Ein Bauer sät Korn auf das Feld. Ein Gleichnis für das Reich Gottes.

Erinnerst du dich noch an den Vater Micha, der der sich so für Jesaja interessiert, und seine Kinder Esther und Simon? Micha lebt mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und der Mutter seiner Frau nahe am Fluss Jordan.

Als damals Johannes der Täufer am Jordan die Menschen taufte – auch Jesus – da begannen sich Esther und Simon für die ganze Sache zu interessieren. Auch der Vater Micha wollte immer die Neuigkeiten wissen.

So kam es, dass Esther und Simon „Jesus-Detektive“ wurden.

Sie hatten herausgefunden, dass Jesus in Jerusalem auf einem jungen Esel reitend eingezogen ist und freudig begrüßt wurde.

Sie haben gehört, dass Jesus gekreuzigt wurde und die Stimmung am Abendbrottisch war tagelang getrübt.

Auch von der Auferstehung Jesu hatten sie gehört und konnten es zunächst gar nicht glauben.

Ja und jetzt?

Jetzt hören sie manchmal „alte Geschichten“ von Jesus. Solche Geschichten, die er den Menschen, die ihm so gern zuhörten, erzählt hat.

Heute hat Esther beim Brunnen ein neues Wort aufgeschnappt. Freudig erzählt sie es gleich Simon an der Hauswand, kurz vorm Abendessen: „Du“, sagte sie zu ihm, „du Jesus hat Gleichnisse erzählt.“

„Was ist denn ein Gleichnis?“, fragte Simon sofort nach.

„Weiß ich doch auch nicht. Klingt aber interessant. Das wäre doch mal wieder was für uns ‚Jesus-Detektive‘, was meinst du?“

Simon ist sofort dabei. „Klare Sache, wir finden heraus, was ein Gleichnis ist.“

Abends beim Abendessen waren sie fröhlich und aufgekratzt. „Wir wollen wissen, was ein Gleichnis ist“, erzählten sie den Eltern und der Großmutter. „Gleich morgen fangen wir an, es herauszufinden.“

Und wirklich, so war es. Am nächsten Morgen ging Simon schon früh zum Töpfer, da hatte er bislang die besten Ergebnisse, was über Jesus zu erfahren.

Und Esther begleitet die Mutter zum Wäschewaschen an den Jordan.

Beide spitzten die Ohren, hörten dies und jenes und trafen sich wieder an der Hauswand, kurz vorm Abendessen.

Simon war ziemlich müde und mutlos: „Das ist gar nicht so einfach. Ich habe nichts über Gleichnisse gehört“, meinte er verzagt.

Esther nickte bestätigend: „Das mit dem Gleichnis ist kniffelig. Ich habe jedoch eine Geschichte gehört, die Jesus erzählt hatte. Eine Geschichte eines Bauern. Soll ich sie erzählen? Ach, weißt du was, ich erzähle sie gleich allen beim Abendessen.“

So geschah es.

Als alle sich zum Essen niedergesetzt hatten, da erzählte Esther ihre frisch gehörte Jesus-Geschichte:

„Jesus hat erzählt, wie ein Bauer zum Aussäen der Weizenkörner aufs Feld geht. Er sät die Körner mit großem Schwung auf die Erde. Nein, nicht nur auf die Erde.

Es fallen auch Körner auf den Weg daneben und die Vögel kommen sofort und picken sie auf.

Andere Körner fallen auf die Steine und Felsen, die es in unseren Feldern gibt, da wo wenig Erde ist. Die fangen schnell an aufzugehen und zu sprießen, aber sie können keine Wurzeln bilden, und wenn dann die Sonne auf sie scheint, vertrocknen sie ganz schnell, weil sie kein Wasser aus dem Boden holen können.

Wieder andere Körner fallen ins Dornengestrüpp. Da fangen sie auch an zu wachsen, doch das Dornengestrüpp ist mächtiger und die kleinen Pflanzen werden von ihm erstickt.

