Jakob flieht von zu Hause und hat einen wunderbaren Traum.

Ich bin der alte Jakob. Du kennst mich ja schon. Als Letztes habe ich dir erzählt, wie ich - mit einer List und mit Rebekkas tatkräftiger Unterstützung - zum Segen von Isaak, meinem Vater, kam.

Dass Esau, dem eigentlich der Segen zustand, darüber furchtbar wütend war, ist sehr verständlich. Es wurde immer ungemütlicher für mich in meinem Zuhause. Mehrmals am Tag bedrohte mich Esau und schrie mich an: "Sobald unser Vater tot ist, bringe ich dich um!"

Rebekka nahm mich zur Seite und sprach mit mir: "Jakob, du musst gehen. So geht das hier nicht weiter. Ich und dein Vater wollen, dass du zu meinem Bruder Laban gehst. Geh nach Mesopotamien in mein Elternhaus. Heirate eine Tochter meines Bruders Laban. Lass Esau Zeit. Er wird sich schon beruhigen. Wir schicken dann nach dir, wenn hier alles wieder in Ordnung ist." Das also sollte mein Plan sein, mich auf den weiten Weg zu machen, in der Familie meiner Mutter eine Frau finden und hier auf Beruhigung hoffen.

Es blieb mir nichts anderes übrig, als diesen Plan zu meinem Plan zu machen. Ich packte ein kleines Bündel, nahm einen Wasserschlauch mit, etwas Käse und Brot und ein Töpfchen mit Öl für die Haut und gegen die Sonne. Von der Mutter fiel mir der Abschied schwer. Sie wird mir fehlen. Von Esau verabschiedete ich mich nicht. Auch nicht von den Knechten und Mägden. Ich schlich mich einfach davon. Stunde um Stunde, die ich gegangen war, machten mich freier. Die Angst vor Esau wurde kleiner. Ich dachte hoffnungsfroh in die Zukunft. Eine Frau finden. Bei der Familie meiner Mutter ein vorübergehendes zu Hause finden. Hoffen auf Frieden zwischen Esau und mir. Ich ging und ging, in meinen Gedanken versunken. Da merkte ich, dass es schon dunkel war. Höchste Zeit, mir einen Lagerplatz zu suchen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass die Sonne untergegangen war. So war ich in meinen Gedanken.

Ich schaute mich um. Ja, an diesem Ort konnte ich bleiben. Ein Stein fiel mir auf. An den legte ich meinen Kopf. Ich hüllte mich in meinen Mantel und schon war ich eingeschlafen. Ich war ja heute eine große Strecke gelaufen.

Ich lag also da, an dem Stein, in den Mantel gehüllt und schlief. Und während ich schlief, hatte ich einen Traum. Einen langen und ausführlichen Traum. Ich träumte, dass eine Leiter vom Himmel bis zu mir auf die Erde reichte. Auf der Leiter stiegen die Engel Gottes herunter und hinauf und dann sprach Gott mit mir: "Jakob, ich bin der Gott deines Großvaters Abrahams und deines Vaters Isaak. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Diese Nachkommen werden so zahlreich sein, wie der Staub auf der Erde. Deine Nachkommen werden sich in alle Himmelsrichtungen ausbreiten, nach Westen, nach Ostern, nach Norden und nach Süden. Sie sollen ein Segen sein! Und siehe, ich bin bei dir und behüte dich überall, wohin du gehst. Ich bringe dich auch zurück in dieses Land. Ich werde dich nicht verlassen, bis geschieht, was ich versprochen habe."

Ich habe mir ganz genau gemerkt, was Gott in dem Traum zu mir gesagt hat. Als ich dann richtig wach wurde, war ich ganz ergriffen. Was für ein Traum! Was für ein Ort!

Hier muss man Ehrfurcht haben. Es ist ein Ort, wie ein Tor zum Himmel, ein Tor zum Haus Gottes.

Nach dieser Nacht war ich ganz durcheinander. Gott hat mir so viel versprochen. Meine Kinder und die Kinder meiner Kinder werden zahlreich sein. Das ist wichtig, denn so werden sich viele um mich kümmern, wenn ich alt und gebrechlich bin. Sie sollen ein Segen sein. Das ist schön, da freut man sich als Vater.

Und dann hat er mir versprochen, dass er an meiner Seite ist und mich begleitet und behütet. Und, dass ich wieder heimkommen werde. Wie wunderbar. Ich spürte es, es wird ein guter Weg.

Als die Sonne meinen Schlafplatz beleuchtete, da schaute ich mich um. Dieser besondere Ort muss sofort als ein heiliger Ort erkannt werden. Was sollte ich tun. Ja, da war ja der Stein, neben dem mein Kopf gelegen hat. Der sollte zu einem Erinnerungsstein werden. Ich stellte ihn senkrecht hin. Jeder sollte ihn gleich sehen, der hier am Weg entlang kam. Dann holte ich mein Olivenöl aus meinem Beutel und bestrich die Spitze des Steines damit. So wird der Stein lange, lange Zeit als besonderer Stein zu erkennen sein. Im Fett vom Öl wird die Sonne verschiedene Farben aufleuchten lassen. Jeder, der hier vorbeikommt, kann sich denken: das ist ein Gottesort. Ich nannte den Ort Bet-El, das meint: Haus Gottes.

Als ich damit fertig war, gab ich ein feierliches Versprechen ab. Mein Versprechen an Gott: "Wenn du Gott mir beistehst und mich behütest auf meinen Weg und mir Nahrung und Kleidung gibst, dann bist du, wenn ich wohlbehalten nachhause zurückkehre, mein Gott wie du der Gott von Abraham und Isaak warst. Dann Gott werde ich dir hier an dem Ort, wo jetzt der Stein steht, ein Gotteshaus bauen und werde dir von meinem Besitz immer was abgeben.

Was für eine Nacht! So viele Versprechen. Das Versprechen von Gott an mich. Mein Versprechen an Gott.

Ich packte meine Sachen zusammen und zog wohlgemut weiter. An der nächsten Quelle füllte ich meinen Wasserschlauch auf und im Schatten eines Felsen machte ich mich hungrig über meine Vorräte her. Käse, Brot, Wasser. Wunderbar. So gestärkt ging ich weiter, Tag für Tag. Es war weit bis zum Bruder meiner Mutter.

Nach meiner Ankunft bei Laban gab es große Verhandlungen wegen der Hochzeit und nicht alles ging glatt. Ich war ziemlich sauer auf den Laban. Doch das erzähle ich dir nächste Woche.

1. Mos 28, 6-22

9.6.2024

Zurück
Zurück

Laban ist hinterlistig zu mir. Alles wird kompliziert.

Weiter
Weiter

Mit einer List, und Rebekkas Hilfe, erschleicht sich Jakob Esaus Segen.