Jesus ist jetzt im Himmel. Doch es gibt ein Versprechen.

Eine verrückte Zeit ist das hier bei uns in Jerusalem. Es ist etwa 30 Jahre nach Christi Geburt.

Ich bin Ruth und ich erzähle euch gerne davon. Vor einigen Wochen, ja ziemlich genau 6 Wochen war ich dabei, als Jesus in Jerusalem einzog. Das hat mich wirklich beeindruckt. Da kommt Jesus auf einem Esel zum Stadttor hereingeritten. Auf einem kleinen Esel! Die Römer, die hier das Sagen haben, die kommen auf Pferden angeritten. Oft im schnellen Galopp und wir einfachen Menschen müssen schauen, dass wir uns schnell in Sicherheit bringen, in den engen Gassen von Jerusalem.

Doch Jesus nahm den Esel, ganz gemütlich und auf Augenhöhe. Nicht groß und mächtig. Und doch wie ein König. Wir, die wir am Straßenrand waren, verneigten uns. Manche zogen ihre Obergewänder aus und legten sie auf die Straße, um Jesus zu zeigen, wir machen den Weg schön für dich. Andere hatten Palmwedel, also Blätter von Palmen und legten die auf die Straße. Wir waren alle gut gelaunt und zuversichtlich. Hosianna riefen wir – das meint: hochgelobt sei der da kommt im Namen Gottes. Hosianna, Hosianna!

Ein sehr schöner Tag. Was hatte ich alles für Hoffnungen! Jetzt werden die Römer die Macht verlieren! Jetzt wird Gottes Reich hier bei uns einziehen. Streit und Neid, Missgunst und Unterdrückung werden ein Ende haben.

So hoffnungsvoll war ich damals beim Einzug von Jesus in Jerusalem.

Doch schon ein paar Tage später war alles ganz anders.

Jesus war tot. Gekreuzigt, als Gotteslästerer. Unfassbar.

Wie sollte das nur alles weiter gehen? Wo waren meine hoffnungsvollen Gedanken nur geblieben?

Wie es der Zufall so wollte, begegnete ich ein paar Tage später einer Frau am Brunnen. Ich konnte mich erinnern, sie beim Einzug von Jesus in Jerusalem gesehen zu haben. Eine Frau, die wohl zu der engen Freundschaftsgruppe um Jesus herum gehörte. Diese Frau, später habe ich erfahren, dass sie Maria Magdalena heißt, diese Frau stand still da, den Blick auf den Boden gerichtet und wartete geduldig, bis sie an der Reihe war. Ich ging näher hin und fragte Sie:

„Bist du nicht eine Freundin von Jesus gewesen?“ Erschreckt schaute sie mich an. „Psst, was willst du von mir", flüsterte sie?

„Ich will wissen, wie es dir oder euch allen geht. Alle Hoffnungen auf eine andere Welt sind ja wohl vorbei.“

„Psst,“ wisperte sie wieder, „nicht so laut und nicht hier. Ich warte auf dich, wenn du mit Wasserholen fertig bist. Kennst du den kleinen Durchgang an der kurzen Straße?“

„Klar“, sagte ich, „dann bis später“.

Das war ja seltsam.

Doch als ich mit Anstehen und Wasserholen fertig war, da stand sie wirklich an dem kleinen Durchgang und wartete auf mich. Ich freute mich.

„Wie geht es dir?“, fragte ich wieder.

„Ach, ich bin ganz durcheinander. Sicherlich hast du mitbekommen, dass unsere Hoffnung, unser Freund Jesus, am Kreuz gestorben ist“, erzählte Maria Magdalena.

„Ja", sagte ich, "es war einfach furchtbar. Und ist was dran an den wilden Gerüchten, die man in der Stadt so hört?“, ich war einfach neugierig. Es gab nämlich Menschen, die erzählten, dass Jesus nicht mehr tot sei.

