgelegt. Immer wieder muss jemand nach ihnen gucken und sollten Fliegen da sein, diese verscheuchen. Einmal am Tag werden die Feigen dann umgedreht. Und nach ungefähr 4 Tagen sind die Feigen fertig und sie werden in einen großen Krug geschichtet, so hat die Familie noch lange was von ihnen.

Ein paar werden natürlich so wie sie sind aufgehoben und in den nächsten Tagen genossen.

Simon macht sich nach dem Frühstück auf den Weg zum Töpfer, um mal wieder zu hören, was es neues von Jesus gibt. Simon und Esther sind ja weiterhin Jesus-Detektive.

Abends kommt Simon wieder und ruft laut nach Esther, die ist noch auf dem Hausdach bei den Feigen. Als sie Simon hört kommt sie zum üblichen Treffpunkt an der Hausmauer.

„Stell dir vor, bei den Freunden von Jesus, hat es Streit gegeben!“ platzt Simon heraus. „Haben die sich auch um Feigen gestritten?“, fragt Esther ein wenig spitz. Simon überhört die Bemerkung und erzählt weiter: "Jakobus und Johannes, die Freunde Jesus, die als Zweites mit ihm mitgegangen sind, die haben wohl Jesus zur Seite genommen und ihn gefragt, ob er sie nicht – wenn er dann sein Reich errichtet – links und rechts neben sie setzt, so als die wichtigsten, gleich nach ihm. Ja, und das haben die anderen natürlich mitbekommen und sich unheimlich aufgeregt. Hier so heimlich die Plätze vergeben und sich vordrängen, sich für wichtiger als die andern zu halten. Halt so.“

Esther hat gespannt zugehört: „Und wie ging es aus? Was hat Jesus zu Johannes und Jakobus gesagt? Das ist ja jetzt spannend.“

Simon zuckt mit den Schultern: „Ich weiß es nicht!“

Für Esther ist sofort klar, sie muss morgen an den Brunnen, selbst wenn die Feigen wieder umgedreht werden müssen. Wasser braucht die Familie sowieso auf jeden Fall. Am Brunnen hört sie vielleicht auch was zu dem Streit.

Genauso macht sie es am nächsten Tag. Bereitwillig zieht sie mit zwei Tonkrügen los. Und dann bummelt sie ein wenig am Brunnen. Und wirklich, sie hat Glück, es kommt das Gespräch auf Jesus und den Streit unter seinen Freunden. Aber wirklich viel zu hören ist da nicht. Aber Esther weiß jetzt, was Jesus geantwortet hat.

Gleich abends erzählt sie es Simon: „Jesus hat Jakobus und Johannes geantwortet: ‚Nicht ich entscheide, wer neben mir sitzt, sondern Gott.‘“

Simon hat auch Neuigkeiten: „Und Jesus hat mit allen seinen Freunden gesprochen – so im großen Kreis -. Er hat ihnen erklärt, wie es in seinem Reich sein soll: ‚Wer unter euch groß sein will, soll den anderen dienen! Schaut mich an, ich will mir nicht dienen lassen, sondern will den anderen dienen. Das ist in meinem Reich das wichtigste!‘“

Esther muss schon wieder laut denken: „Wer groß sein will, soll den anderen dienen! Das ist doch ein Jesus-Satz für unser Abendessen, was meinst du, Simon?“

Simon nickt. Und so wird beim Abendessen über 'groß sein' und 'dienen' nachgedacht. Und abends auf der Schlafmatte denkt Simon nochmals über die große Feige nach. Wie großartig hätte er sich gefühlt, wenn er die große Feige der Oma heimgebracht hätte. Mutter hätte das ganz sicher so erlaubt. Das mit dem Dienen ist eine schwierige Aufgabe, stellt Simon für sich fest. Und dann hat er kurz vor dem Einschlafen noch einen interessanten Gedanken, wie man es anstellt zu dienen: Man denkt nicht zuerst an sich, sondern an die anderen.

Und nächste Woche lernst du Maria Magdalena kennen. Die ist eine Freundin von Jesus.

Mk 10, 35 - 45

19.2.2022

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Maria Magdalena erlebt: Jesus ist stärker als der Wind!

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“Jesus isst mit Zöllnern und Sündern”, das ist die Nachricht unsere Jesus-Detektive heute zum Nachdenken bringt.