Jesus zieht auf einem kleinen Esel in Jerusalem ein. Er wird freudig empfangen

Ich bin Thomas, einer von den Freunden Jesu. Wir – die Freundinnen und Freunde Jesu – sind auf dem Weg nach Jerusalem. 

Da wollen wir das Passahfest feiern. Wir miteinander und mit den vielen, die sich dann in Jerusalem eingefunden haben. 

Ich kenne das mit dem Passahfest in Jerusalem schon. Manchmal sind meine Eltern nach Jerusalem gewandert und haben mich mitgenommen. Auch als junger Mann war ich schon mit Freunden zum Fest in der Stadt. 

Dieses Fest ist in Jerusalem was ganz Besonderes. Die Stadt ist voller Menschen. Jeder Raum, ja jeder Schuppen wird zur Übernachtungsmöglichkeit. 

Viel mehr Fremde als Einheimische sind dann in der Stadt. Auf den Straßen und Gassen ist es voll. Die Händler haben alle Hände voll zu tun, dass ausreichend Lebensmittel vorhanden sind, sodass alle satt werden über die Festtage. Und es ist laut und lebhaft. Die Freude über das Fest ist zu hören und zu spüren.

Doch noch ist es nicht so weit. Wir sind auf dem Weg. Dieser Weg geht ordentlich den Berg hoch. Jerusalem liegt oben auf dem Berg. Schon von weitem kann man die Stadttore und den Tempel sehen. Doch das dauert, bis man dann oben ist. Wir sind schon in Betanien angekommen. Es ist noch eine gute Stunde Fußweg bis nach Jerusalem. 

Da bekomme ich und ein weiterer Freund einen Auftrag von Jesus: „Geht in das nächste Dorf. Dort findet ihr einen jungen Esel angebunden. Auf dem ist bislang noch keiner geritten. Bindet ihn los und bringt in mir.“

„Wie? Wir sollen in den nächsten Ort gehen und einen jungen Esel klauen?“ Ich bin etwas sprachlos. So ist Jesus doch nicht.

Jesus grinst mich an und sagt: „Natürlich nicht klauen. Wenn euch jemand anspricht, dann sagt ihr: ‚Jesus braucht ihn, und er schickt ihn gleich danach zurück‘“.

Also machten wir uns auf und eilten den andern voraus, um nach dem jungen Esel zu schauen. Wirklich, gleich am Ortseingang war so ein Esel an einem Hoftor angebunden. Wir machten ihn los und redeten beruhigend auf ihn ein. 

Da kam auch schon ein Nachbar und fragte uns: „Was macht ihr denn da? Dürft ihr das?“

„Ja, sagte ich, Jesus braucht ihn, und wir bringen ihn danach wieder zurück.“ Da konnten wir den kleinen Esel mitnehmen.

Als wir Jesus und die anderen wieder trafen, waren wir schon sehr nahe an der Stadt. Einer von uns zog seinen Übermantel aus und legte ihn auf den Esel. Dann setzte sich Jesus auf ihn. So zogen wir in die Stadt ein, mitten durch das Stadttor. 

Wir wurden von vielen Menschen empfangen. Einige zogen auch ihre Mäntel aus und legten sie dann auf den Boten, sodass Jesus darüber reiten konnte. Andere brachen Zweige von den Bäumen und legten die auf den Weg. 

Das war schon besonders, das zu erleben. 

Jesus zieht wie ein König in die Stadt Jerusalem ein. Doch was ist das für ein König, der auf einem kleinen, jungen Esel sitzt und nicht auf einem stolzen großen Pferd?

Ein anderer König, ja ein sehr anderer König. Doch das passt zu Jesus, finde ich!

Da stimmten die Menschen einen Sprechgesang an.

„Hosianna“, riefen sie – das heißt in etwa: „Gib uns deinen Segen, hilf uns!“

Andere riefen andere Worte und Sätze: „Gepriesen sei der, der von Gott kommt.“

„Hilf uns und gib uns deinen Segen, hochgelobt bist du, der von Gott kommt.“

Schöne Sätze, eine schöne Stimmung. 

Und doch – wenn ich mich so umschaue auf der Straße, an den Hauseingängen und in den Ecken. Da sind auch andere. Menschen, die verdrießlich schauen, denen das Treiben um Jesus gar nicht gefällt. Menschen, die miteinander flüstern und unauffällig – so meinen sie – nach Jesus schauen. Was die wohl vorhaben?

Doch ich will mir jetzt keine Sorgen machen. Ich will den wunderbaren Empfang Jesu in der Stadt mit Freude genießen.

Wie wäre das wundervoll, wenn Jesus in Kürze der König wäre? Er die Römer aus dem Land vertreiben würde und sein Friedensreich errichten würde. Ich wäre dabei. Ich würde ihn tatkräftig unterstützen.

Nachdem die Menschen sich wieder zerstreut hatten, besuchten wir den Tempel und sahen uns da genau um.

So verging der Tag schnell und als es zu Dämmern anfing, gingen wir wieder zurück zum Dorf, gaben unseren Esel ab und fanden einen Ort zum Schlafen.

Ich konnte nicht gleich einschlafen. Dieses Bild – Jesus auf dem kleinen Esel – ging mir nicht aus dem Kopf.

Und dann ist es mir eingefallen. Der Prophet Sacharja hat genau so ein Bild mit Worten gemalt.

„Tochter Zion, freue dich, jauchze Jerusalem! Sieh auf! 

Dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer! 

Sanft ist er und reitet auf einem Esel, auf einem jungen Esel.

Er wird den Völkern Frieden geben.“

Ja, genau so habe ich es in der Synagoge gehört, vorgelesen aus der Schriftrolle des Propheten Sacharja.

Das wird spannend, wie es in den nächsten Tagen in Jerusalem sein wird. Ob Jesus am Ende der Woche ein König sein wird? Das wäre wundervoll.

Ob die Menschen, die heute kritisch geschaut haben, oder die miteinander geflüstert haben, ob die dann auch mit dabei sind und Jesus zujubeln?

Jetzt muss ich aber schlafen, die nächsten Tage werden spannend.

Und nächste Woche erzählt Maria Magdalena – die kennst du ja schon – von dem größten Wunder ihres Lebens.

 Mk 1, 1 - 11

9.4.2022

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Halleluja! Jesus lebt!

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