Maria Magdalena schaut erschrocken auf. „Psst“, sprach sie leise weiter, „nicht so laut. Ja, Jesus lebt! Er ist auferstanden. Ich habe ihn selbst gesehen. Am Ostermorgen wollte ich zu seinem Grab gehen. Doch das Grab war leer. Und ein Mann, den ich zunächst nicht erkannte, sprach zu mir – jetzt weiß ich, dass es Jesus war. Und auch andere Freunde von uns haben Jesus getroffen und er hat mit uns geredet so wie früher.“

„Das ist ja mal was Verrücktes“, sagte ich. „Und du bist dir ganz sicher?“

„Ja, ganz sicher! Jesus lebt, er ist auferstanden!“

„Das ist ja toll“, sagte ich, „und warum flüsterst du dann so?“

„Ach, ich habe immer noch ein wenig Angst, dass die Feinde von Jesus auch uns Freunde von ihm gefangen nehmen. Weil, jetzt sind wir ganz allein.“

„Wie ganz allein?“ Maria Magdalena redete in Rätseln. Erst erzählt sie mir, Jesus ist wieder da, sie hat ihn gesehen und mit ihm geredet, andere auch. Da ist sie doch nicht ganz allein.

„Ach“, sagte sie dann. „Ja ganz allein. 40 Tage nach der Auferstehung waren wir mit ihm am Ölberg. Er erzählte uns, so wie früher vom Reich Gottes. Und wir hatten Hoffnung, dass doch alles so wird, wie wir es uns die letzten Jahre erträumt hatten. Doch Jesus mahnte uns: 'Habt Geduld, sagte er. Gott, mein Vater, wird euch einen Mutmacher schicken, seinen heiligen Geist. Dieser Mutmacher wird euch begleiten. Er gibt euch Kraft. Ihr seid nicht allein'. Als Jesus das gesagt hatte, da kam eine Wolke und hüllte ihn ein. Wir konnten ihn nicht mehr sehen. Wir starten zum Himmel. Kein Jesus mehr da. Dann entdecken wir zwei Gestalten in weißen Gewändern – es waren wohl Boten von Gott  - die fragten uns: Was steht ihr da und seht nach oben? Jesus ist jetzt bei seinem Vater im Himmel – und eines Tages wird er wieder zurückkommen.“

Mit offenem Mund habe ich Maria Magdalena zugehört. Das war ja eine Geschichte. Eine wirklich ganz besondere Geschichte.

Neugierig fragte ich sie: „Habt ihr den Mutmacher schon bekommen? Wie fühlt er sich an?“

Maria Magdalena schüttelte den Kopf ganz verzagt: „Wenn du mich fragst, ich habe keinen Mutmacher in mir, ich bin voller Sorgen und Ängste. Wie soll es nur weiter gehen mit der Sache Jesu?“

Hastig nahm Maria Magdalena ihren Wasserkrug. „Ich muss zu den anderen, die machen sich sonst Sorgen, wenn ich nicht bald komme. Einen schönen Tag wünsche ich dir, Ruth. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“

Und schon war sie verschwunden.

Da fiel mir ein, ich hatte ja auch noch einiges zu erledigen. Meine Schwester würde mit ihrer Familie in wenigen Tagen zu uns nach Jerusalem kommen, um das Wochenfest mit uns zu feiern. Meine Schwester lebt in Griechenland und sie, wie viele anderen Juden, kamen zum Wochenfest nach Jerusalem, um für die Ernte Dank zu sagen und im Tempel zu beten.

Dafür musste ich noch einiges vorbereiten.

Und nächste Woche erzählt euch Ruth vom großen Wochenfest und wie sie Maria Magdalena noch einmal trifft.

Apg 1, 1 - 12

28.5.2022

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Der Mutmacher ist, wie versprochen, bei den Freunden und Freundinnen von Jesus angekommen. Jetzt sind sie voller Kraft und Mut.

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Was klein ist wird groß!