Eine Mauer gegen die Kinder? Falsch! Kinder sind herzlich willkommen!

Noch lange habe ich – Maria Magdalena - über das Erlebnis mit den vielen Menschen in der Einöde am See Genezareth nachdenken müssen. Petrus sagt, mit fünf Broten und zwei Fischen ist es Jesus gelungen, 5000 Menschen satt zu machen. Und wir haben viel Körbe mit Resten eingesammelt. Eigentlich wollten wir Freunde von Jesus damals ja mit ihm alleine sein. Doch dann haben die Menschen uns im Boot auf dem See gesehen und sind uns am Ufer nachgelaufen. Als wir anlegten, waren sie alle schon da. Jesus hat damals gesagt: „Schaut euch die Menschen an, sie wirken wie eine Schafherde ohne Hirten. So verlassen und einsam, so ohne Ziel und Orientierung.“ Es ist unglaublich, wie Jesus spürt, wie es um die Menschen steht, wie er merkt, was sie brauchen. Er hat so einen guten Blick auf die, die zu ihm kommen.

Heute war das auch wieder so, wenn auch ganz anders.

Wir haben den See Genezareth verlassen und sind auf dem weiten Weg nach Jerusalem. Dort wollen wir im Tempel das Passah-Fest – unser wichtigstes Fest gemeinsam feiern. Ich freue mich schon darauf. Doch der Weg ist weit und steinig, oft ist es sehr trocken und heiß und manchmal geht es auch ordentlich bergauf.

So richtig vorwärtskommen wir jedoch nicht. In jedem Ort gibt es Menschen, die schon von Jesus gehört haben und mit ihm reden wollen. So auch heute.

Wir machen Rast unter einem Baum am Dorfplatz und schon kommen die Menschen angelaufen. Wie sie nur immer mitbekommen, dass Jesus in ihrem Ort ist?

Ich richtig mich schon darauf ein, dass es sein wird wie immer. Die Menschen fragen und Jesus antwortet und erzählt von Gott.

So war es am Anfang auch.

Doch dann kommt es anders.

Es kommen viele Kinder angesaust, manche werden von ihren Müttern begleitet. Sie tragen auch die Allerkleinsten mit sich zu Jesus.

Das gibt natürlich erstmal eine Unruhe. Kinder sind ja lebendig, mal stolpert eines über seine Füße – oder die des Nachbarkindes – und fällt hin. Dann weint es und muss getröstet werden. So war das heute Mittag bei uns auch.

Also lebendig, unruhig und ein bisschen ein Chaos.

Das hat einigen meiner Freunde gar nicht gepasst. Das sind sie ja auch nicht gewöhnt. Also sind sie aufgestanden, haben ihre Arme ausgebreitet und sind nebeneinander - wie eine Mauer – auf die Kinder und deren Mütter zugegangen. Einer, ich habe nicht mitbekommen wer, hat seine Stimme erhoben und gesagt: „Weg da mit den Kindern, die stören hier nur und machen Unruhe. Jesus hat wichtige Dinge mit den Menschen zu besprechen. Kinder geht woanders spielen!“

Die ängstlichen Kinder sind mal gleich fünf Schritte zurückgewichen. Doch es gab auch welche, die trotzig stehen geblieben sind und gesagt haben: „Wir wollen auch zu Jesus!“ Manche Mütter haben sie auch unterstützt und sind auch nicht gegangen. Die Freunde, die die Mauer gebildet hatten, blieben wie angewurzelt stehen und wichen nicht zurück.

Es gab einen Wortwechsel, zwischen den Freunden, den Kindern und deren Mütter.

Das entging Jesus natürlich nicht. Er stand auf und kam zu den Freunden, die wie eine Mauer dastanden

und erkundigte sich, was denn los sein. „Ach nichts“, sagte einer der Freunde, „das ist gleich erledigt, wir haben die Kinder zurückgeschickt, die stören hier nur. Und jetzt diskutieren wir mit den trotzigen und mit den Frauen, die auch nicht gehen wollen. Doch, wie gesagt, das ist gleich erledigt.“

Jesus legte einem der Freunde seinen Arm auf den ausgestreckten Arm und drückte ihn liebevoll nach unten. „Lasst das mal mit eurer Mauer“, sagte er. Und an seiner Stimme merkte ich, dass er gar nicht begeistert von der Aktion der Freunde war. „Lass die Kinder zu mir kommen! Gerade für sie hat Gott das Reich Gottes bereitet. Ihr müsst werden wie die Kinder, um das Reich Gottes für euch zu begreifen. Ihr müsst, wie sie auf Gott vertrauen, das können Kinder besonders gut. Viel besser als die Erwachsenen, die immer über alles nachdenken und alles abwägen“.

Dann ließ Jesus die sprachlosen Freunde stehen und ging zu den Kindern.

Er nahm die kleinsten auf den Arm und drückte sie. Manche kitzelte er an Kinn oder nackigem Fuß. Den größeren legte er die Hand auf den Kopf und segnete sie. Er sagte: „Gott ist dir nahe. Er liebt dich. Vertraue auf ihn. Geht mit Gottes Segen.“

Mit anderen spielte er eine Runde fangen. Er lachte und alberte mit ihnen herum. Es war wunderbar. Die Mütter strahlen und waren glücklich.

Nur meine wohlmeinenden Freunde standen mit immer noch offenem Mund und hängenden Schultern da. Sie hatten es doch gutgemeint. Sie wollten Jesus doch einen Gefallen tun.

Meine Freunde taten mir ein wenig leid. Gleichzeitig freute ich mich mit den Kindern und den Müttern über die Freundlichkeit Jesu ihnen gegenüber.

Ja, und nachzudenken hatte ich jetzt auch einiges.

Wir Erwachsenen müssen werden wie die Kinder, um das Reich Gottes zu verstehen, zu erreichen und zu begreifen.

Ja, wie sind Kinder denn? Ich überlegte, wo ich Kinder schon erlebt habe.

Kinder sind schnell zu interessieren.

Sie finden einen Stein, der besonders ausschaut und schon ist er der Mittelpunkt ihres Interesses.

Sie sind kontaktfreudig. Treffen sie ein fremdes Kind, so schauen sie sich interessiert an und nach ganz kurzer Weile haben sie miteinander zu tun. Sie tollen miteinander herum, necken sich und lachen miteinander.

Oder wenn ein Kind einen Hund trifft und mit ihm spielt, kann es sein, dass es im Überschwang den Hund küsst.

Kinder entdecken ständig, dass das Leben voller Wunder ist und dass sie diese Wunder entdecken können.

Die Schönheit der Erde im Stein.

Die gegenseitige Achtung, auch wenn man sich noch gar nicht gut kennt

Und die Liebe zu einem Geschöpf Gottes.

Ja, Jesus hat recht, wir können viel von den Kindern lernen. Sachen, die wir schon lange vergessen haben.

Als wir unsere Pause im Schatten des Baumes beendet haben und weiterziehen, haben wir alle miteinander viel zu reden. Spannend ist, wie wird das Reich Gottes aussehen. Oder was sehen wir jetzt schon vom Reich Gottes?

Also ich habe heute gelernt: Jesus liebt Kinder, sie sind Gott besonders nahe!

 

Und nächste Woche erlebt Maria Magdalena, wie sich vier Freunde des Gelähmten für ihn einsetzen und zwei Wunder geschehen.

Mk 10, 13 - 16

12.3.2022

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Vier Freunde voller Gottvertrauen und zwei Wunder

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Fünf Brote und zwei Fische und sehr, sehr viele Menschen werden satt.