Vieles aber fällt auf gute Erde und wächst und bringt reichlich Frucht. Manche Ähren haben zur Ernte dann 30, 60 oder sogar 100 Körner.“

Alle haben gut zugehört. Vater Micha hat oft genickt. Dann sagt er: „Genauso ist es. Jesus hat gut zugeschaut. Auch mir als Bauern geht es so. Nicht alles Samenkörner finden in den guten Boden. Doch, die die da hinfinden, die bringen oft viel Frucht. Doch ist das nun ein Gleichnis?“, fragte der Vater. „Danach wolltet ihr euch doch umhören.“

Die Kinder zucken mit den Schultern. „Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, ob die Jesus-Geschichte ein Gleichnis ist, noch wissen wir, was ein Gleichnis ist.“

Nachdenklich räumen sie ihre Schlafmatten und Decken raus und legen sich zum Schlafen nieder.

Am nächsten Tag macht sich Esther freiwillig auf den Weg zum Brunnen. Sie muss einfach mehr herausbekommen. Sie bummelt am Brunnen. Lässt freundlich andere Frauen und Mädchen vor und lauscht und hört. Da hört sie was von der Jesus-Geschichte von gestern. Eine Frau erzählt sie auch und sagt: „Das ist ein Gleichnis von Jesus. Jesus hat immer wieder ganz alltägliche Situationen erzählt, vom Bauern, vom Hirten, von der Hausfrau und hat so ein Bild entworfen vom Reich Gottes. Eben auch vom Säen der Körner.“

Esther füllt ihren Wasserkrug und macht sich auf den Heimweg. Es geht ihr viel durch den Kopf: „Gleichnisse sind ein Bild vom Reich Gottes. Jesus verwendet Alltagssituationen, die jeder und jede kennt und erzählt damit von etwas Größerem. Schwierig, schwierig.“

Zu Hause angekommen kann sie gar nicht erwarten, bis Simon auch da ist und sie es ihm erzählen kann. Beide denken nochmals über die Geschichte vom Säen nach und kommen nicht so recht weiter.

Sie beschließen, dass da der Vater Micha weiterhelfen muss. Beim Abendessen geht es dann um das Gleichnis des Säens und dem Reich Gottes. Micha denkt lange nach, während er sein Fladenbrot isst. Dann hat er eine Idee: „Ist es vielleicht so, dass Jesus mit den Körnern meint, das ‚Wort Gottes‘?“ Die Kinder schauen ihn verständnislos an. „Doch!“, sagt Micha mit einem Mal ganz sicher. „Doch so muss es gemeint sein. Jesus erzählt die Dinge von Gott – Gottes Wort. Und Gottes Wort findet bei den Menschen ganz unterschiedlichen Anklang. Da sind die, die, die das Wort hören, bei denen es aber gar nicht ankommt. Wie die Körner auf dem Weg. Dann sind da andere, die hören das Wort und sind angetan, doch wenn was anderes, spannendes kommt, dann vergessen sie das Wort Gottes. Sie sind wie die Körner auf den Steinen und Felsen.

Wieder andere hören das Wort Gottes, doch mit der Weile machen sich die Sorgen und Nöte breit, oder ihre Wünsche und ihr Reichtum, und so wird der gute Anfang erstickt, wie die Körner unter den Dornen.

Und dann“, und da geht ein Strahlen über Vater Michas Gesicht, „dann gibt es Menschen, die das Wort Gottes aufnehmen, mitten in ihrem Herzen und da wächst das Wort, da wird Liebe zu Gott draus und Zuversicht, Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber den Mitmenschen. Wie beim Korn auf gutem Boden, dass 30, 60 oder 100-fache Frucht bringt. Und so wächst das Reich Gottes immer weiter.“

Alle sind ganz ergriffen von der Erklärung des Vaters Micha. Die Oma nickt zustimmend. „Ja, das hast du uns allen sehr gut erklärt“, lobt sie.

Als Simon abends auf seiner Schlafmatte liegt, ist er noch ganz stolz auf seinen Vater, der ihnen das Gleichnis vom Säen so gut erklärt hat.

 

Ja und nächste Woche sind die Jesus-Detektive Esther und Simon wieder auf der Suche nach einem Gleichnis, einer „Bildergeschichte“ zum Reich Gottes.

Lk 4, 1 - 20

7.5.2022

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Ein großes Fest, doch kein Gast kommt. Fällt nun das Fest aus? Nein! Es kommen neue - ganz andere - Gäste.

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Frühstück mit dem auferstandenen Jesus am See Genezareth