Maria Magdalena erlebt: Jesus ist stärker als der Wind!

Dieser Jesus ist ein ganz besonderer Mensch, ja mehr noch, er ist Gottes Sohn. Das sagen viele Menschen über ihn. Ich glaube das auch.

Das fängt schon damit an, wie er mit mir umgeht.

Ich – Maria Magdalena – das heißt in Langform, die Maria aus dem Ort Magdala am See Genezareth. Ich bin eine Freundin von Jesus. Ganz recht gehört. Eine Freundin. Bei uns, zu unserer Zeit, ist das was ganz Außergewöhnliches. Es gibt immer wieder besondere Männer, die andere Männer als enge Freunde um sich scharen. Aber immer Männer. Bei Jesus ist das anders. Hier gehören wir Frauen, wir sind einige, einfach so dazu. Wir reden mit, wir dürfen das Gleiche wie die Freunde Jesu. Jesus ist einfach anders als die anderen.

Auch, dass ich mit ihm gehen darf, wundert mich bis heute. Ich war krank. Ich hatte viele traurige Tage, an denen ich fast nichts tun konnte, dann wieder Tage, da war ich wütend und laut und stritt mit jedem, der mir über den Weg kam. Doch Jesus hat mich gesund gemacht und dann gefragt, ob ich mit ihm mitgehen will. Und ob ich das wollte. Weg aus meinem Dorf, weg von meinen schlechten Tagen. Auf in eine neue, andere Zukunft mit Jesus. Es war die richtige Entscheidung. Nein, es macht mir nichts aus am Morgen nicht zu wissen, wo ich am Abend schlafen werde. Das Zusammensein mit Jesus ist das allemal wert. Die vielen Gespräche über Gott und die Welt. Seine guten Erklärungen und sein Blick auf die Menschen. Es ist wunderbar.

Und heute bin ich noch ganz aufgeregt wegen gestern. Gestern, ich sage es euch, sowas habe ich noch nicht erlebt.

Der Tag fing ganz normal an. Wir waren in den Hügeln beim See Genezareth auf der Nord-West-Seite. Es war ein anstrengender Tag. Viele Menschen kamen, um mit Jesus zu reden. Sie erzählten von ihren Sorgen und Nöten, Jesus hörte zu, ermutigte und ermunterte, tröstete und schwieg. Immer gerade das, was sein Gegenüber brauchte.

Als es Abend wurde, überlegten wir: „Wo gehen wir hin? Wo schlafen wir heute? Schön wäre es doch in den großen Ort an der Südwestseite des Sees zu gehen, da finden wir immer was zum Schlafen“, überlegten wir gemeinsam.

So weit dachte, so weit kann ich heute nicht mehr gehen.

Das sagte auch schon Jesus: „Freunde, ich bin viel zu müde, um noch so weit zu laufen. Können wir nicht mit dem Boot über den See fahren?“

„Klar“, sagte da gleich einer unserer Fischer, der Petrus – wir nennen ihn so, sein Vater hat ihn Simon genannt -. Petrus organisierte bei den Fischern am Ufer ein Boot. Ein großes Boot. Wir alle passten hinein. Petrus sagte zu Jesu: „Leg dich hin und schlaf ein wenig, wir bringen das Boot gut ans Ziel.“

Jesus zog sich ins hintere Ende des Bootes zurück und rollte sich zusammen und schlief sofort ein. Unsere Fischer lenkten das Boot vom Ufer weg in den See Genezareth hinein. Ich hing müde meinen Gedanken nach. Wie gut konnte Jesus heute die Witwe trösten. Sie machte sich Sorgen um ihr Auskommen und er zeigte auf die Vögel am Feld und sagte ihr, „Gott sorgt für die Vögel, dass sie Nahrung finden. Gott sorgt auch für dich.“ So war ich in Gedanken versunken und habe nicht gemerkt, dass es dunkle Wolken über uns gab und ein Wind aufkam.

Doch dann machte das Boot einen Sprung aus dem Wasser heraus und sofort wieder in das Wasser hinein. Wellen spritzten, ich war nass und der Boden des Schiffes auch. So ging es weiter, hoch aus dem Wasser, rein ins Wasser. Der Wind wehte ganz stark. Die Fischer schrien sich Informationen zu. „Wasser schöpfen!“ „Segel retten!“ „Achtung, festhalten!“

Ich hatte Angst um mein Leben. So einen Sturm hatte ich noch nie erlebt.

War es möglich, so ein Boot bei diesem Wetter sicher an das Ufer zu bringen?

Und was machte denn Jesus? Schlief der immer noch? Ja er schlief immer noch, bei so einem Wetter, bei so einer Fahrt.

Einer von uns weckte ihn aufgebracht auf: „Wie kannst du schlafen, wenn wir hier gleich alle untergehen?“, fragte er ihn.

Jesus stand auf, hob die Hände und sprach mit dem Wind: „Wind, werde ruhig, sei still!“.

Augenblicklich ließ der Wind nach. Es wurde still. Das Wasser wurde ruhig und glatt. Keine Wellen mehr. Alles friedlich, als wäre nichts gewesen. Nur wir waren halt nass und das Boot voll mit viel Wasser.

Jesus schaute uns an: „Warum habt ihr solche Angst? Wo ist euer Glaube?“

Warum hatte ich solche Angst, wo war mein Glaube?

Was für eine Frage. Und was für eine Aktion.

Der Wind gehorcht ihm. Wer ist dieser Jesus, dass ihm Wind und Wellen gehorchen?

Sehr still und nachdenklich fuhren wir weiter. Alle halfen zusammen, um das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Wir rücken zusammen, um uns gegenseitig zu wärmen. Es war Abend und es wurde kühler und wir waren nass bis auf die Haut. Einige flüsterten miteinander: „Wer ist dieser Jesus, dass im Wind und Wellen gehorchen?

Heute ist ein neuer Tag. Die Sonne scheint. Die Luft ist mild. Meine Kleidung ist getrocknet. Ich bin ausgeschlafen. Doch noch habe ich den Abend von gestern nicht aus dem Kopf und den Satz von Jesus: Warum habt ihr solche Angst? Wo ist euer Glaube?“ Das Gespräch Jesu mit der Witwe fällt mir wieder ein. „Sieh auf die Vögel unterm Himmel, Gott sorgt für sie!“

Wenn das alles so einfach wäre.

Keine Angst um die Zukunft – Gott sorgt für mich.

Keine Angst im Sturm – Gott ist stärker als der stärkste Wind.

Ich will noch viel länger bei den Freunden von Jesus bleiben. Ich will diesen Glauben lernen: Gott ist stark. Er hilft.

Und ich bin mir noch sicherer als gestern: Jesus ist Gottes Sohn.

 Und nächste Woche erlebt Maria Magdalena, wie Jesus viele, viele Menschen satt macht.

Mk 4, 35 - 41

26.2.2022

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Fünf Brote und zwei Fische und sehr, sehr viele Menschen werden satt.

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Streit unter den Freunden Jesu. Und eine überraschende Erkenntnis.